Des Kaisers Kleider - Teil 4 der Serie

Kinners, dass ihr auch noch den letzten Teil der Serie lesen wollt, macht mich doch etwas nervös.

Daher wird das heute auch kein langer Beitrag, sondern hier nur noch der letzte Rest an Gefühlen und wie wir sie beschreiben können.

Verunsicherung /Nervosität:

Okay, viele der „Symptome“ von Verunsicherung oder Nervosität sind im Verlauf des Artikels bereits genannt worden, denn sie gehen oft in Zusammenhang mit anderen Emotionen einher.

Man ist aufgeregt, nervös, ehe man sich freut. Man ist verunsichert, wenn man jemandem gesteht, dass man auf ihn steht und dann ist man himmelhochjauchzend glücklich, wenn die Antwort auf das Geständnis positiv ist. Man ist verunsichert, ehe man Angst vor etwas bekommt oder einen gehörigen Wutanfall, weil man nicht so recht glauben kann, was man da gehört / gesehen hat. Verunsicherung allein tritt also selten auf. Kann auch selten lang aufrecht gehalten werden. Ist ein anatomisches Ding. Zum Glück! Denn stellt euch vor, ihr müsstet Tage oder Wochen unter den Symptomen von Nervosität oder Verunsicherung leiden. Dauerhaft! Ihr würdet verrückt werden. Warum genau? Wegen der „Symptome“, die mit dieser Emotion einhergehen und durchaus unangenehm bis peinlich sein können.

Die Anzeichen für Verunsicherung sind glaube ich allen bekannt:

Erstes Anzeichen ist Herzrasen. Der Körper bereitet sich auf Kampf oder Flucht vor, daher der trommelnde Herzschlag. Teilweise ist er so stark, dass man ihn sogar sehen kann. Kein Scherz. Damit einhergehend: Atemnot. Hier fährt man sich gern am Kragen entlang. Könnte sein, dass der etwas eng sitzt oder nicht? Meist ist das nicht der Fall, die Atemnot geht weiter und damit wiederum einhergehend ist ein weiteres Symptom: Schwindel. Nicht auch zuletzt, weil Menschen, die aufgeregt sind besonders oft nach Luft schnappen, damit erhöht sich zwar der Sauerstoffwert im Blut, wir brauchen aber eigentlich Sauerstoff und Kohlenstoff. Steigt der Sauerstoff zu schnell an, kommt es zu Schwindel, bis hin zur Ohnmacht. Dagegen hilft bei aufgeregten Menschen sie in eine Tüte atmen zu lassen. Der Mensch atmet die Luft in der Tüte ein, dann wieder dahin aus und dann seine eigene bereits einmal eingeatmete Luft wieder ein, die dann wieder um einen höheren Stickstoffwert beinhaltet und dem Menschen gibt, was er in dem Fall braucht. Aber, dass nur für den Notfall.

Sehr beliebt oder soll ich eher sagen bekannt sind Schweißausbrüche. Weil beliebt sind die nicht, denn kaum etwas ist peinlicher, als wenn die Hände kalt und feucht werden, man die Hand aber gleich noch seinem zukünftigen Chef zur Begrüßung geben muss. Oder aber man leidet unter Schweißflecken groß wie Suppenteller unter den Achseln, gegen die nur hilft nicht die Arme zu heben, weswegen man den ganzen Tag die Arme eng am Körper hält, einfach um die Flecken zu verdecken.

Während die Hände feucht sind, wird der Mund eher trocken, die Stimme brüchig. Was cool ist, wenn man eine Präsentation halten muss und nicht mehr zu hören ist.

Noch schlimmer ist nur noch, wenn zu dem trockenen Mund noch Verwirrtheit oder der Blackout kommt und man nicht mehr weiß, warum man überhaupt da ist, über was man noch mal reden soll und darauf schwören kann, die Folien an der Wand noch nie in seinem Leben gesehen zu haben.

Unser Temperaturempfinden kann in solchen Situationen ebenfalls lustige Streiche spielen. Erst wird einem eiskalt, dann wiederum ist einem heiß, als befände man sich in einem Dschungel.

Ein weiteres Anzeichen, dass ebenso beliebt ist wie die Schweißausbrüche, ist alles, was mit dem Magen zu tun hat. Denkbar sind hier einfaches Magengrummeln, über das Gefühl Ameisen im Magen zu haben, die für Lord of the Dance proben oder Pogo tanzen, bis hin zu richtigen Magenkrämpfen und – Schmerzen oder nervöser Durchfall, der einen aufspringen und nach dem nächsten Klo suchen lässt. Gern auch in Form der „nervösen Blase“, also kaum ist man aufgeregt, hat man mit einem starken Harndrang zu kämpfen. Biologisch gesehen fallen die Symptomen ebenfalls unter die Vorbereitung des Körpers auf einen Kampf oder eine Flucht. Bevor man losrennt möchte der Körper jede Art von Ballast loswerden, zum einen um mehr Energie für die Beine zu Verfügung zu haben und auch um weniger Zeug mitschleppen zu müssen. Gut, aber die Erklärung ist kaum tröstlich, wenn man vor einem Vorstellungsgespräch mit hochrotem Kopf auf dem nächsten Klo sitzt und dem eigenen Magen Gewalt androht.

Weniger drastische Anzeichen für Nervosität sind ein lautes Lachen, oft zu laut, für den Kontext, oder aber ein „dummes“ Lachen, also eine Art Kichern, gern bei weiblichen Figuren beliebt, um über eine peinliche Stille hinweg zuspielen. Ja, Spielen überhaupt. Gern mit den eigenen Haaren, der Kette, den Ringen an den Fingern, die hin und hergedreht oder umgesteckt werden, es sei denn die Fingern werden gleich von Anfang an geknetet. Es wird sich durch die Haare gefahren, die Haare werden geglättet, oder hinter die Ohren gestrichen / gesteckt, wieder hervorgeholt, wobei hier Achtung geboten ist, denn, wenn jemand die Haare hinter den Ohren vorholt, dann schirmt er oder sie sich ab, denn die Haare fallen in das Gesicht und beschränken damit den Blickwinkel, ähnlich den Scheuklappen von Pferden. Das heißt, dass Haare hinter den Ohren hervorholen ist also eine unbewusste Reaktion auf den Druck und Stress.

Manche Leute fahren sich (unbewusst) über den Mund, über das Kinn. Hier ist oft die Angst vorhanden, dass man etwas Dummes sagen könnte. Bevor man antwortet möchte man darüber nachdenken, für einen Moment also verbietet man sich den Mund, was sich dann im Außen darin äußert, dass man sich selbst über den eigenen Mund fährt. Weniger bekannte Signale sind außerdem:

Zusammenzucken oder sich erschrecken, wenn beispielsweise jemand durch die Tür kommt. Steht dieses Verhalten in Zusammenhang mit Nervosität ist es ein Hinweis auf Vigilanz, also den Zustand der dauerhaften Anspannung, die in Verbindung mit einer Angststörung einhergehen kann. Einfach gesprochen ist die Figur dauerhaft im Fluchtmodus und immer bereit sofort aufzuspringen und der Situation zu entrinnen. Das wiederum führt dazu, dass auch die geringsten Geräusche oder aber normale Dinge sie erschrecken / aufspringen / hochfahren oder zusammenzucken lassen. Natürlich handelt es sich bei dem beschrieben Symptom um ein krankhaftes Verhalten, was nicht auf Dauer durchgehalten werden kann. Was man als Autor* in übrigens auch wieder für sich nutzen kann. Figuren, die unter so einer Anspannung stehen und solch starke Symptome zeigen, werden auch an anderen Stellen Probleme haben. Denkbar wären hier Schlafstörungen, Magenkrämpfe, häufige Ausfälle aufgrund von Krankheit, zitternde Hände, Schweißausbrüche … Der Fantasie sind hier leider keine Grenzen gesetzt.

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Des Kaisers Kleider - Teil 3 Negative Emotionen