Nach der Veröffentlichung ist vor was?
Der Text ist geschrieben, überarbeitet, von euren Betas abgesegnet. Die Rechtschreibfehler sind ausgemerzt und, tadah, ihr habt das Buch bei dem Dienstleister eures Vertrauens und eurer Wahl veröffentlicht. Ihr habt das ganze jedem erzählt, der nicht bei drei auf dem Bäumen war und das auf allen Kanälen, in denen ihr euch herumtreibt, verkündet. Und nun? Was kommt nach der Veröffentlichung?
Sicher nicht ein Durchbruch à la J.K. Rowling.
Tut mir leid euch den Zahn ziehen zu müssen, aber so ein Szenario hat Seltenheitswert.
Für die meisten Autoren und Autorinnen heißt es: Nach der Veröffentlichung ist eigentlich vor der Veröffentlichung. Denn, was beim bloggen gilt, regelmäßig neuen Stoff bieten, das gilt auch für Veröffentlichungen. Wobei das in besonderem Maße für Autoren gilt, die ihre Werke auf Plattformen anbieten, wie in Veröffentlichung light geschildert.
Doch selbst für alle anderen gilt: Nach der Veröffentlichung ist es nicht so, dass die Arbeit vorbei ist. Im Gegenteil. Jetzt heißt es die Werbetrommel rühren, mit allem, was man hat. Denn was das Werk nun braucht, sind Rezensionen um sich zu verkaufen. Die große Frage dabei ist: Wie bekommt man welche? Hier ein paar Ideen:
1. Betaleserkommentare
Okay, hierbei handelt es sich nicht direkt um Rezensionen im eigentlichen Sinne, aber wenn deine Betaleser angetan und überzeugt waren, warum sollst du das nicht nutzen? Nichts überzeugt die Kunden so sehr, wie positive Bewertungen und wenn deine Betas welche abgegeben haben, dann kannst du diese als erstes Mittel nutzen, um auf dein Produkt aufmerksam zu machen. Macht die Kosmetikbranche doch auch. Von Testern empfohlen.
2. Buchblogger
Dafür braucht man entweder gute Kontakte oder viel Mut und langen Atem, weil das Buch bei vorzugsweise mehreren Buchbloggern besprechen zu lassen ist nichts anderes als Klinken putzen und das erfordert eben Zeit und auch Frusttoleranz, denn bevor man bei einem Blogger eine Besprechung bekommt, wird es erst mal Absagen hageln. Oder aber schlechte Rezensionen. Und ja, das ist eine Möglichkeit, mit der man rechnen sollte, wenn man sich aus der Deckung wagt. Eine Möglichkeit, die sehr vielen Autoren und Autorinnen Bauchschmerzen bereitet. Ihr könnt durchatmen, mit dem Gefühl seit ihr alles andere als allein. Dennoch gilt: Ihr müsst eurer Buch sichtbar machen. Ohne das werdet ihr kaum etwas verkaufen. Und Buchblogger zu gewinnen ist dabei nicht der dümmste Weg.
Das Prozedere dabei ist folgendermaßen: Man gibt ein Rezensionsexemplar, also ein Gratisbuch, an den Blogger seines Herzens und Vertrauens und dieser oder diese wiederum liest es und bespricht es auf seinem oder ihrem Blog. So erhält der Blogger oder die Bloggerin Stoff für den eigenen Blog und ihr erhaltet Sichtbarkeit, eine gute Rezension und unter Umständen neue Kunden, schließlich haben solche Blogger Fans, Follower, Leser oder wie auch immer sie sich dann nennen, die euer Buch nach der Besprechung auf ihre Wunschliste setzen können.
3. Leserunden
Ich gebe es zu, sie sind mein persönlicher Favorit. Nicht zuletzt auch, weil es inzwischen dank der vielen Plattformen sehr einfach ist, Leserunden ins Leben zu rufen.
Das Vorgehen ist gleicht dem Vorgehen bei einem Blogger. Man ruft die Leserunde ins Leben, wobei man meist ein Bild vom Buch einstellt und etwas zum Inhalt sagt. Dann können sich die Leser darauf bewerben und am Ende einer Frist wird ausgelost. Im Anschluss haben die Leser Zeit das Buch zu lesen und zu bewerten.
So die trockene Theorie. In der Praxis sieht es aber oft so aus, dass sich, während die Lesefrist noch läuft, Diskussionen um die Handlung, die Charaktere, das Setting, was auch immer mit dem Autor ergeben. Hat man also eine Leserunde ins Leben gerufen, kann man sich in den seltensten Fällen zurücklehnen und nur auf die Bewertungen warten. In der Regel findet ein Austausch zwischen Lesern und Autor / Autorin statt, da es für die Leser auch interessant ist, mit dem Schreiber des Buches zu diskutieren. Wo hat man schon die Gelegenheit?
Ist die Frist abgelaufen, trudeln die ersten Rezensionen ein. Je nach Länge des Buches teilweise sogar schon vorher, was durchaus zu Spannungen führen kann, da viele derer die noch lesen sich davon gestört fühlen können. Wie ihr in so einem Fall am besten vorgeht, müsst ihr selbst entscheiden. Ich hatte bereits beide Fälle, also einmal, dass es mir egal war, ob während der Frist bereits die ersten Bewertungen abgegeben wurden und einmal, wo ich klar gesagt hatte, ich möchte die Rezensionen erst am Ende der Frist. In beiden Fällen gab es Leute, denen das nicht passte. Ich für meinen Teil fände es besser die Rezensionen erst zum Ende der Frist zu erhalten, da ich es oft erlebt habe, dass die die noch lesen sich von eventuellen mittleren bis schlechten Rezensionen anstecken lassen. Es ist für euch als Autor oder Autorin also nur von Vorteil, wenn die Teilnehmer nicht voneinander „abschreiben“ können.
Ein unschlagbarer Vorteil von Leserunden ist, dass die Bewertungen die ihr auf der Plattform bekommt oft auch auf Amazon zu sehen sind. Das heißt auch Interessenten, die nicht an der Runde teilnehmen können sehen, was andere von eurem Werk halten.
4. Verlosung
Verlosungen laufen in Sachen Rezensionen nicht ganz so verlässlich, wie Leserunden. Kein Wunder, denn hier ist das Abgeben einer Rezension nicht verpflichtend. Dennoch habe ich es erlebt, dass die Gewinner durchaus nach dem Lesen Bewertungen abgaben. Nicht so ausführlich, wie bei einer Leserunde, aber was soll´s. Auch Kleinvieh macht Mist. Und drei von fünf Sternen sind drei von fünf Sternen.
5. Werbung auf Plattformen, Facebook, Twitter
Auch dazu habe ich bereits ein paar Artikel geschrieben, als ich mir angesehen habe, wie man Werbung auf Facebook und Twitter machen kann.
Möchte man diesen Weg gehen, der zwar von vielen Autoren als anrüchig gesehen wird, dann sollte man auf den Zeitpunkt achten, zu dem man das tut. Gut ist es, wenn man ein paar Tage nach der Veröffentlichung oder aber zu entsprechenden Feiertagen Werbung schaltet. Zum Beispiel um das Weihnachtsgeschäft zu nutzen. Da ist sowieso jeder auf der Suche nach einem Geschenk für die teuren Verwandten, warum nicht helfen?
6. Freunde und Familie beglücken
„Ich habe noch keines deiner Bücher gelesen!“, bekomme ich oft von meiner Schwester zu hören, wobei der Vorwurf, dass ich ihr noch kein Buch habe zukommen lassen in der Aussage mitschwingt. Seid ihr Autor oder Autorin und ist das in der Familie bekannt, werdet ihr früher oder später damit konfrontiert werden, dass jeder der Ansicht ist, ihr solltet eure harte Arbeit für einen Appel und ein Ei hergeben.
Hier gilt generell: Nein. Ihr gebt nichts für lau.
Und zwar, weil ihr hart für das Buch gearbeitet habt, oft ein Jahr. Weil ihr durchaus Geld in das Buch gesteckt habt, für den Dienstleister. Weil auch ihr das Buch nicht für umsonst bekommt, denn auch ihr müsst eurer Buch kaufen, wenn ihr es vom Dienstleister haben wollt. Und nicht zuletzt, weil auch ihr von euren Verwandten nichts für umsonst bekommen würdet! Daher gilt generell, nein ihr gebt es nicht für umsonst her.
Was aber möglich wäre, wäre ein Tausch. Buch gegen Rezension. Ähnlich wie bei dem Blogger und wie bei den Leserunden. Auf so ein Geschäft kann man sich einlassen, es sei denn, ihr habt ein Problem damit, dass eure Erbtante liest, wie ihr euch über sie in eurer Geschichte lustig macht. Also, wer das Buch haben möchte, bitte, aber nur gegen Sternchen.
7. Booklaunch Party mit Presse
Okay, wie das mit der Presse läuft weiß ich noch nicht. Ich habe es bisher noch nie geschafft, dass die Presse sich für mich interessiert hat, aber ja, das gibt es, dass Autoren es in die Presse schaffen. Ist natürlich tolle Werbung, und wenn man die Möglichkeit hat, sollte man sie nutzen. Doch da ich das noch nie selbst erlebt habe, könnte ich hier höchsten Vermutungen anstellen, wie man das hingebogen bekommt. Vielleicht in dem man Freunde hat, die freischaffender Reporter bei einer Zeitung sind und denen man vorschlagen kann, einen doch mal für die Sonntagszeitung zu interviewen? Nein, ernsthaft, ich habe keine Ahnung. Wenn jemand etwas darüber weiß, dann her damit.
Was den Buchlaunch an sich angeht, das ist nicht so schwer. Dafür braucht man natürlich ein Buch, das veröffentlicht werden soll und eine Handvoll toller, cooler Freunde, die Bock auf Party haben und die bereit sind mit mindestens einem Plus One zu kommen. Dann braucht man noch einen tollen Ort zum Feiern. Was man da haben möchte, bleibt jedem selbst überlassen. Ob das nun die Lieblingskneipe ist, das Stammcafé in dem ihr immer geschrieben habt oder euer Wohnzimmer ist egal. Wichtig ist, dass ihr gute Laune und Spaß habt und so eure Veröffentlichung feiert! So geht eine Booklaunch Party.
8. Eigener Blog
Unbedingt sollte die Veröffentlichung dort präsent sein. Sowohl mit einem Artikel als auch mit “Werbung”, die nach dem Artikel noch stehen bleibt. Bei aller Liebe, aber ihr könnt nicht erwarten, dass der Leser genau zur Beitragsveröffentlichung erscheint, daher muss die Werbung länger sichtbar bleiben, wenn ihr wollt, dass die Leute darüber informiert sind, was eurer letztes Buch ist.
Denkbar wäre ein Banner mit Mockup des Buches.
Was ein Mockup ist?
Nun, das ist eine Darstellung des Buches, nebst ein wenig Text dazu. Kann man schick in die Seite integrieren. Macht etwas Arbeit oder kostet ein wenig, aber gut … Manchmal muss man etwas investieren.
9. Öffentliche Bücherschränke / lokale Bücherei
Gerade die Sache mit der Bücherei ist in Deutschland noch unbekannt, in den Staaten und Kanada aber längst en Vogue, nicht zuletzt, weil es ein Gewinn für beide Seiten ist.
Die Idee dabei ist, dass SPler Unterstützung erfahren, indem sie die Chance bekommen ihre Bücher an die Stadtbibliothek zu geben. Format ist wählbar.
Nein, man erhält dafür kein Geld, aber Präsentation.
Leser können das Werk ausleihen und wer weiß, wenn sie zufrieden sind, kaufen sie vielleicht das nächste Buch.
Es dient nicht so sehr einem Kauf, als der Verbreitung der Marke, des Bekanntwerdens. Für schnelle Verkäufe ist das nichts, aber warum nicht diese Möglichkeit nutzen?
Da es diese Idee in Deutschland so gut wie nicht gibt, es sei denn irgendwer belehrt mich eines Besseren? Weil es das in Deutschland nicht gibt, bleibt SPlern oft nur, die öffentlichen Bücherschränke zu nutzen. Öffentliche Bücherschränke? Ihr wisst schon, diese umfunktionierten Telefonzellen und so. Warum diese nicht nutzen? So bekommt das eigene Werk ein neues Zuhause und man selbst einen neuen Fan? Ja, auch hier gibt es keine direkte Einnahme, aber im Literaturbetrieb ist das oft der Fall, dass dem nicht so ist.
10. Lesung
Mein persönliches Horrorszenario, aber bitte, wer es mag.
Lesungen können bestimmt lustig sein und ein Gewinn sowohl für Fans wie auch für den Autor. Auch hier geht es nicht in erster Linie um einen Verkauf, obwohl ich auch schon gesehen habe, dass Autoren Exemplare ihrer Werke dabei hatten, die vor Ort gekauft und auch signiert werden konnten. Aber in erster Linie geht es wieder um Sichtbarkeit und Kundenbindung, wenn man es so nennen will.
Lesungen werden von den meisten Schreibgruppen und Autorenvereinen angeboten. Dort tritt man mit anderen an. Kann etwas von Nachteil sein, Vorteil ist, man muss es nicht selbst organisieren und bezahlen, denn klar, man braucht Räume und Werbung (Flyer) um die Lesung zu füllen.
Ansonsten, wenn man alleine ist, bleibt nichts anderes als ins kalte Wasser zu springen und es bei der lokalen Bib zu versuchen. Fragen, ob man dort eine Lesung machen darf. Flyer kann man selbst drucken und sie im Notfall in der Fußgängerzone und/ oder den Buchläden verteilen.
Man muss dann findig und kreativ sein. Aber das gilt generell bei Werbung.
Denkbar wäre auch, dank moderner Technik, eine Lesung im Netz. Dafür braucht man ein gewisses Equipment und eine Plattform oder einen Kanal und Fans, Freunde und Familie können sich zuschalten. Vorteil: außer dem Equipment, was oft schon vorhanden ist, braucht man nichts weiter und man kann von Daheim aus lesen. Wer also Angst hat kann in einer sicheren Umgebung lesen. Könnte helfen.
Außerdem kann man die Lesung aufzeichnen und auf den Blog stellen. Sichtbarkeit auch nach dem eigentlichen Termin.
11. Buchmesse
Egal ob Leipzig oder Frankfurt, es ist das Ding. Allerdings ist es auch nicht einfach an Karten zu kommen und möchte man einen Stand dort haben muss man gleich sein Erstgeborenes verkaufen. Für den normalen Anfänger ist so etwas nicht machbar, aber ja, theoretisch besteht die Möglichkeit. Wenn man Millionär ist.
Wären meine Ideen. Einige habe ich selbst probiert. Was genau kann man sehen, wenn man sich die entsprechenden Artikel durchliest. alles unter “Handwerk” zu finden.
Was mich interessieren würde, ist, welche anderen Ideen habt ihr oder was für Erfahrungen habt ihr bisher gemacht? Wäre schön das zu lesen. Also, lasst es mich in den Kommentaren wissen, was ihr bisher ausprobiert habt und was euch geholfen hat oder was ihr in Angriff nehmen wollt.