Veröffentlichen im Verlag
Das Veröffentlichen im Verlag wird von vielen Autoren als die Königsdisziplin und Ritterschlag betrachtet. Dementsprechend groß ist die Freude, wenn man einen entsprechenden Vertrag ergattert hat, doch, nicht jeder Verlag ist gleich ein guter Verlag. Inzwischen kann ich nämlich zwischen vier Arten von Verlagen unterscheiden, von denen nur einer vielleicht der Jackpot ist. Warum das so ist und was es bedeutet in einem Verlag unterzukommen, soll hier gezeigt werden.
Arten von Verlagen
Wenn man den Laien fragt, kennt dieser nur eine Art von Verlag. Nämlich den, der einen Autor über Nacht zum Superstar in der Buchbranche macht und alles für seinen Autor geben wird, damit sich das Werk wie geschnitten Brot verkauft, so dass am Ende ein nettes Gehalt für besagten Autor übrig bleibt, von dem er sich das schicke Penthouse in der Münchner Innenstadt oder die unbewohnte Karibikinsel kaufen kann.
So viel zur schönen Vorstellung. Die leider in den wenigsten Fällen der Realität entspricht. Vielmehr ist es so, dass es allein drei Verlagsarten gibt, die einem Autor reichlich wenig nutzen, bis hin zu dem Punkt, wo sie ihm sogar schaden können.
Fangen wir doch gleich mit dem Verlag an, der einem Autor nur schadet: Der Druckkostenzuschussverlag
Druckkostenzuschussverlag
Eigentlich sollte jetzt hier ein dicker Knopf auftauchen, mit dem ich „Druckkostenzuschussverlag“ in abschreckendem Rot markieren kann, denn solche „Verlage“ sollten nur mit solchen Alarmfarben gezeigt werden.
Druckkostenzuschussverlage sind eigentlich keine richtigen Verlage, sondern reine Abzocke.
Sie gaukeln Autoren, verzweifelten oder unerfahrenen, vor, sie seien ein richtiger Verlag und sie täten nichts lieber, als das Buch, was jener Autor hat, zu veröffentlichen. Natürlich auch mit allem Drumherum, was dazugehört, also Grafiker, Lektorat und Marketing.
Klingt alles wunderbar. Hat nur einen Haken.
Der Verlag möchte Geld für die Veröffentlichung und das Buch wird nie in den Handel kommen. Doch das erfährt der Autor in der Regel erst, wenn es zu spät ist und er den Vertrag bereits unterschrieben und das Geld überwiesen hat.
Wenn man Glück hat, ist nur das Geld weg. Wenn man Pech hat, sind die Rechte am Buch ebenso dahin, was bedeutet, man kann es nicht mal mehr bei einem anderen Verlag versuchen. Alles in Allem ist es ein Griff ins Klo und eine riesige Enttäuschung für den Autor.
Daher hier für alle Neulinge die Warnung: Will ein Verlag Geld von euch für die Veröffentlichung, den Druck, den Grafiker, den Lektor, Fritzi, den angestellten Rauhaardackel, dann
LASST DIE FINGER DAVON!
Verstanden?
Gut. Denn weder der Verlag noch Fritzi werden euch helfen. Egal, wie süß der Dackel guckt.
Und merkt euch: ein richtiger Verlag wird nie Geld im Voraus von euch verlangen. Muss er auch gar nicht, denn die Kosten werden mit den Gewinnen, die das Buch einbringt, verrechnet. Der Verlag zieht sich von jedem verkauften Buch seinen Anteil ab. Merkt euch auch das.
Und jetzt zur nächsten Verlagsart: dem Kleinverlag.
Kleinverlage
Eigentlich mag ich diese gar nicht mit in die Aufzählung mit aufnehmen und ich schäme mich ein wenig es zu tun, aber es gibt da etwas, dass man sagen muss, auch wenn Kleinverlage nichts dafür können. Kleinverlage haben kein großes Budget.
Sie sind nett, in ihnen steckt Herzblut und ich wünschen allen Kleinverlagen dieses Landes, dass sie ihren Harry Potter Moment haben, wo ihnen ein Buch in die Hände gegeben wird, dass sie aus ihrem Schattendasein holt und zu einem großen Verlag mit Herz werden lässt, aber bis es so weit ist, leiden Kleinverlage darunter, dass sie eben oft nur ein Betrieb mit einer Handvoll Leute und einem geringen Budget sind. Was dazu führt, dass unter Umständen eine Reihe an Aufgaben am Autor hängen bleibt. Was eigentlich nichts anderes ist, als was man als Spler auch tun müsste, nur dass man da die Einkünfte mit weniger Leuten teilen muss. Insofern ist also der Gang zu einem kleinen Verlag nicht der Bringer, aber sie haben einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Großen, nämlich dass sie direkt ansprechbar und gewillt sind, auch neuen Autoren eine Chance zu geben, während die blasierten Großen der Branche nichts weiter als Verachtung übrig haben. Oder das, was ich als Fast Food Verlag bezeichne.
Fast Food Verlage
Jeder kennt den Drive Through. Man fährt rein, man bestellt und bekommt etwas, das an ein Brötchen und Fleisch erinnert. Es ist Abklatsch und es sieht so aus, wie Abklatsch, es schmeckt so und es ist auch genauso nahrhaft, wie Abklatsch.
Mit den Fast Food Verlagen verhält es sich ebenso. Sie sind Auskoppelungen der großen Verlagshäuser und ihre Aufgabe ist es das abzuschöpfen mit dem der Verlag meint noch Geld machen zu können, dass er aber nicht in sein eigentliches Sortiment aufnehmen möchte, weil … die im Abklatsch verlegte Literatur anrüchig ist?
Beispiele hierfür sind Neo Books, eine Tochter des Droemer Knauer Verlags, eRiginals oder feelings ebenfalls von Droemer Knauer oder impress, vom Carlsen Verlag, deren gemeinsamer Nenner ist, dass sie entweder unbekannten Autoren oder aber Autoren von Liebesromanzen nach immer demselben Rezept ein Dach über dem Kopf bieten. Denn auch wenn man solche Leute, bzw. deren Werke nicht im Sortiment des eigentlichen Verlags sehen möchte, Geld lässt sich alle mal damit machen. Also wäre es schade, sich das entgehen zu lassen und wer weiß, wenn doch mal eine Perle darunter ist, kann man sie auf die Art und Weise leichter einsammeln.
Die Autoren die dort einen Platz bekommen, sind meist aus dem Häuschen vor Freude. Endlich ein echter, richtiger Verlag! Und er hat ihr Werk genommen!
Was sie nicht begreifen ist, dass sie genauso gut bei einem Selfpublishing Dienstleister veröffentlichen könnten, denn den gleichen Service bekommen sie dort alle mal.
Wer glaubt, dass er in den Fast Food Verlagen viel Aufmerksamkeit und ordentliches Marketing erhält, dass das der Durchbruch sein wird, der wird schnell sehen, wie er in der Masse an gleicher Literatur untergeht und das der Verlag kein Interesse daran hat, sie groß zu bewerben oder zu unterstützen. Für den Verlag ist es nur schnell erwirtschaftetes Geld und was die Autoren angeht, so könnte man sagen ist es ein Schlag ins Gesicht. Man ist gut genug, um Geld anzuschaffen, aber nicht gut genug in das eigentliche Programm aufgenommen zu werden.
Ein Fast Food Verlag verursacht sicher keinen Schaden, außer am Ego, wenn man feststellt, dass es nur eine Art Plattform ist, nicht der Durchbruch, wie vermutet, allerdings bringt er einen auch nicht wirklich vorwärts.
Bleibt noch das Einhorn im Wald, die Verlagsveröffentlichung in einem der großen Verlage.
Verlagsveröffentlichung
Warum ich Einhorn sage?
Weil die Chance als unbekannter Autor bei einem der Großen verlegt zu werden ungefähr genauso wahrscheinlich ist, wie auf ein Einhorn zu treffen.
Und vermutlich auch genauso fantastisch, verwirrend und erschreckend, denn in einem Verlag veröffentlichen zu können bedeutet auch einen Teil seiner Freiheit aufzugeben.
Ein Verlag sieht sein Geschäft nicht in guter Literatur, er sieht es in Literatur, die sich verkauft und das ist manchmal nicht dasselbe (Sonst wären wir nicht ohne Ende mit Vampir-, Werwolf oder Asgardgeschichten zugekippt worden bis uns schlecht war.). Wird das eigene Werk im Verlag veröffentlicht, muss man sich leider oft damit anfreunden, dass der Verlag es auf ein für sich verwertbares Format zuschneidet. Da kann es passieren, dass Opfer gebracht werden müssen. Oder es wird ein Cover gewählt, dass man selbst nie dafür ausgesucht hätte.
Sicher, man mag denken, man kann weit andere Probleme haben, aber wenn es dann so weit ist, tut es trotzdem weh und am Ende steht man einem Buch gegenüber, dass man nicht mehr wiedererkennt. Das ist der Nachteil der Verlagsveröffentlichung.
Bleibt zu klären, egal, bei welchem Verlag man unterkommen möchte, wie macht man das?
Es gibt verschiedene Wege und welcher der bessere ist, darüber streiten sich die Gelehrten.
Die einen sagen, man könne die Verlage direkt kontaktieren.
Besonders bei kleinen Verlagen mag das durchaus gehen. Bei großen Verlagen aber hat man damit in der Regel keine Chance. Was verständlich ist, wenn man sich überlegt, dass sie Tausende von Einsendungen pro Woche erhalten. Wer bitte soll die alle lesen?
Daher hört man immer wieder, dass wenn man an einen großen Verlag herantreten möchte, man sich einen Agenten besorgen muss. Agenten vertrauen die Verlage eher, weil sie davon ausgehen, dass ein Agent ihnen nicht irgendwelches Zeug andrehen wird, sondern vorher geprüft hat, ob es in das Sortiment und zu dem Verlag passt und ob es wirklich etwas taugt. Der Haken daran ist, dass man auch nur schlecht an Agenten kommt.
Allerdings ist sowohl im Fall des Anschreibens an den Verlag als auch an den Agenten das Prozedere gleich. Man benötigt ein Exposé, eine Leseprobe und ein Anschreiben, in dem man sich so gut wie möglich verkauft. Mit etwas Glück ist der Agent oder der Verlag dann interessiert.
Ein weiterer Weg wäre, sich direkt auf Buchmessen bei den Verlagen vorzustellen, in der Hoffnung, dass man auf zwischenmenschlicher Basis, wenn man direkt da ist, etwas erreichen kann. Leider sind die Termine auf Buchmessen auch schnell vergeben und auch hier muss man sich auf Knopfdruck sehr gut verkaufen können, sonst war es vergebene Liebesmüh.
Alles in allem denke ich, kann man es nur versuchen und immer weiter machen und hoffen. Einfach jeden Verlag anschreiben, der Bücher im Genre des eigenen Manuskriptes verlegt egal, wie groß oder klein er ist und hoffen. Wenn nach einer Zeit, die schon mal Jahre betragen kann, wirklich kein Verlag und kein Agent interessiert ist, hat man immer noch den Selbstverlag.