Rezension: Tribute von Panem, Suzanne Collins
Ich bin etwas spät dran mit dem Buch, ich weiß. Zudem muss zu meiner Schande gestehen, dass ich erst durch den Reibach, der um die Filme gemacht wurde von seiner Existenz erfahren habe. Und selbst dann war ich vorsichtig damit und habe lange mit mir gerungen, es mir anzuschaffen. Nicht zuletzt auch, da ein Bekannter mir mal sagte, dass es mit den Tributen Büchern sei, wie es immer mit solchen Reihen wäre. Der erste Band sei fesselnd, gut geschrieben. Der Zweite sei ein Reinfall und der Letzte sei wieder o.k., weil es noch mal richtig knallt und es ein triumphales Finale gäbe. All das kann ich beim lesen schlecht ausblenden. Das muss ich voranstellen. Allerdings lag der Bekannte nicht richtig mit seiner Annahme. Denn schon der erste Band ist nicht so der Bringer. Es tut mir leid,aber, ich kann Katniss Everdeen auf den Tod nicht leiden. Und das obwohl ich gerade mal Seite einhundertdrei von vierhundertfühnfzehn bin.
Nun ja, aber lassen wir das und kommen wir zum Buch.
Tribute von Panem spielt in einer Welt, die mich stark an die Zukunftsvisionen von Orwell erinnert hat. Nach einem misslungenen Aufstand gegen das herrschende Regime, wurde die Welt in verschiedene Distrikte geteilt und der zentralen Aufsicht, dem Kapitol, unterstellt ist. Um eine weitere Rebellion gegen das Kapitol zu verhindern, ist jeder Distrikt gezwungen einmal im Jahr einen Jungen und ein Mädchen zu den “Hungerspielen” bereitzustellen, damit sie in der Arena für ihren Distrikt auf Leben und Tod kämpfen. Das soll den Distrikten zeigen, wie allmächtig das Kapitol ist und sie unter Kontrolle halten.
Im Band Eins lernen wir die Welt durch die Augen und Meinung Katniss Everdeens kennen.Katniss ist ungefähr sechzehn Jahre alt, lebt in Distrikt zwölf, dem Distrikt, der für den Abbau von Kohle zuständig ist Durch sie und die Schilderung ihrer Welt erfährt man, dass sie gezwungen ist, jagen zu gehen, um ihre Familie zu ernähren, da seit dem Tod des Vaters in den Minen, ihre Mutter mehr abwesend, denn anwesend ist
Da Katniss noch eine jüngere Schwester hat und diese nicht verlieren will, ist sie gezwungen in die Illegalität abzurutschen, denn das Verlassen des eigenen Distrikts und das jagen ist genau das, illegal.
Im weiteren Verlauf erfährt man auch, dass die Hungerspiele kurz bevorstehen und das Katniss diese Spiele hasst. Dann kommt es zur Ziehung der glücklichen Auserwählten, die in der Arena für ihren Distrikt kämpfen sollen. Dabei wird Katniss größte Angst wahr, ihre Schwester, grad einmal zwölf, wird gezogen und Katniss, voller Angst davor, dass ihre Schwester sterben könnte, meldet sich freiwilig.
Kurz darauf erfolgt ihre Reise zusammen mit ihrem ihr schon beinnahe verhassten Mitstreiter, dem Bäckerssohn Peeta Mellark, zum Kapitol. Ein größerer Unterschied zwischen der Welt des Kapitols und dem was Katniss bisher kannte, kann es kaum geben. Distrikt zwölf hat Nichts, das Kapitol schwelgt im puren Luxus.
Höhepunkt des Buches und gleichzeitig seinen Abschluss bilden die Hungerspiele, bei denen es Katniss und der Bäckersjunge Peeta Mellark, überleben sie, da sie gemeinsame Sache machen und durch die Androhung ihres Freitodes das Kapitol dazu zwingen zum ersten Mal zwei Sieger zu küren, anstatt immer nur einen.
Moral?
Anhand der Geschichte kann man gut sehen, wie das mit Siegern und Besiegten ist.
Distrikt zwölf, in dem Katniss groß wird, ist einer der unterlegenen Distrikte und muss nun täglich unter der Herrschaft des Kapitols leiden. Derweil bereichert sich das Kapitol an den Leistungen der anderen Distrikte und führt ein parasitäres Leben. Um das parasitäre Leben zu schützen, werden die Hungerspiele veranstaltet, mit denen man die Distrikte per Einschüchterungstaktik unter Kontrolle halten will. Zur Gewährleistung dessen ist das Kapitol jedoch darauf angewiesen, dass jeder der Distrikte davon erfährt, wie die Spiele ablaufen. Die Spiele werden also zu einem riesigen PR Stunt verballhornt, in denen am Ende Menschen ihr Leben lassen. Das was das Kapitol stark machen soll, ist aber ihre schwachste Stelle, wie Katniss mehr per Zufall herauszufinden scheint. Anstatt sich zu verhalten, wie sie es soll, rebelliert sie, unbewusst gegen das System. Für das Kapitol verkehrt sich der Triumph in eine Niederlage, denn es bleibt ihm nichts anderes übrig, als Katniss ihren Willen zu lassen, sonst würden sie aufgrund Katniss Beliebtheit, einen weiteren Aufstand provozieren.
Der Eindruck, dass die Distrikte die armen Besiegten sind, die nichts zu melden haben, wird hier in das Gegenteil verkehrt. Plötzlich stellt der Leser fest, dass es das Kapitol ist, welches von den Distrikten abhängig ist, welches zu allem Unglück sein eigenes Grab geschaufelt hat, mit der Austrahlung der Hungerspiele.
Das Verhältnis zwischen Sieger und Besiegten hat sich am Ende von Band Eins auf den Kopf gestellt.
Mein Eindruck von der Hauptfigur
Tut mir leid, aber, sie ist schlicht zu perfekt.
Ich mein, wie alt ist sie? Sechzehn? Machen wir ne kurze Liste ihrer “Verfehlungen”:
Katniss Everdeen lebt im fruchtbarsten Distrikt ihrer Welt.
Sie ist eine bedauernswerte Halbwaise, die konstant das Gesetz bricht. Aber für einen guten Zweck. Katniss ernährt ihre Familie, denn die Mutter ist nur noch physisch anwesend, vernachlässigt ihre Töchter aber sonst.
Deswegen jagt Katniss im Wald und mausert sich zu einer tollen Schützin und auch zur tollen Verkäuferin, denn oft tauscht sie ihr Zeug auf dem Schwarzmarkt. Wobei sie natürlich nie erwischt wird.
Als wäre das nicht genug ist sie auch noch super hübsch. Alle Jungs träumen von ihr. Während Katniss keinen Gedanken an sie verschwendet. Sorry Jungs. Aber die Jungfrau von Orleon, sorry Panem, ist unantastbar.
Den absoluten PR Stunt macht sie aber, als sie, die hübsche, starke, bedauernswerte Schützin, sich bei den Hungerspielen als Ersatz für ihre Schwester anbietet. Wohl wissend, dass die Chancen von dort zurück zu kommen gleich Null gehen. Wenn das die Welt nicht im Sturm einnimmt, dann weiß ich auch nicht. Meine einzige Reaktion auf eine solche “ Mary Sue” ist den Spaten raus zu holen und nach der Leiche suchen zu wollen. Beziehungsweise inständig zu hoffen, dass es eine Leiche gibt. Sonst ist sie nicht echt, sondern eine Mariengestalt und solche gehören geköpft.
Mein Fazit bezüglich dieses Buches?
Die erschaffene Welt kann sich sehen lassen. Auch wenn sie stark Orwell angehaucht ist. Wer keine absolutistischen Zukunftsvisionen mag, der sollte einen Bogen drum machen. Ansonsten hat das Buch interessante Potentiale, die aber durch die Hauptfigur zunichtegemacht werden. Leider.