Instagram oder Finstagram?

Seit etwa einem Jahr treibe mich auf Instergram herum und ich dachte, da ein Jahr verstrichen ist, wird es höchste Zeit für Tabula rasa, einen kurzen Abriss über die Plattform und was das involviert sein darin mit sich bringt.

Instagram, oder auch Finstergram, wie ich es in dunklen Momenten nenne, hat, wie alles im Leben seine Licht -und Schattenseiten.

Etwas, dass mir ganz klar an der Plattform gefällt, sind die vielen bunten Bilder und tollen Inhalte.

Ich bin und bleibe ein Augenmensch und eigentlich ist es auch nicht schlimm ein Auge für das Schöne zu haben. Schlechte Dinge gibt es genug auf der Welt.

Nachteil daran ist aber, dass ich aufpassen muss, wie lang ich in Instagram bleibe, weil ich dazu neige, Stunden dort zu verbringen, mich in den Beiträgen und Bildern zu verlieren.

Ach und ebenso gefährlich ist natürlich die Werbung.

Ich weiß nicht, bekommt ihr auch ständig Anzeigen für Klamotten und Schmuck gezeigt? Gefühlt die Hälfte meiner Timeline besteht aus Anzeigen für dieses und jenes. Wobei ich der Ehrenrettung halber zugeben muss, manche Dinge davon sind sehr interessant und ich nehme sie gern als Anregung für Geschenke für Freunde und Angehörige.

Neben den vielen bunten Bildern gefallen mir die Beiträge von Kolleg*innen. Besonders die, bei denen man sieht, dass sie nicht geschönt sind und die nicht nur von Erfolg handeln, sondern auch davon, dass das Autor*innenleben manchmal alles andere als angenehm ist.

Ich denke, dass solche Beiträge sehr wichtig sind, um zu zeigen, dass nicht jeder ein Genie ist, 8 Stunden am Stück eine tolle Pointe nach der anderen raushaut und einen Bestseller nach dem anderen schreibt.

Ebenso schätze ich das Stück Menschlichkeit, dass man einigen Beiträgen entnehmen kann.

Plus die Möglichkeit, in Kontakt treten zu können. Kommentarfunktion. Eine gute Sache. Auf die Art ist schon die eine oder andere Diskussion zu so manchem Thema zustande gekommen und das vermittelt mir das Gefühl, Teil einer Gruppe zu sein, ohne Verpflichtungen dadurch einzugehen. Autor*innen wird gern geraten, nicht allein zu schreiben. Das Leben als Schriftsteller*in ist an sich einsam genug, daher sollte man sich, auch um Kritik zu den eigenen Texten zu erhalten und um sich weiterentwickeln zu können, einer Schreibgruppe anschließen oder sich in Schreibforen herumtreiben.

Ich habe beides versucht und festgestellt für mich ist das nichts.

In beiden Fällen hat sich bei mir, wenn ich mich mit anderen quasi wöchentlich vergleichen konnte, zu viel Druck aufgebaut, der mich am Ende total blockiert hat. Hilfreich für den Schreibprozess und die Weiterentwicklung geht anders.

Bei Instagram habe ich die gleiche Möglichkeit wie in einer Schreibgruppe. Ich kann mit anderen Autor*innen in Austausch treten, kann ihre Werke kommentieren, kann mir durchlesen, mit was für Problemen sie zu kämpfen haben und dann weitere Fragen oder auch mal einen Tipp beisteuern. Ich kann aber auch selbst Fragen stellen (Gut, dass man eine Antwort erhält ist nicht immer sicher, aber Risiken muss man eingehen.) Das Schöne an der ganzen Sache ist: All das ist unverbindlich.

Ich muss nicht in die Bubble gehen, ich KANN.

Ich muss mir das nicht durchlesen, wenn es mir ohnehin nicht gut geht und ich wieder mit mir selbst hadere, denn ich weiß, ich selbst bin mein größter Kritiker. Aber ich KANN auf Instagram schauen, ob jemand, dem ich folge, ein ähnliches Problem hatte und was er oder sie dagegen getan hat.

Ebenso schön ist, dass ich die Gruppe derer, die kommentieren dürfen beschränken kann.

In einer Schreibgruppe oder einem Forum gibt jeder seinen Senf dazu. Auch Leute, deren Kritik ich vielleicht nicht schätze. Zudem ist es ein Haufen Arbeit, sich durch all die Kommentare zu wühlen und etwas für sich daraus mitzunehmen. Fällt einem noch dazu die Abgrenzung schwer, kann einen die Menge an Kritik, die man in Schreibforen oder in einer Gruppe erhält leicht überrollen und im schlimmsten Fall geht gar nichts mehr.

Bei Instagram lässt man nur Leute in die Timeline, die man sympahtisch findet. Kritik kommt von denen, die ich schätze.

Klar, auch komplett Außenstehende könnten meine Beiträge kommentieren, de facto erlebt habe ich das aber noch nie. Vielleicht weil die Schreibbubble so speziell ist? Oder ich so blass und meine Beiträge nicht aufregend und spaltend genug?

Fakt ist, bei Twitter habe ich schon einige Shitstorms gesehen, wenn auch noch nie selbst einen erlebt. Bei Instagram ist mir das noch nicht untergekommen.

Das Instagram eine „schöne heile Welt“ präsentiert, egal, was in der realen Welt passiert, nun, das mögen viele der Plattform vorwerfen, aber ich weiß es durchaus zu schätzen. Wenn man die negativen Nachrichten, Berichte über das Elend der Welt finden möchte, es gibt sie durchaus, die kritischen Stimmen. Auch auf Instagram. Denn auch die Plattform kann sich nicht den kritischen Stimmen verschließen und ist nicht ohne Schattenseiten.

Eine dieser Schattenseiten ist eben jene Lichtseite.

Ja, die Bilder die präsentiert werden, sind schön und perfekt. Daher liebe ich sie so, daher gefallen sie mir so. Aber während man diese Bilder bewundert, keimt unwillkürlich die Frage auf, ob man selbst auch so interessante Inhalte oder wenigstens so schöne Bilder produzieren kann?

Spoiler: Die Antwort lautet fast immer Nein. Und das frustriert. Natürlich um so mehr, wenn man mit sich selbst ohnehin schon im Unreinen ist. Dann kann Instagram zu einem toxischen Ort werden, der nicht nur die Möglichkeit zum Doomscrolling gibt, sondern der Selbstkritik auch jede Menge neue Nahrung zuspielt, in dem er einem Bilder und Berichte von Leuten zeigt, die allesamt schöner, weiter höher fliegen als man selbst.

Liegt das nun an der Plattform?

Kaum.

Eher an einem selbst.

Menschen werden immer versuchen, sich gut zu verkaufen, wenn man ihnen die Möglichkeit dazu gibt. Instagram tut das. (Wie übrigens jede andere social media Plattform auch.) Daher ist es ja voll mit vielen bunten Bildern. Daher sind die meisten Beiträge nicht zu 100 % ehrlich und ernst zu nehmen. Die Teilnehmer, die ohne mit der Wimper zu zucken auch ehrlich von ihren Rückschlägen berichten sind selten. Aber es gibt sie. Man muss sie nur finden und sich in seinen eigenen düsteren Momenten daran erinnern sie zu suchen und zu finden. Und Instagram an manchen Tagen einfach aus zu lassen.

Zurück
Zurück

Trello: Übersicht im Blogchaos

Weiter
Weiter

Ohren gespitzt!