Des Kaisers Kleider oder wie Kleidung und Körpersprache hilft die Emotionen der Figuren zu vermitteln - Teil 1

Eine der großen „Regeln“ (wer hier länger liest, weiß ich hasse Regeln und bin dafür sie herzlich zu ignorieren) im Schreiben lautet: „Show don´t tell“, auf gut Deutsch: zeige deinem Leser was du meinst und sag es nicht einfach. Und so einfach die Regel klingt, so uneinfach ist es, sie zu beherzigen, schließlich bedeutet sie nichts anderes als das was unsere Figuren bewegt zu umschreiben und indirekt zu zeigen.

Statt als Autor*in zu schreiben: „XY war ängstlich“, was sehr direkt wäre, wird geraten dem Leser einen Tipp auf das Innenleben der Figur(en) zu geben, in dem man beschreibt, wie sie sich verhalten, wie sie aussehen, was sie tun, sprich ihr Innerstes nach Außen zu kehren, um so dem Leser zu sagen, was los ist, ohne auf plumpe Direktheit zurückgreifen zu müssen. Das, so die Annahme, soll den Text interessanter machen. Der Leser sieht, was passiert und kann sich selbst zusammenreimen, was los ist. Um dem Leser / der Leserin dabei die richtige Nachricht zukommen zu lassen, kann man auf Trick wie etwas Körpersprache, die Kleidung oder Tätigkeiten zurückgreifen. Körpersprache ist dabei eine der am meisten verwendeten Maßnahmen. Kleidung wohl eher die am wenigsten Bekannteste.

Statt also beim nächsten Mal wieder zu der „Abkürzung“ „jemand ist ängstlich“ oder auch gern so Satzbauten wie „…., sagte er ängstlich“ zu greifen nehmt durchaus einmal den Umweg über einen der Tricks, die ich hier zeige:

Kleidung:

Bei Kleidung gibt es Einiges, dass man beachten und nutzen kann.

Emotionen können sich über den Schnitt, die Stoffe, auch die Farben ausdrücken, die jemand trägt oder eben nicht trägt.

Lasst uns doch mal mit dem Letzteren anfangen: Farben

Farben gibt es bekanntlich jede Menge und trotzdem, wenn ihr mal in euch geht, werdet ihr feststellen, dass ihr nicht nur Favoriten habt, sondern dass angesichts bestimmter Situationen auch bestimmte Farben von euch gewählt werden. Niemand von uns wird zu einem Vorstellungsgespräch in einer normalen Firma in Kleidung in knalligem Pink gehen. Für ein Vorstellungsgespräch werden wir eher auf gedeckte, dunklere Töne wie etwa ein dunkles Blau, ein dunkles Grün, vielleicht sogar Schwarz zurückgreifen. Andererseits, auf dem Sommerfest auf der grünen Wiese, werden wir kaum in Blazer, Hochhackigen und dunklen Oberteilen kommen, es sei denn wir kommen direkt aus dem Büro, sondern auf ein Sommerfest wird man in heller Kleidung gehen.

Warum?

Weil alle diese Farben eine Bedeutung haben, eine Nachricht transportieren.

Dunkle Farben lenken von der eigenen Person ab, wirken aber gleichzeitig nüchterner, seriöser. Für ein Vorstellungsgespräch ist das perfekt. Man will sich zwar verkaufen, aber das Hauptaugenmerk eher auf die eigenen Leistungen denn auf die eigene Person legen. Zudem ist man natürlich darauf aus serös zu erscheinen. Man will den Job schließlich haben.

Beim Sommerfest ist das Gegenteil der Fall. Man will nicht als Spielverderber erscheinen, sondern die Zeit genießen. Helle vielleicht auf knallige Farben sind angesagt, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Gestalten wir eine Figur, können wir den Charakter durchaus durch die Wahl der Farben in der Kleidung an den Leser / die Leserin bringen.

Jemand der unsicher ist, nicht gesehen werden möchte, wird sich kaum in Magenta kleiden.

Doch nicht nur über die Farben lässt sich das Innenleben einer Figur transportieren. Auch über die Schnitte und Materialien lässt sich gut ausdrücken mit wem der Leser / die Leserin es zu tun hat.

Strenger Charakter oder ein Umfeld in dem man eher nüchtern und streng sein muss wird wenig mit Rüschen oder wallenden Kleider zu tun haben. Eine Bankangestellte sehen wir eher in Blazer und Anzughose, denn im Blumenkleid. Andererseits mag ein „Hippi“ durchaus einen Blazer nutzen, aber dann als eigenartiges Accessoire zu dem restlichen Outfit, dass aus Ketten, einem langen Rock oder durchlöcherten Jeans und einem legeren Shirt besteht. Eine sportliche Figur wird gern Sneaker und Jeans tragen. Die junge Mutter vermutlich auch, weil es einfach praktisch ist und wenn man kleine Kinder hat, geht das Praktische vor. Es sei denn man kann sich Personal für das Kind leisten. Dann wird man allerhöchstens Designerjeans zu Hochhackigen tragen. Mit der passenden teuren Handtasche, versteht sich.

Also, halten wir fest: Kleider machen Charaktere.

Je nachdem wie sich eure Figur fühlt wählt ihr das entsprechende Outfit, um das Innenleben nach Außen zu kehren.

Das gilt übrigens auch dafür, wenn eine Figur richtige Schwierigkeiten hat. Dann kann man sie tagelang das Gleiche tragen lassen, vielleicht auch Kleidung die eigentlich nicht angemessen ist, um auszudrücken, dass die Gedanken dieser Figur gerade ganz woanders sind und sie keinen Wert darauf legt sich damit zu beschäftigen was sie gerade trägt.

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Des Kaisers Kleider - Teil 2 der Körpersprache Serie

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