Des Kaisers Kleider - Teil 3 Negative Emotionen

Hallo zum dritten Teil. Heute setzten wir uns mit den dunklen Seiten unseres Seins auseinander. Wut, Trauer und die gute alte Gleichgültigkeit. Wem das nicht alles nicht egal ist sondern wer wissen will, wie man all diese Sachen vermitteln kann, kann gern weiterlesen.


Trauer:

Trauer kann laut sein, muss aber nicht.

Auf der einen Seite gibt es die ganz klare Reaktion des Weinens, laut oder leise, Schreiens. Oder, noch „ausufernder“ das Zusammenbrechen, Ohnmacht oder aber das Reißen an Kleidung und Haaren, wenn die Trauer auch in Richtung Verzweiflung geht.

Auf der anderen Seite gibt es die stillen Typen. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie keine bis wenig Regung zeigen. Weder was den Körper angeht, noch was das Gesicht betrifft. Hier hat man dann eine versteinerte Miene, also ein Gesicht in dem sich nichts regt, kein Anzeichen zu zeigen scheint. Spektakulär auf der stillen Skala ist der sogenannte „Thousend yard stare“, der von Fotografen im zweiten Weltkrieg bei Soldaten eingefangen wurde. Er ist nicht nur ein Zeichen von Trauer, sondern von Trauma. Kennzeichnend für den Thousand yard stare ist, dass die Person stumm und regungslos vor sich hinstarrt, auf keine Ansprache reagiert. Die Augen teilweise aufgerissen, manchmal steht auch der Mund etwas offen., aber der Blick der Person richtet sich auf nichts bestimmtes, geht ins Leere. Allgemein scheint es als würde die traumatisierte Person etwas sehen, was andere nicht sehen können und es ist an der Miene, die wie schockgefroren ist, generell sehr unbeweglich, kein Lächeln, abzulesen, dass was auch immer die traumatisierte Person sieht, nichts Positives ist. Allgemein zeigt sich das Bild von jemandem, der noch in der schrecklichen Situation gefangen scheint, sie nach wie vor vor Augen hat, auch wenn er schon längst nicht mehr am Schauplatz des traumatischen Ereignisses ist. Möchte man so eine Figur schreiben kann man weitere Anzeichen von Schock und Verwirrung mit hineinbringen, um deutlich zu machen um was es sich handelt. Anzeichen für jemand, der vor Trauer verwirrt ist, wäre zum Beispiel, dass er orientierungslos durch die Gegend läuft. Versuche die Person wieder „einzufangen“ könnten abgewehrt werden, die Ruhelosigkeit wird aufrecht gehalten. Denkbar wäre dabei auch, dass die Person in sinnlose Aktion verfällt, die niemand wirklich nachvollziehen kann. Ein Beispiel wäre hier das Aufräumen, unmittelbar nachdem man eine schreckliche Nachricht erhalten hat, während alle anderen erwarten, dass man in Tränen ausbricht. Oder die Person murmelt Unverständliches vor sich hin, reagiert nicht auf Ansprache, wenn man nachfragt, was sie gerade sagt. Generell kann Abwehr und Zurückziehen aus Gesellschaft ein Zeichen von Trauer sein, wobei das ein ziemlich bekanntes und damit sicheres Anzeichen für Trauer ist. Wenn man als Autor also auf Nummer sicher gehen möchte, dass die Figur auch verstanden wird, dann kann man sich dafür entscheiden.

Ein weiteres Anzeichen, dass in die Kategorie „unruhig trauernde Person“ hineinspielt wäre die Schlaflosigkeit. Ebensogut: ihr „Gegenspieler“ die Müdig- oder Antriebslosigkeit. Gern auch dann, wenn sich jemand bereits länger im Trauerzustand befindet und fließend übergehend in die Vernachlässigung. Wobei diese klar als ein Zeichen von Depression gelesen / erkannt wird. Allerdings muss ich sagen, dass ich von diesem Depressionssymptom absolut kein Fan bin, da es zum einen ein massives Klischee ist und die sollte man, wenn möglich vermeiden. Zum anderen wird es der Depression nicht gerecht, da Depression eben nicht nur andauernde Antriebslosigkeit und Müdigkeit ist. Depression ist eine wahre Meisterin der Täuschung und hat so verteufelt viele Symptome, dass es teilweise sehr schwer ist sie zu erkennen. Sogar für Ärzte. Depression kann sich nämlich nicht nur über Antriebslosigkeit ausdrücken, sondern auch über Fressattacken oder aber Appetitlosigkeit, durch Schlaflosigkeit, durch verminderte Gehgeschwindigkeit oder aber durch eine schnellere Gehgeschwindigkeit. Sie kann in Form einer high functoning depression auftauchen, von der dann die Rede ist, wenn die Person noch genug Kraft, Disziplin, Antrieb für die Arbeit hat, im Privaten aber zusammenbricht und nichts mehr tut. Oder aber sie tritt in Form der Dysthemie auf, eine sehr unauffällige, schleichende Form der Krankheit, die den Betroffenen nicht lahmlegt, aber dafür sorgt, dass er so gut wie keine oder gar keine Freude mehr empfinden kann, was man darüber ausdrücken kann, dass die Figur nie Anzeichen von Freude zeigt, egal, was ihr in ihrem Leben begegnet.

Weiter kann Trauer sich auf noch ganz vielen anderen Gebieten ausdrücken. Krankheitsanfälligkeit kann zum Beispiel ebenfalls ein Anzeichen von Trauer oder Stress sein. Wenn man darüber nachdenkt ist es total logisch. Trauer, also eine emotionale Achterbahn, setzt das Immunsystem Schach Matt. Die Folge: man nimmt jede Grippe mit nach Hause. Oder man hat Rücken-, Magen-, Kopfschmerzen. Denkbar wäre auch das vermehrte Aufsuchen von Ärzten, um eine Diagnose, eine Krankschriebung, Medizin zu bekommen oder aber, bei älteren Figuren: das Aufsuchen von Ärzten (oder Supermärkte) um der Einsamkeit zu entgehen und um noch mal am Leben teilzuhaben. Ziemlich traurig eigentlich oder?


Wut:

Klares Anzeichen von Wut und Hass sind natürlich was? Aggression.

Schön gesagt, aber wie bitte zeigt man Aggression? Aggression an sich ist ja nicht mehr als ein Wort. Welche Möglichkeiten gibt es klar zu machen, dass jemand wütend, sauer, angefressen, angepisst ist? Ganz einfach, in dem man beschreibt was man sieht, wenn jemand sauer ist.

Anzeichen für ein sich anbahnenden Wutanfall? Oh, where do I start?

Bei den Augen?

Die Augen. Hier sind zwei Anzeichen möglich. Zum einen, das Aufreißen der Augen. Wie auch bei Überraschung oder auch Angst. Denn, der Wut geht oft der Unglaube voraus. Der Unglaube, Die Fassungslosigkeit, dass irgendwer jetzt wirklich das zu uns sagt, das macht. Dass das was uns eben entgegengeschleudert wurde tatsächlich so gemeint ist, wie es gesagt wurde. Oder auf gut Deutsch: Not your f* Ernst! Gern werden die Augen auch mit einem nach Luft schnappen gepaart. Oder einem Ausruf. Nur ein Wort, nicht mehr, zu mehr ist keine Geduld, keine … was auch immer da. Alles andere überfordert in dem ersten Moment.

Die nächste Möglichkeit ist, dass Augen zusammengekniffen und die Augenbrauen zusammengezogen werden. Eventuell erscheinen Falten auf der Stirn. Dieser Art von Wut ist eher ruhiger Art, nicht so explosiv wie die obige, aber durchaus ernstzunehmen. Wenn die Zornesfalte, die Falte zwischen den Augenbrauen und der Nasenwurzel erscheint, sollte man sich in Acht nehmen. Die Gardinenpredigt ist in Vorbereitung.

Ebenfalls denkbar wäre, dass man oder die Figur in dem Fall, einen Schritt zurücktritt. Um zwischen sich und die „Überraschung“ Abstand zu legen. Wenn jemand schon so drauf ist, dass er einen beschimpft, wer weiß, wozu der noch im Stande ist? Besser sich selbst schützen, besser auf Abstand gehen. Nicht viel, aber immerhin, so weit weg, dass man uns nicht plötzlich angreifen kann. Wer seine Figur nicht einen ganzen Schritt Abstand gewinnen lassen möchte, kann auch nur ein leichtes Zurückgehen mit dem Oberkörper beschreiben. Unterliegt dem selben Hintergrund, ist nicht ganz so drastisch.

Doch weiter im Gesicht. Stirn in Falten, Augen zusammengekniffen, verengt, was gibt es noch?

Nicht nur die Augen können sich zusammenkneifen, die Lippen stehen den Augen keinen Deut nach, auch die kann man prima zusammenkneifen, zu einer Linie verdünnen, sogar so lang, bis sie ganz weiß, also blutleer werden. Aber das ist Profiliga an Lippenzusammenkneifen, das findet man so nur bei Sachbearbeiterinnen im öffentlichen Dienst kurz vor der Rente und eine Brille mit Goldrand an einem Kettchen ist dafür unbedingt notwendig.

Ebenfalls denkbar ist ein Zucken, um den Mund herum. Auch das ist ein Zeichen der Ablehnung. Eigentlich möchte das Gegenüber gern widersprechen, unterdrückt den Drang allerdings, was jedoch nicht komplett klappt, daher das Zucken. Zuckt nicht der Mund, sondern ein Fuß, oft hört man es eher als das man es sieht, so ein Tappen, dann liegt das daran, dass man zwar sauer ist, aber statt sich am Gegenüber zu rächen möchte man eigentlich raus aus der Situation, sprich weglaufen. Weil das aber nicht geht tappt der Fuß auf den Boden.

Typisch für einen sich anbahnenden Wutanfall kann eine Farbänderung des Gesichts sein. Der oft zitierte rote Kopf. Wut beschleunigt den Herzschlag, weil der Köper sich einer Flucht oder Kampfsituation gegenübersieht und in Konsequenz weiten sich die Adern, so dass mehr Blut in das Gesicht geleitet werden kann.

Ein anderer Fall in dem jemand Rot anläuft ist, klar, wenn einem etwas peinlich ist. Auch so eine fight or flight Situation.

Ebenfalls möglich wäre das Anschwellen des Halses oder „pochende / hervorstehende“ Adern entlang des Halses oder auch an der Stirn. Beliebt im englischsprachigen Bereich ist noch das Aufeinanderpressen der Kiefer, Zähneknirschen oder auch das Hervortreten der Kiefermuskeln, weil eben besagte Kiefer so angespannt werden.

Geht man den Körper weiter hinunter, wird man unweigerlich auf die geballten Fäuste treffen oder auch bemerken, dass sich das Gegenüber gerader aufrichtet, die Schultern strafft oder zurücknimmt. Klares Zeichen, hier macht sich jemand größer. Sofern Muskeln vorhanden sind, werden diese auch angespannt und treten dadurch hervor. Sitzt das Gegenüber wäre möglich, dass sich die Hände um die Armlehnen des Stuhls krampfen, so stark, dass die Knöcheln weiß werden, und, um ebenfalls größer zu wirken, als es ist, sich ebenfalls gerader im Stuhl aufrichten.

Tiefes Einatmen? Ebenfalls ein Zeichen für Wut. Das Gegenüber / die Figur, holt tief Luft für die folgende Brüllattacke, alle in Deckung.

Das waren alles Zeichen massiver Wut, aber ehe es soweit kommt, gibt es bereits Anzeichen, dass man jemandem gelinde gesagt ziemlich auf den Allerwertesten geht. Abzulesen ist das an den Bewegungen der Figur. Diese werden dabei in der Regel zackiger, energetischer, eckiger. Das liegt daran, dass in Vorbereitung auf das kommende Wutstadion mehr Energie freigesetzt wird, die dann wiederum vom Gegenüber in Schach gehalten werden muss, um nicht den eigenen Schreibtisch, den Antrag auf irgendwas, in der Luft zu zerfetzen. Denkbar wären hier auch die zuckenden Füße oder aber das Tappen mit einem Stift auf den Tisch oder das Klickern mit einem Kugelschreiber. Tiefes Einatmen ist ein Zeichen. Klar auch das Rollen der Augen, was schon richtig offensichtlich ist, aber auch das sich plötzlich für etwas anderes interessieren, wie z.B. das Handy oder der Blick auf die Uhr, was auch ein netter Hinweis a la: „Wie lang geht der Sch… hier noch?“ ist.


Gleichgültigkeit:

Puh… Gleichgültigkeit. Wie stellt man diese dar?

Gleichgültigkeit ist als „Teilnahms- und Leidenschaftslosigkeit, Abwesenheit von Affekten und Antrieb, Unempfindlichkeit gegenüber äußeren Reizen“, sagt zumindest Wikipedia, definiert. Natürlich geht es bei dieser Definition der Gleichgültigkeit als Krankheitssymptom, aber auch wenn man davon Abstand nimmt kann man festhalten, dass Gleichgültigkeit im Ganzen eine recht lauwarme Reaktion, wenn überhaupt eine Reaktion auf etwas ist. Entsprechend schwer darzustellen finde ich Gleichgültigkeit. Einfach weil sie durch eins glänzt: Abwesenheit. Abwesenheit von Reaktion auf etwas, Abwesenheit von Aufmerksamkeit für etwas.

Darstellen lässt sich das nur im Zusammenspiel mehrerer Figuren, denn für die Gleichgültigkeit braucht es eine Art Leinwand, einen Gegenspieler.

Denkbar ist hier, dass Figur A etwas für sie Wichtiges verkündet.

Figur B sollte theoretisch darauf reagieren aber… Trommelwirbel…. Nichts. Es kommt nichts. Keine Antwort, kein Jubel, kein Aufschrei. Allerhöchstens noch ein lauwarmes Achselzucken, was übrigens der beliebteste Ausdruck der Gleichgültigkeit ist.

Ein weiteres Zeichen für Gleichgültigkeit ist der Mangel an Aufmerksamkeit. Figur B hört nicht mal richtig zu. Sichtbar wird das daran, dass Figur A Steilvorlagen für Fragen liefert, Figur B n ein Ratespielchen verwickeln will, in dessen Rahmen Figur B auf die wunderbare Nachricht kommen soll, aber das Spiel scheitert, prallt daran ab, dass Figur B sich nicht rührt. Es werden keine notwendigen Fragen gestellt. Wie auch? Figur B hat nicht einmal zugehört.

Ebenso wie Figur B unter Umständen auch in eine ganz andere Richtung schaut. Statt sich auf den Gesprächspartner zu konzentrieren, starrt B irgendwo in die Pampa. Deutlicher kann man Desinteresse nicht signalisieren.

Ein ebenso sicheres Zeichen sind einsilbige, kurze Antworten a la: „Hmmm...“ oder ein gedehntes, langsames „Ja“ oder „Nein“ oder aber völlig unpassende Gegenfragen. Seufzen auch ein gutes Zeichen. Augenschließen, sich die Stirn massieren / reiben / über die Stirn fahren, geht dann schon in Richtung Genervtsein. Das Gegenüber soll aufhören zu reden, allein die Stimme bereitet einem Schmerzen, eigentlich will man nicht nur nicht mehr zuhören, sondern gar nicht mehr hören. Sicht durch die Haare fahren oder die Haare inspizieren („Ist das da Spliss?“ Um nur ein Beispiel für total unpassende Gegenfrage zu geben.), kann ebenfalls ein Anzeichen sein, da es aber auch bei Nervosität oder Verliebtheit zum Tragen kommen kann, ist es hier wichtig für die korrekte Atmosphäre zu sorgen.

Ein weiteres, wenn auch unsicheres Anzeichen, für Gleichgültigkeit ist Aufräumen. Statt sich Zeit für das Gegenüber zu nehmen, sich dazuzusetzen und aufmerksam zuzuhören, verfällt die Figur in Aktion. Gern auch irgendwie sinnlose Aktion, bei der Sachen von einem Ende des Schreibtischs oder Zimmers, an das andere Ende geräumt werden. So Sachen, wo man sich fragt, muss das jetzt sein? Gibt es nichts zum Räumen bleibt der Griff zum Stift und Block und das Kritzeln kann beginnen. Auch das kann ein Anzeichen dafür sein, dass was auch immer gerade gesagt wird, nicht sonderlich interessant ist. Allerdings, auch hier muss man vorsichtig sein, es soll auch Menschen geben, die nicht zuhören können, wenn sie nichts tun.

Weitere Anzeichen?

Ein „genervter“ Gesichtsausdruck: Mundwinkel sacken nach unten, das Kinn kann auf eine Hand gestützt werden, der Blick weicht dem Gegenüber aus, man starrt woanders hin. Es zeigen sich keine anderen Reaktionen im Gesicht. Freude, sie man an den Augen oder am breiten Grinsen ablesen könnte, fehlt.

Auch der Tonfall kann auf Gleichgültigkeit hinweisen. Wir hatten das oben schon. Die Antworten werden sehr kurz. Gleichgültigkeit duldet keine langen Reden. Sachen bleiben ungesagt, Sätze werden nicht zu Ende geführt, sondern verlaufen irgendwie im Sand. Sichtbar an den beliebten drei „...“. Oder der Faden des Gesprächs geht verloren, was nur logisch erscheint, wenn man nicht richtig zuhört. Sehr beliebt ist auch Ablenkung, um dem ungeliebten Thema auszuweichen. Die Strategie ist ähnlich der sinnlosen Aktions- Strategie, aber, wie ich finde, zielgerichteter. Bei der Strategie versucht man der sinnlosen Langeweile mit Hilfe von „Gegenangeboten“ zu entgehen. Figur A möchte über die spannende Neuigkeit sprechen, Figur B ist nicht interessiert und kontert damit eine andere Aktion vorzuschlagen, wie zum Beispiel Eis essen zu gehen, einen Film im Kino schauen zu wollen oder aber zu fragen, ob Figur A schon von Figur C und deren cooler Neuigkeit gehört hat. Denkbar ist alles, Hauptsache Figur A kommt nicht zum Schuss. Sei es weil die Zeit nicht reicht oder aber weil die Nachricht Figur A´s einfach durch etwas anderes verdrängt wird und dann in Vergessenheit gerät.

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