Rezension: John le Carré “Night Manager”
John Pine, Night Manager im legendären Nobelhotel “Meisters”, traut seinen Augen nicht, als er am Abend einen illustren Gast in Empfang nehmen muss. Mr. Richard Onslow Roper, ein Mann der sein riesiges Vermögen aus dubiosen Quellen schöpft, ist nämlich nichts anderes als ein Geist aus Jonathans Vergangenheit und jemand den er, betrogen hat. Pine kennt Roper aus Kairo, als er noch im Nefetari Hotel gearbeitet hat und in Kontakt mit Ropers Ex Geliebter Madame Sophie stand. Jene Madame Sophie war es, die ihm, Pine, mitteilte, mit welcher Art von Geschäften Roper sein Vermögen verdient: Waffenhandel im großen Stil.
Und Sophie war es auch die Pine, unabsichtlich die Beweise dafür in die Hand lieferte, als sie sich ihm eines Abends anvertraute und ihm Papiere übergab, welche er im Fall ihres plötzlichen Ablebens an den britischen Botschafter in Kairo weiterleiten sollte, um sich so noch nach ihrem Tod an ihrem Ex zu rächen.
Doch Pine hielt sich nicht an die Absprache, gab die Papiere stattdessen sofort weiter und verschuldete so Sophies Tod.
Mit dem Wissen indirekt für den Tod Sophies verantwortlich und selbst in Gefahr zu sein blieb Pine nichts anderes übrig als sein Heil in der Flucht zu suchen und so tauschte er Kairo gegen Zürich, auch in der Hoffnung Roper nie wieder begegnen zu müssen.
Eine Hoffnung, die er an diesem Abend zerstört sieht.
Doch nicht nur, dass seine Hoffnung Roper nie wieder sehen zu müssen nicht erfüllt wird, er wird Zeuge eines, für ihn noch viel schllimmeren Zustandes, als er feststellt, dass Roper bereits über den Tod der Frau die er hat wegen ein paar Geschäftsbriefen umbringen lassen hinweg ist und seine Exgeliebte durch eines neues, noch viel jüngeres Spielzeug ersetzt hat.
Von dem Moment an schwört Pine Rache, nicht sonderlich leidenschaftlich, da er nicht der Typ für Dramatik ist. Er ist eher der kühle Denker und Soldat.
Nichts desto Trotz verfolgt er den Wunsch Roper für den Tod Sophies dranzukriegen von da an stetig und als ihm Leonard Burr, ein unabhängiger Nachrichtenoffizier das Angebot macht Ropers kriminelles Netzwerk zu infiltieren, greift er zu.
Nach einer inszentierten Entführung Ropers Sohn, die von Pine noch verhindert werden kann, bewegt Pine sich nun im engsten Kreis von Roper, von wo aus er Informationen über Ropers Geschäftspartner und seine Unternehmungen an Burr schleust, der sie in London an die Regierung weiterreicht, und nebenbei Sophies Bild gegen das von Jeds, Ropers neuer Geliebter austauscht. Während Pine seinen Job macht, gerät Burr in London unter Beschuss. Sein Projekt wird bald zum Opfer politischer Ränkespiele und die einstigen Verbündeten in Politik und Wirtschaft kehren ihm den Rücken, was nicht nur ihn, sondern auch Pine in Gefahr bringt, da dieser enttarnt und von den Leibwächtern Ropers festgesetzt, gefoltert und verhört wird. Erst in letzter Minute kann Burr Pine und auch Jeds, die inzwischen unter Verdacht geratene Geliebte Ropers, retten, in dem er Unterlagen fälscht, falsche Anklagen gegen wichtige Ränkeschmieder erhebt und auf diese Art Pine und Jeds freipresst.
Wie immer geht es bei Carré nicht um rauchende Waffen und dubiose Geschäfte in dunklen Seitengassen. Sicher, auch die kommen in seinen Romanen vor, aber bei Carré geht es eher um die Frage, was einen Menschen antreibt. Was lässt einen Menschen Dinge tun, die andere das Leben kosten können?So wird die Figur des eigentlichen “Bösewichts” Roper, der sein Geld mit dem Verkauf von Waffen verdient, als zynischer, desillusionierter Mann dargestellt, der begriffen hat, dass in dem System in dem er lebt immer Menschen sterben werden, egal was er tut und das das einzige, was er machen kann, ist, sich mit diesem System zu arrangieren und für sich das größte Stück vom Kuchen zu sichern. Roper und Pine sind sich in ihrer Biographie nicht so unähnlich. Beide sind britischer Herkunft, beide sind Soldaten gewesen und haben ihr Land in zahlreichen Kriegen verteidigt. Im Gegensatz zu Pine jedoch fand bei Roper ein Umdenken statt, dass ihn hat aktiv werden lassen. Er hat seine Richtung im Leben gefunden, wo Pine sich von Job zu Job treiben lässt. Beiden ist das militäriscche Denken, die ständige Anspannung und Aufmerksamkeit, die Konzentration zu eigen, die aus dem jahrelangen Training resultiert. Beide Männer haben zudem große Probleme mit anderen Menschen, Vertrauen ist für sie etwas, dass es eigentlich nicht gibt, so lässt Roper nie auch nur einen seiner “Getreuen” aus den Augen und wittert immer und überall Verschwörungen. Was ihn eigentlich zu einem armen Mann macht, weil er auf einsamem Posten steht, da er nie sicher ist, ob die Leute ihn wegen seinem Geld mögen, wegen der Macht die er hat oder weil sie schlicht und ergreifend Angst vor ihm haben. Er ist umgeben von einer Horde Speichellecker, was er auch erkennt, was er aber trotzdem nicht ändert. Vermutlich ist das eines der Gründe, warum er Pine so schätzt, da er bei diesem sppürt, dass er ihm vertrauen kann. Zu dumm, dass es am Ende eben genau Pine ist, der ihn verrät und interne Informationen weitergibt, mehr noch, ihm die Geliebte abtrünnig macht.
Pine selbst blieb auch im Verlauf des Buches eine unerreichbare Figur. Der Leser weiß wie er aussieht, man erfährt, das er ein kühler Denker ist, ein disziplinierter Soldat, der in der Lage ist die Zähne zusammenzubeißen und der bereit ist alles für die Mission die er auferlegt bekommt zu riskieren. Der Leser erfährt auch, dass er als Waise schon immer ein hartes Leben hatte und früh lernte, mit Schwierigkeiten klar zu kommen, weswegen es nicht weiter verwundert, dass er eher der kühle Typ ist. Darüber hinaus erfährt man aber nichts über die Figur. Selsbt seine Liebe zu Sophie bekommt der Leser nur am Rand mit, gleiches gilt für sein Verlangen nach Rache, dass ihn letzten Endes dazu treibt die Mission gegen Roper zu übernehmen und sich in die Höhle des Löwen zu wagen. Im Großen und Ganzen erfährt derr Leser mehr über den eigentlichen Bösewicht der Geschichte und auch mehr über seine neue Geliebte, als über den Hauptcharakter.
Nichts desto Trotz ist es ein spannendes Buch, dass für jeden der von einem Spionageroman mehr erwartet als die üblichen Klishees empfehlenswert ist. Wobei, eine SAche beschäftigt mich schon noch: WArum zur Hölle brauchen Bösewichte immer ihre eigene Insel? Sind sie wirklich derart asozial oder so peinlich auf ihre Privatsphäre bedacht, dass es ein gut abgeschirmtes Anwesen nicht auch tun würde oder gehört der Inselbesitz irgendwie zum Bösewichtkodex mit dazu?