Werbung: Von der Theorie zur Praxis - Die Twitter Kampagne
Nach all der grauen Theorie kommt nun die Praxis.
Ich habe Anfang des Jahres eine Twitter Kampagne gestartet und wollte sehen, wie genau das funktioniert und was für Ergebnisse eine solche Kampagne bringt.
Da ich kein neues Buch habe, dass ich vermarkten wollen würde, habe ich mich bei der Auswahl für die Webklicks und Conversions Möglichkeit entschieden, um meinen Blog bekannter zu machen. Denn, so mein Gedankengang, wenn mehr Leute von meinem Blog wissen, wissen auch mehr Leute, was ich schreibe und das wiederum wirkt sich vielleicht positiv auf meinen Absatz aus, weil plötzlich mehr Leute meine Bücher kennen und kaufen. Doch nun zu der Kampagne:
Bei der Laufzeit gab ich „kontinuierlich“ an und entschied mich zuerst dafür pro Tag 5,- Euro für die Kampagne zu bieten. 5,- Euro kann man verschmerzen, da man sowieso jederzeit die Kampagne abbrechen oder pausieren kann. Als maximalen Betrag hatte ich mir 100,- Euro gesetzt, die ich bereit war, für die ganze Werbemaßnahme auszugeben.
Als Kategorien wählte ich Entertainment, Books and Literature und Celebrity, Fan und Gossip. Da meine Romane in der Filmbranche spielen, dachte ich, dass, wenn ich schon Interessenten für meine Bücher und meinen Blog finden möchte ich mich bei diesen Interessengruppen umsehen, bzw. auf mich aufmerksam machen sollte.
Einen bestimmten Standort legte ich nicht fest, lediglich bei der Sprache nahm ich die Einschränkung „Deutsch“ vor.
Gewählte Schlagworte waren: Berlin, Romanze, Liebe, Frauen, Neubeginn und Chicklit. Berlin, da die Handlung meines letzten Romans dort spielt, Frauen und Romantik, klar, weil es eben eine romantische Geschichte ist und diese oft von Frauen gelesen werden und Chicklit, weil meine Art zu schreiben klar in diese Kategorie fällt.
Als Interessengebiete möglicher Nutzer gab ich an, dass sie sich für Prominente und Klatsch, für Hochzeiten, für Romantik und Drama und Großbritannien begeistern sollten und dann, nachdem ich das Budget festgelegt hatte, erstellte ich mir meine Karte.
Screenshot der auf Twitter erstellten Card
Ergebnisse:
Bereits nach zwei Tagen waren überraschende Ergebnisse zu sehen.
Twitter zählte allein an dem Tag, an dem die Kampagne gestartet wurde (03.Januar), über 3.000 Impressions und Google Analytics sprach von über 50 Sessions auf meinem Blog. So viel Traffic hatte ich sonst in zwei Monaten und nun auf einmal an einem Tag! Das war schon ziemlich überwältigend.
Allerdings sind die reinen Impessions nicht so wichtig wie die Frage, wie sich die Nutzer verhalten, nachdem sie auf meinen Blog geklickt haben.
Da zeigte sich bald, dass der durchschnittliche Nutzer um die zwei Minuten auf meinem Blog verbrachte und dann wieder ging. Eigenartigerweise stöberten die meisten durch meine Schreibartikel und nur ein kleiner Teil widmete sich den Leseproben, wie ich angenommen hätte. Schließlich wären Leseproben das Erste, dass ich ansteuern würde, wenn man mir einen unbekannten Autor oder eine unbekannte Autorin vorschlagen würde.
Also stellen sich mir hier drei Fragen:
1. Wie bringe ich die Leser dazu länger zu bleiben?
2. Warum um alles in der Welt treiben sich Leser auf meinen Artikeln über das Schreiben rum, wenn das doch nur für Autoren interessant sein könnte? Was will ein Leser, der auf Romanze und Buch eingestellt ist mit einem Beitrag über Schreibsoftware?
3. Sollte ich meine Seite noch mal umgestalten und wenn ja, wie?
Als ich mir meine Seite genauer ansah, wurde mir klar, warum die Leser sich an den Beiträgen über Schreibsoftware und Gewerbeschein versucht hatten: Der Blog nimmt auf meiner Seite sehr viel Platz ein, während meine Veröffentlichungen in den Hintergrund gedrängt werden. In Zukunft werde ich hier wohl umgestalten müssen und mehr Augenmerk auf das legen, was für Otttilie Normalverbraucherin, spannend sein könnte.
Eine zweite Erkenntnis, die ich aus diesem Versuch gewinnen konnte war, dass Twitter nicht auf den Cent genau abrechnet.
Mein Tagesbudget war auf maximal 5,- Euro festgelegt worden. Als ich aber am 05. Januar überprüfte, wie es mit den Abrechnungen aussah, stellte ich fest, dass zwar insgesamt nur 10,- Euro ausgegeben worden waren, dass Tageslimit aber am 04. Januar überschritten worden war. Zwar nur um Centbeträge, aber es ist gut zu wissen und es im Auge zu behalten.
Insgesamt habe ich 16 Euro für einen Zeitraum vom 03. bis 06. Januar investiert. Ein Klick kostet mich 0,04 Euro und in den drei Tagen habe ich 420 Klicks auf meine Visitenkarte erhalten. Die Impressions waren deutlich höher. Allein am 06. Januar hatte ich über 600 Impressions, was bedeutet, dass meine Karte bei über 600 möglichen Interessenten in der Timeline aufgetaucht ist. Allerdings haben während der ganzen drei Tage nur 420 auf Retweeten oder liken geklickt, woraus sich, auf die gesamten drei Tage verteilt eine Rate von 4 % ergab.
Fazit:
Der Effekt der Kampagne ist schon sehr überraschend. Ich hätte nie geglaubt eine 4 % Reaktionsrate zu bekommen.
Allerdings, das muss man sich bei der ganzen Begeisterung auch vor Augen halten, eine solche Kampagne führt zwar dazu, dass viele User die Visitenkarte sehen, aber nicht alle reagieren darauf und eine echte Interaktion ergibt sich daraus auch nicht. In der Regel ist es so, dass der Nutzer aufmerksam gemacht wird, sich vielleicht einmal kurz den Blog ansieht und dann verschwindet man auch schon wieder aus seinem Gedächtnis. Für alle, die sich ein Feedback zu ihren Artikeln oder zu ihren Büchern erhoffen, ist das nicht die geeignete Maßnahme.
Ob es Auswirkungen auf den Absatz hat, kann man nach einer so kurzen Zeitspanne wie drei Tage noch nicht sagen. Da auch hier gilt, dass relativ wenig Reaktion kommen wird, ähnlich der Rate wie bei den Likes und Retweets, ist es bei ohnehin niedrigen Verkaufszahlen schwer festzustellen, ob der Verkauf der zwei oder drei Bücher mehr Zufall oder der Kampagne zuzuschreiben ist. Das die Verkaufszahlen plötzlich durch die Decke gehen, damit ist nicht zu rechnen. Ich erwarte Allerhöchstens eine ähnliche Rate wie bei den Retweets und Likes, wenn überhaupt, werde das aber im Auge behalten.
Für´s Erste habe ich beschlossen die Maßnahme noch weiter laufen zu lassen, beziehungsweise neu aufzulegen. Allerdings mit einem deutlich geringerem Tagesbudget von 1,- Euro.
Eine weitere Veränderung an der Kampagne, die ich auch noch vornehmen möchte ist, dass ich statt des Avatars ein Foto von mir als Twitteraccount Avatar verwenden möchte, um zu überprüfen, ob sich die Visitenkarte besser verkauft, wenn die User ein Foto von einem echten Menschen damit verknüpfen, anstatt das Bild eines Avatars.
Weitere Ergebnisse werden also noch folgen.