Leseprobe “Lotte in London”

Hallo ihr da draußen,

ich hoffe ihr hattet einen schönen Tag und seid gut in die neue Woche gekommen. Für die Nacheulen unter euch habe ich hier die zweite Leseprobe aus “Lotte in London”, für alle anderen ist es dann eher etwas für morgen. WEr sich noch mal die Leseprobe von letzter Woche ansehen möchte, der kann das gern hier tun. Ansonsten werde ich mich jetzt zu meinem Mittagessen begeben und wünsche euch noch eine ruhige Nacht und einen schönen Dienstag.

Die Straße, in die der Wagen eine gute Stunde später einbog, war mit Kopfstein gepflastert und auf beiden Seiten von hohen Häusern, mit brauner Klinkerfassade gesäumt. Charlotte sah aus dem Fenster und wunderte sich, wo hier ein Haus mit Garten hineinpassen sollte.

„Außerdem wird das auch überhaupt nicht auffallen, dass Thomas Donoghue in dem einzigen kleinen, schnuckligen Haus lebt, zwischen all diesen mindestens fünfstöckigen Mietskasernen. Das findet jeder Fan auf Anhieb! Das ganze Theater hätten wir uns sparen können!“, murmelte sie, drehte den Anhänger hin und her und lehnte den Kopf müde gegen die Scheibe.

„Wie bitte?“, fragte der Fahrer.

„Nichts.“

„Keine Sorge, wir sind gleich da“, sagte der Fahrer. „Es scheint uns keiner gefolgt zu sein.“ Als sie sich zu ihm wandte, lächelte er. „Sie haben sich wohl alle auf Tom gestürzt.“

„Ja, scheinbar.“

Er bog um eine Ecke in der Straße und lenkte den Wagen an den Bürgersteig vor einem Haus mit Schrägdach und hielt. „Da wären wir.“

Charlotte warf einen Blick aus dem Fenster.

„Offensichtlich“, murmelte sie und stieg aus dem Wagen.

Der Fahrer folgte ihr und Regan kletterte aus dem Fond.

„Das ist aber nicht sehr groß“, bemerkte Regan. „Und wo ist der Garten? Ich seh keinen Garten.“

„Könnte das daran liegen, dass der hinter dem Haus ist?“, erwiderte Charlotte und erntete einen finsteren Blick von ihrer Tochter.

„Hier sind die Schlüssel.“, beflissen händigte der Fahrer Charlotte einen silbernen Ring aus, an welchem drei Schlüssel hingen. „Der Große ist für die Garage. Der ganz Kleine für den Briefkasten und der Letzte für die Haustür“, er hielt inne, „Vorausgesetzt Sie brauchen nichts mehr, würde ich jetzt fahren“, meinte er.

„Kein Problem. Wir haben alles was wir brauchen. Gehen Sie nur. Wir wollen Sie nicht aufhalten. Danke fürs Herbringen.“

„Oh, nichts zu danken.“ Der Fahrer lief bereits in Richtung Wagen, als er das sagte.

„Sicher“, meinte Charlotte und ging auf das Haus zu. Irgendwie musste sie Regan recht geben. Es war wirklich nicht sehr groß. Hatte Thomas nicht was von einem Obergeschoss erzählt? Sie blickte an der Hausfassade nach oben. Doch dort fand sie nur das von Dachfenstern durchbrochene Dach.

„Seit wann nennt man einen ausgebauten Dachstuhl ein Obergeschoss?“, sagte sie in verächtlichem Ton, bevor sie beschloss durchzuatmen und abzuwarten. Thomas war dermaßen begeistert von dem Haus gewesen, vielleicht sollte sie ihm und dem Ganzen eine Chance geben? Vielleicht war es innen wirklich größer, als es von außen wirkte? Wie genau das funktionieren sollte, war ihr ein Rätsel, aber vielleicht hatte der Architekt irgendwas mit der Tiefe gemacht?

Resolut steckte sie den Schlüssel ins Türschloss. Hinter der massiven weißen Haustür erwartete sie ein enger Flur, an dessen Ende Licht durch die einzig offene Tür fiel. Neugierig darauf, was sie dahinter erwartete stellte Charlotte ihre Handtasche auf der nahestehenden Kommode ab.

„Ich geh nach oben!“ Regan schoss an ihr vorbei, die Treppe hoch, die in den ausgebauten Dachstuhl, oder aber das Obergeschoss, wie Thomas es so schwärmerisch nannte, führte.

„Ja, aber mach keine Dummheiten“, warnte Charlotte sie.

Langsam ging sie auf das Lichtrechteck am Ende des Flurs zu, um sich in der Küche wiederzufinden. Das Erste, was ihr ins Auge sprang, waren die Küchenmöbel. Ober- und Unterschränke erstrahlen in Weiß. Unschuldigem, sauberem, kühlem Weiß. Charlotte schloss die Augen und ließ den Kopf hängen.

„Auf denen sieht man innerhalb kürzester Zeit jeden Fleck“, murmelte sie und fuhr sich durch die Haare. Hatte sie ihm nicht erklärt, dass man mit einem Kind im Schlepptau andere Prioritäten hatte, als schöne Küchenmöbel? Als sie die Augen wieder öffnete, bemerkte sie die Arbeitsflächen und den Kühlschrank.

„Mattierte Edelstahloberflächen! Das ist nicht dein Ernst!“ Fassungslos schüttelte sie den Kopf, drehte sich auf der Stelle um und lief zu ihrer Handtasche zurück und zückte ihr Handy.

„Hey Schatz!“, seine Stimme überschlug sich vor Freude.

Zurück
Zurück

Erfolglos glücklich

Weiter
Weiter

Der Countdown läuft …