Networking - wie findet man eine Schreibgruppe? (Nicht nur in Berlin)

Lasst mich mit einem abgedroschenen Klischee anfangen: Schreiben ist ein ziemlich einsamer Job.

Und weil dem so ist, hocken Autor*innen die ganze Zeit allein in ihrem Kämmerlein, wahlweise auch in ihrem süßen Cottage irgendwo kurz hinter der abfallenden Steilküste. Was praktisch ist, wenn man wieder mal eine Schreibblockade hat und sich umbringen möchte, weil man es dann nicht so weit für den großen Sprung hat. Und natürlich, wenn Autor*innen nicht gerade aus lauter Verzweiflung springen, dann frönen sie exzessiv dem Alkohol (Danke, Onkel Hemmingway.), dem Koks (Wie soll Autor*in sich das bitte leisten, wenn er*sie doch aus lauter Verzweiflung den kurzen Weg nach unten wählt?) oder dem Kette rauchen (Tut das heute noch wer?) und entweder Tee oder Kaffee, die sie literweise kippen, weil … ja, da weiß ich jetzt auch nicht warum. Vermutlich, um diese nervöse Aura zu zementieren, die eine*n Autor*in umgeben muss. Eine andere Erklärung würde mir jetzt auch nicht einfallen. Egal, aber so ist es doch oder? Sobald wir das Wort Autor*in hören, ploppen Bilder in unseren Köpfen auf und sie sehen in etwa so aus. Jemand, der auf eine Tastatur einhackt und seine Einsamkeit, die Traurigkeit der Welt in einen Bestseller verwandelt. Oder aber ein dauerschnorrender Lebenskünstler, der im Gegensatz zu seinem* ihrem Umfeld noch auf den großen Durchbruch hofft. Aber egal wie unterschiedlich die Vorstellungen sind, ein*e Autor*in scheint immer ein*e Einzelgänger*in nie jedoch ein Herdentier zu sein. Oder? Das Schreiben an sich erfolgt immer in totaler Einsamkeit, nie in einer Gruppe.

So das Klishee.

Doch was, wenn ihr nicht zu 100 % zu dieser Art Autor*in gehört?

Was, wenn ihr jemand seid, der sich schon von Zeit zu Zeit gern in Gesellschaft begeben würde? Allein schon um einmal auch Rückmeldung zu dem zu erhalten, was ihr da im Licht der Funzel von Deckenlampe aus euch herausschwitzt?

Natürlich könntet ihr Freunde und Familie heranziehen und mit diesen über das Schreiben und die Probleme die ihr mit eurem Hauptcharakter reden.

Meiner Erfahrung nach kann das aber ziemlich anstrengend für beide Seiten sein.

Für euch, weil Freunde und Familie meist keine Ahnung vom Schriftstellerleben und dem Handwerk des Schreibens haben und in ihrem Urteil über das was ihr schreibt befangen sind.

Zum anderen ist es schwer für Familie und Freunde als Diskussionspartner herzuhalten, weil allein das Zusammenleben mit einem Autor oder einer Autorin einem Balanceakt gleicht. Auf der einen Seite wünscht sich der Autor / die Autorin „schonungslose Ehrlichkeit“, andererseits kann zu viel davon aber niederschmetternd, vernichtend sein, so dass man sich am Ende in einem handfesten Drama gefangen fühlt, das direkt aus einem der Werke des Freundes / der Freundin zu stammen scheint. Außerdem ist es so, dass gerade Autoren*innen dem Schreiben viel Platz in ihrem Leben zu geben, so dass es auf Dauer nervig sein kann, schon wieder über das Ding zu reden, was ohnehin schon so viel Platz am Tisch, im Bett und in der Dusche einnimmt. Metaphorisch gesprochen.

Wenn Freunde und Familie daher oft angespannt und auf dem Sprung wirken, wenn ihr zum xten Mal mit ihnen über den Plot eures weltverändernden Fantasyromans reden wollt, habt Verständnis. Ja, ihr habt vollen Spaß dabei und für euch ist das so wichtig wie die Luft zum Atmen, aber nicht jeder hat Bock in die tiefsten Kernschichten eures Werkes vorzudringen.

Kurzum: es kann von Vorteil und auch notwendig sein, wenn ihr ein paar Leute kennt, die entweder recht wenig von diesem /eurem Autorenleben mitbekommen und die ihr im Notfall immer gern anrufen könnt, um mit ihnen darüber zu reden. Oder ihr findet Leute, die genauso verbissen und durchgeknallt sind wie ihr selbst. Und im Idealfall stellen sie ein und dieselbe Person da.

Doch woher nehmen ohne zu stehlen?

Früher wäre der erste Gang sicher der in die Kneipe um die Ecke gewesen. Damals in den wilden Siebzigern und Achtzigern gab es eine Einrichtung die man Stammtisch nannte und jede gute Eckkneipe hatte so etwas zu so ziemlich jedem Thema, dass die Menschheit beschäftigen konnte. Jeden Montag traf sich der Dackelverein, Dienstag die Skatkumpels und am Mittwoch klagten halt die total vernebelten Autorinnen und Autoren sich gegenseitig ihr Leid und lasen sich aus ihren neusten Werken vor. Stammkneipen gibt es aber bekanntlich nur noch recht wenig und die Suche nach einem Stammtisch dürfte sich daher entsprechend schwierig gestalten. Besonders außerhalb von Bayern. Daher müsst ihr andere Wege finden um zum Ziel zu kommen und meiner Erfahrung nach hilft euch hier in erster Instanz die Suchmaschine eures Vertrauens auf die Sprünge.

Stichworte: „Autorentreff“, „Autorengruppe“ oder „Schreibgruppe“. Vorausgesetzt ihr wohnt nicht komplett am Ende der Welt, solltet ihr innerhalb von Minuten fündig werden.

Sei es, dass ihr eine privat geleitete Gruppe findet oder aber einen von der Stadt oder Gemeinde finanzierten Verein, der als Schreibgruppe und Autor*innentreff fungiert entdeckt, fündig werdet ihr bestimmt.

Allerdings garantiert das nicht, dass ihr dort gut Fuß fassen und auf die Art von Unterstützung trefft, die ihr gesucht habt. Manchmal kann es sein, dass man eine Gruppe findet, die von der Altersstruktur, vom Genre, von der Art zu Schreiben und zu Veröffentlichen nicht zu euch passt. Dann kann es sein, dass die Gruppe nichts mit dem anfangen kann, was ihr schreibt und das so erhoffte Feedback und die Hilfe bleiben aus. Oder aber ihr findet eine Gruppe, welche vom Alter, vom Genre und vom Rest her eigentlich zu eher passt, aber schnell stellt sich in den Sitzungen heraus, dass es eigentlich keine Schreib- sondern eine Art Fanclub für ein einzelnes Mitglied der Gruppe ist. Das ist immer dann der Fall, wenn ein Mitglied der Gruppe besonders viel Aufmerksamkeit erhält. Mal mag das angehen. Wir alle haben Phasen in denen wir Hilfe nötiger haben. Cheerleading aka Hilfe und Unterstützung ist okay. Aber nicht jedes Mal! Wenn ihr also merkt, dass ihr nicht zu Wort kommt, bzw. kein Gehör findet und ihr auch aus den Lektionen für die anderen nichts für euch mitnehmen könnt, dann spart euch eure Energie auf und geht. Auch wenn die Gruppe ansonsten zu euch passt.

Und was, wenn ihr den Verein und die privaten Gruppen durchprobiert habt und immer noch nicht fündig geworden seid? Oder wenn ihr irgendwo abgeschottet lebt, wo ihr nichts davon findet, weil eure Umgebung zu klein oder zu desinteressiert ist? Rückkehr in den Schoß der Familie und wieder Freunde und Verwandte nerven, die Scheidung riskieren?

Nein, nicht unbedingt. Wenn ihr vor Ort nicht fündig werdet bleibt doch gleich ganz im virtuellen Raum und sucht euch eines von den zigtausend Schreibforen aus, die es zu Hauf im Internet gibt. Meiner Erfahrung nach ist die Chance, dort zum einen Informationen und ein offenes Ohr zu finden, genauso hoch oder niedrig wie im realen Leben. So ganz nebenbei haben Schreibforen natürlich noch den Vorteil, dass ihr dort immer wen findet, der gerade auf eine Schreibsession aus ist, ihr also nicht unbedingt komplett allein allein schreiben müsst. Außerdem findet ihr jede Menge Informationen, die mit der Autorenszene allgemein zu tun haben. Wie etwa wann und wo die nächste Buchmesse, gern auch regionale oder genrebezogene Messen, ist. Oder aber wann das nächste Litcamp stattfindet. All das sind ebenfalls Informationen die euch weiterhelfen können, wenn ihr auf der Suche nach Feedback und Hilfe, generell nach Anschluss an die Literaturszene seid, weswegen es gut ist sie zu haben. Natürlich könnt ihr die auch ohne Gruppe erhalten ,aber manchmal ist es einfacher, wenn man in einer Gruppe organisiert ist.

So, das waren meine fünf Tipps dazu, wo man sich Hilfe suchen kann, wenn man welche möchte und auch wann man eine Schreibgruppe verlassen sollte.

Wenn ihr noch eine Quelle wisst wo man Schreibgruppen oder aber Hilfe und Feedback finden kann, dann schreibt mich auf Instagramm an oder gern per Mail.

Ansonsten wünsche ich euch einen guten Tag und wenn euch der Artikel gefallen hat, dann helft mir doch in dem ihr weiterbrowst oder den Blog weiterempfehlt. Oder ihr schaut auf meinem Instagram vorbei.

Nächsten Monat wird es keinen Artikel geben, da ich dann in der Weihnachtspause bin, daher wünsche ich euch schon heute einen guten Start in die Weihnachtszeit und auch in das kommende Jahr und wir lesen uns wie immer im Januar. Bis dahin, passt auf euch auf und habt Spaß bei dem was ihr tut.

Weiter
Weiter

VHS Schrei(b)kurs - Ein Bericht