Statusupdate

Ja, es sind schon wieder vier Wochen vorbei. Ob man es glaubt oder nicht.
Und während sich alle anderen heute auf dem #litcampHD herumtreiben, ich selbst habe auch eine Karte, bin aber nicht dabei, warum dazu später mehr, sitze ich zu Hause, gare bei fast 29 Grad vor mich hin und versuche mich im Schreiben. Woran ich sitze und wie ich den ersten Monat Schreibarbeit und Brotjob überstanden habe? Das könnt ihr jetzt lesen.

Pola
Seit vier Wochen bin ich im Brotjob tätig und weil ich nun über 40 Stunden pro Woche schaffen darf (hier und da schleichen sich einfach Überstunden ein, ist leider so), musste ich gleich eine meiner ersten Lektionen anwenden, die ich in meinem bisherigen Autorenleben gelernt, aber nie richtig habe anwenden müssen: Ausmisten. Weniger ist mehr. 
Heißt, ich habe angefangen mich auf die wichtigsten Sachen zu konzentrieren und das ist derzeit Pola, weil… heute leider die Frist ausläuft. Und es ist das erste Mal, dass ich sie nicht einhalten kann.
Warum?
Nun, mit dem 40 Stunden Arbeitspensum ist klar, dass weniger Zeit zum Schreiben bleibt. Statt 4 oder 5 Stunden am Tag bei voller Konzentration schaffe ich nur noch 2 und die auch nicht am Stück, weil der Kopf nach all der, wenn auch trockenen, Arbeit dicht ist. 
Zum anderen auch, weil ich mich auf den letzten Drücker doch noch dafür entschieden habe das Ende von Pola komplett zu verändern.
Die Folge: in den letzten beiden Tagen habe ich mein bisheriges Ende komplett verworfen und angefangen die letzten beiden Kapitel neu zu plotten und zu schreiben. Und das braucht Zeit. Nicht zuletzt, weil in den letzten beiden Kapiteln sehr viele Probleme gleichzeitig auf Pola einstürmen und mich das Schreiben dieser vollgepackten, stressigen Szenen mindestens genauso schafft und überfordert, wie Pola in den Szenen auch ist. Da hilft nur einen Schritt nach dem anderen machen und sich an den Reaktionen der Figuren entlanghangeln, immer auf das geplante Ende zu. Aber gut, so ist das Leben. Es läuft nicht immer alles glatt. Und lieber nehme ich mir etwas mehr Zeit, als dass ich etwas heraushaue, mit dem ich nicht glücklich bin.

Litcamp und der einsame Wolf
Wie bereits geschrieben, eigentlich müsste ich, könnte ich, jetzt in Heidelberg sein. Ich habe tatsächlich noch eine Karte ergattern können und eigentlich hatte ich mir versprochen, dass wenn ich aus Kanada komme und wieder in der Nähe von Heidelberg bin, ich zum Litcamp gehen wollte. Einfach weil ich es kann und vielleicht auch, weil ich es sollte?
Klappern und Netzwerken gehört zum Autorendasein dazu. Ohne Hilfe erreicht man nichts und manchmal habe ich den Eindruck, dass gerade die Literaturwelt eine reine Vetternwirtschaft ist. Kennt man die richtigen Leute, kommt man sehr schnell hoch, hat man sehr schnell Erfolg. Was man schreibt und wie man es schreibt, ist da fast egal. Hauptsache es gefällt der Masse.
Und genau das ist es denn auch, was mich jetzt doch abgeschreckt hat auf das Litcamp zu gehen.
Seien wir ehrlich, auch wenn ich in der Belletristik unterwegs bin, meine Figuren haben noch nie den üblichen Genrestandards entsprochen. Meine Geschichten waren immer zu “schwer”. Sie sind keine Standardsachen, wo man genau weiß, wie es endet, wer wen bekommt und wie die Figuren zusammenfinden.
Und genauso, wie meine Bücher nicht der Standard sind, scheine auch nicht gemacht für das, was ich die “Latte Macchiato”- Front nenne. (Sie heißen bei mir übrigens so, weil sie überwiegend genau das gern trinken. Latte Macchiato.) 
Gemeint ist diese Gruppe an Leuten, die jedes Mal wenn sie sich sehen in ein begeistertes, breites Grinsen ausbrechen, die Arme ausstrecken und jubelnd und quietschend aufeinander zulaufen, um sich dann zu gegenseitig zu versichern, wie “froh”, “glücklich” sie sind, den oder die jeweils andere “hier zu sehen”. Worauf dann das obligatorische Gruppenkuschelselfie folgt, das umgehend auf Twitter und Co. eingestellt werden muss.
Tut mir leid, für solche Szenen bin ich zu nüchtern.
Ebenso für das Klappern, also Werbung machen. Auch das ist ein Ding, in dem die Mitglieder der “Latte Macciato”- Front deutlich besser sind als ich. Wenn man hört, was sie so über ihre Bücher heraushauen kann man sich nur wundern. Spätestens, wenn man das gelobte Buch dann mal in den Händen hält.
Da ich nun im Vorfeld schon sehen konnte, wer alles zum Litcamp kommt, habe ich mir dann überlegt, ob ich wirklich noch dahin will?
Ehrlich, was soll ich da?
Allein über das Gelände wandern? Mir Sachen anhören, die ich schon kann und kenne und allein herausgefunden habe, um dann jemanden zu beklatschen, der nicht mehr weiß als ich? Warum? Wofür? Das ist in meinen Augen nicht beklatschenswert. Dafür ist mir meine Zeit dann doch zu schade, besonders dann, wenn eine Deadline drückt. Nein, da bleibe ich lieber der einsame Wolf, der ich bin und mache weiter mein Ding.
Nicht zuletzt auch dann, wenn ich weiß, dass ich am Montag um fünf Uhr aufstehen darf, um schon wieder auf die nächste Lernveranstaltung zu gehen. Wenn auch diesmal vom Brotjob aus.

So, das war es für heute. Wir lesen uns in 4 Wochen und, wenn euch dieser Artikel gefallen hat, schaut doch mal auf meinem Patreon vorbei oder gebt mir eine Latte Macchiato aus. Nein, nur ein Scherz. Ich hasse Kaffee. Und ich habe überhaupt keinen Patreon. Und das ist gut so.

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