Trello: Übersicht im Blogchaos

Bisher habe ich dieses Jahr immer nur über die Grundllagen des Schreibens geredet (Schneeflocke, klassisches Drama, Interviewbögen zum Entwickeln von Figuren…), was auch Sinn macht, wenn man ein Autor ist. Schließlich lebt man davon, dass man Bücher schreibt, die von begeisterten Lesern gekauft werden, sodass man aus diesen Einnahmen (im Idealfall) die Miete zahlen kann. Allerdings ist die Rechnung: gute Grundlagen + tolle Figuren in einer spannenden Geschichte = begeisterte Leser = genug Geld für die Miete etwas, dass mein Göttergatte als „Lügen für Kinder“ bezeichnen würde, nur die halbe Wahrheit. Die ganze Wahrheit ist etwas komplizierter, da hier noch der Faktor hineinspielt, dass man, um an Leser zu kommen, bekannt sein muss, was mich direkt zu der Frage bringt, wie man es zu dieser Bekanntheit bringt.

Ein Weg seinen Namen in die Welt hinauszutragen kann sein, dass man möglichst viele Skandale anhäuft, die verträglicher Version wäre, dass man einen Blog führt. Ein Blog ist eine hervorragende Plattform über eigene Veröffentlichungen zu informieren, Leseproben einzustellen und Leser neugierig zu machen und an sich zu binden, doch hat ein Blog auch einen großen Nachteil:

Man muss ihn führen.

Und das ist mit viel Aufwand verbunden. Artikel entstehen nicht einfach aus dem Nichts. Man muss Ideen dafür haben, muss recherchieren, muss schreiben, eventuell nach Bildern suchen, die Beiträge einpflegen oder alte Beiträge in einem Archiv sammeln, wenn man sie dem Publikum noch später zur Verfügung stellen möchte. Das ist zeitintensiv. Daher wundert es mich nicht, dass viele Autoren Probleme mit dem Bloggen haben. Oft fangen sie motiviert an, starten mit bis zu zwei Beiträgen oder mehr pro Woche, quellen über vor Ideen und dann…

Dann kann man zusehen, wie ihnen nach und nach die Luft ausgeht. Die Beiträge werden immer kürzer, seltener und irgendwann kommt gar nichts mehr. Die Erklärung hierfür ist immer wieder die Gleiche: das wahre Leben ist dazwischen gekommen. Man hatte einfach keine Zeit und Lust mehr und irgendwann hat man den Roten Faden verloren, so dass der Blog aufgegeben wurde.

Schade.

Aber muss das zwangsläufig so sein?

Nein, muss es nicht. Wenn man ein paar Tricks beherrscht, die einem das Leben im kreativen Chaos vereinfachen.

Was das Dranbleiben an meinen Manuskripten angeht, habe ich bereits den Produktivplan von Richard Norden vorgestellt. Dieser hilft, den Überblick in meinen literarischen Projekten zu behalten und keine Deadlines mehr zu versäumen. Für meinen Blog habe ich mir ein ähnlichen Helfer zugelegt. Den Redaktionsplan in Trello.

Zuallererst, was ist Trello?

Trello ist eine Webapp, mit der man Struktur in jedes noch so chaotische oder große Projekt bringen kann. Wir nutzen Trello für so ziemlich alles. Von der Einkaufsliste bis hin zur Organisation unserer Umzüge und, seit gut einem Jahr, auch für den Blog um einen Überblick darüber zu behalten, was ich machen möchte, was ich gerade mache und was ich gemacht habe.

Klingt kompliziert und vage? Ja ich weiß. Aber lasst es mich an einem Beispiel erklären.

Was ich erreichen wollte und wo die Probleme warteten:

Als ich vor einem Jahr beschloss mir von Trello bei meinem Blog helfen zu lassen, stellte ich mir folgende Frage: Was möchte ich erreichen?

Nun, in erster Linie, dass der Blog, trotz all der Verpflichtungen die ich hatte, weiter am Leben und mit neuen Beiträgen gefüllt würde. Am besten regelmäßig, denn für einen guten Blog ist es nicht ausschlaggebend, dass man viel auf einen Schlag veröffentlicht. Ein guter Blog ist eher ein Langstreckenlauf. Man muss ständig und regelmäßig am Ball bleiben, nicht kurzfristig und viel.

Die Probleme, die dabei auftraten waren zum einen, dass mir viele Ideen durch die Lappen gingen, weil sie mich oft überfielen, während ich gerade unterwegs war und alle irgendwo anders vermerkt wurden. Auf Zetteln, in Notizbüchern, auf dem Handy… Nie hatte ich alle an einem Ort.

Das nächste Problem war, dass mir der Überblick fehlte, wie weit ein Artikel bereits vorbereitet war, denn oft begann ich für etwas zu recherchieren oder zu schreiben, musste abbrechen und wusste dann nicht auf Anhieb, wie viel Arbeit ich in den jeweiligen Artikel noch investieren müsste, bevor ich ihn veröffentlichen wollte. Effektiv war das nicht. Was zu dem nächsten Problem führte. Weil ich regelmäßig veröffentlichen wollte, setzte ich mir pflichtbewusst Abgabe- bzw. Veröffentlichungstermine, die ich aber kaum oder nur auf den letzten Drücker einhalten konnte, da für einen geplanten Beitrag doch noch mehr Arbeit notwendig war, als mir bewusst war, da ich keinen Überblick hatte.

Mir war also klar, ich brauchte etwas, in dem ich Ideen festhalten konnte, protokollieren konnte, wie weit ein Beitrag bereits gediehen war und ob ich eine Frist dafür gesetzt hatte und wann genau diese ablief. Ja, bei Blogreihen, also einer Reihe von Beiträgen, die inhaltlich oder thematisch aufeinander aufbauen, war es zudem noch wichtig zu wissen, welcher Beitrag wann veröffentlicht wurde und welcher als nächster kommen soll und ob dieser bereits existierte.

Um all das in den Griff zu bekommen, nahm ich mir einen Nachmittag, an dem ich mich mit Trello und meiner Art Beiträge zu erstellen auseinandersetzte, und erarbeitete mir ein Board, mit dessen Hilfe ich nun den Weg des einzelnen Beitrags verfolgen kann und gleichzeitig einen Überblick über das Leben meines Blogs habe.

Mein Board und ich:

Um das Leben meines Blogs in den Griff zu bekommen, legte ich mir ein Board bei Trello an.

Ein Board kann man mit einer leeren Wand vergleichen, an die man heften kann, was man möchte. Internetlinks, Fotos … In der Basisversion heftet man aber Listen an das Board.

Listen und Karten:

In meinem Fall heftete ich sieben „Listen“ daran, die für mich wie Behältnisse funktionieren, denn in jeder dieser Listen halte ich Dinge fest, die alle etwas gemeinsam haben. 

So heißt die erste Liste „Ideen“ und in ihr halte ich alles fest, dass mir durch den Kopf geht und von dem ich meine, dass ich darüber auf meinem Blog berichten könnte. So stelle ich sicher, dass ich immer neue Ideen vorrätig habe, wenn ich neue Beiträge plane. Möchte ich zu der Liste „Ideen“ eine neue Idee hinzufügen, so füge ich der Liste eine neue Karte hinzu. Auf dieser kann ich der Idee einen Namen und eine Beschreibung vergeben, die, je nachdem, wie viel ich bereits über das Thema weiß, mal länger oder mal kürzer ausfällt.

Doch mit einer Ideensammlung an sich lebt der Blog noch nicht. Die Ideen müssen auch in Beiträge umgewandelt werden. Deswegen gibt es auf meinem Board neben der Liste „Ideen“ noch die Listen: „Recherche /Vorbereitung“ in die eine Idee, nebst den recherchierten Infos wandert. Von dort aus geht ihre Reise weiter über die Liste „Geschrieben“, zu „Korrigiert“, bis sie in der Liste „Eingefügt“ landet, was bedeutet, dass der Beitrag fertig erstellt ist und sich in der Warteschlange bei Tumblr. befindet. Da jeder Beitrag einen unterschiedlichen Bearbeitungsaufwand hat, stehen die Karten in unterschiedlichen Listen. Werfe ich nun einen Blick auf mein Board, kann ich schnell einschätzen, in welchem Zustand sich ein Beitrag befindet und wie viel Arbeit investiert werden muss, um ihn fertigzustellen.

Doch das ist nur die halbe Miete. Nun sehe ich zwar, wo meine Sorgenkinder sind, aber wie ist das mit Veröffentlichungsterminen und Blogreihen, wo Beiträge aufeinander aufbauen? Wie stelle ich sicher, dass ich nicht den falschen Beitrag veröffentliche und die Reihe zerreiße?

Durch das Setzen von Fälligkeitsdaten.

Fälligkeitsdaten und Labels:

Diese wirken wie Fristsetzungen und da ich bei Trello meine Mailadresse hinterlegt habe, erhalte ich jeweils eine Woche vor Ablauf der Frist eine Erinnerung, dass der Beitrag bearbeitet werden muss.

Gleichzeitig sagt mir die Fristsetzung auch, wann welcher Beitrag auf dem Blog geplant ist und da die Daten auch nach der Veröffentlichung eines Beitrags erhalten bleiben, kann ich sehen, welcher der Vorgänger- und welcher der Nachfolgebeitrag war, bzw. werden soll. Eine weitere coole Funktion von Trello ist, dass man zusätzlich zu den Fristen noch „Labels“ vergeben kann. Das sind farbige Quadrate, die oben links auf der Karte erscheinen und mir eindrücklich zeigen ob eine Karte dringend ist oder nicht.

Zusammenfassung:
Ein Board bei Trello hilft den Überblick zu wahren. Zum einen, da man in ihm die Ideen für den Blog sammeln kann, zum anderen, weil man den Werdegang eines Beitrags durch die Listenfunktion zu jeder Zeit einsehen kann.

Fristsetzungen sorgen dafür, dass die Veröffentlichungstermine nicht mehr verschwitzt werden können, und zeigen die zeitliche Abfolge von aufeinanderfolgenden Beiträgen.

Dank Trello weiß ich nun also, welcher Beitrag demnächst auf dem Blog erscheinen soll, welche Beiträge sich in der Mache befinden und was ich sonst noch so an Ideen für den Blog habe. Ein wichtiger Schritt, um den Blog dauerhaft am Leben zu halten, aber allein nicht ausreichend, denn oft ist es so, dass bei dem Erhalt eines Blog das andere Leben in die Quere kommt und die Zeit für Recherche, für das Schreiben und Veröffentlichen nimmt. Wie umgeht man diese Falle?

Durch Vorarbeiten:

Etwa zwei Mal pro Jahr setze ich mich hin und schreibe Blogbeiträge, wie eine Irre. Ein paar Tage lang, mache ich nichts anderes, als auszuwählen, zu planen, zu recherchieren und zu schreiben, Fälligkeitsdaten zu vergeben und Artikel einzufügen, dass es schon Bulemieveröffentlichen genannt werden könnte, da ich so viele Beiträge mit einem Mal habe. Meist passiert das zu Anfang des Schuljahres, wenn die ersten Ferien da sind und gegen Ende und danach ist mein Blog für in etwa ein halbes Jahr das, was ich im Studium als „scheinfrei“ bezeichnet habe. Ein Zustand, bei dem man an einer Veranstaltung an der Uni noch teilnimmt, aber nicht mehr wirklich aufpassen muss, weil man die notwendige Leistung bereits erbracht hat und seinen Schein bereits hat.

Meiner Erfahrung nach funktioniert das bei mir besser, als wenn ich mich jede Woche aufs Neue hinsetzen würde, da ich nicht jede Woche garantieren kann, dafür Zeit zu haben und dann in Kauf nehmen müsste, Abgabetermine zu versäumen, was auf Dauer zu Frust und dann zum Erliegen des Blogs führen würde.

Gleichzeitig scheint es, als haben Freunde und Familie eher Verständnis dafür, wenn man sich als Blogger für ein Wochenende am Stück ausklinkt, um Beiträge zu schreiben, als wenn man immer wieder über das Jahr verteilt Verabredungen absagen muss. Warum das so ist? Keine Ahnung. Also, nutzt Trello, schafft euch einen Überblick und Fristsetzungen und überlegt mal, ob ihr eure Blogverpflichtungen nicht im Pulk bearbeiten wollt.

Ich hoffe, ich konnte helfen und wir sehen uns das nächste Mal im … Moment, ich muss mal Trello fragen. Wir lesen uns im Oktober wieder, wo es um das Thema „Überarbeitung“ gehen wird. Natürlich der des Manuskripts, nicht was ihr denkt.

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