Lektorat und Leseprobe
Da ich ja bereits angekündigt hatte, dass ich im April auf Tauchstation gehen werde um endlich den Erstentwurf von Hüter korrigieren zu können habe ich diese Woche nicht viel zu berichten. Ich sitze den lieben langen Tag, oder zumindest die Stunden die ich erübrigen kann, vor dem Rechner. Um mich durch meinen Entwurf zu kämpfen und um die Änderungen vom Papier in den Rechner zu übertragen. Eine echt öde Arbeit. Und ich habe nur noch zwanzig Tage! Ja, ich hab das gerade eben ausgerechnet. Kein Scherz.
Um mal wenigstens eine gute Nachricht zu geben: Ich habe es immer geschafft den Entwurf von zweihundertsiebenundzwanzig auf zweihundertvierundzwanzig Seiten zu kürzen. Ist doch schon mal was. Ausserdem bin ich inzwischen bei Kapitel zehn angekommen was die Korrekturen angeht. Und damit es am Ende auch noch was zu lesen gibt, habe ich eine Textstelle ausgewählt, die gerade frisch verändert ist.
Hüter Kapitel Neun:
„Wir gehen bald.“ brach er das Schweigen. „Ich möchte weg, bevor sie aufwachen und uns aufhalten könnten.“. Margaret nickte still, nahm ihre Brille von der Nase, wischte sich mit der freien Hand über die Augen und setzte die über dimensionierte Sehhilfe wieder auf. Levi sah sie nicht direkt an, meinte aber:„Wenn du nicht mit willst, dann verstehe ich das. Jetzt kannst du noch aussteigen. Du musst nicht, dass weißt du.“. Margaret gab einen halb erstickten Schluchzer von sich. Dann sagte sie mit zitternder Stimme:„Ich hab Mums Haushaltskasse geplündert.“ und seufzte. „Na bravo.“ Levi schloss müde die Augen. Sie hatte die Kasse geplündert. Seine Finger verknoteten sich. Die Haushaltskasse war das Heiligtum seiner Mutter und stand ihrem Herzen so nah, näher dran hatte eigentlich nur noch Will gestanden. Will der fort war. Schon das war furchtbar für seine Mutter. Aber wenn nun auch noch das Geld fehlen würde, würde sie endgültig den Verstand verlieren. Als Levi nichts sagte, seufzte Margaret noch mal auf. „Wir brauchen es eher als sie. Und sie würde damit eh nur Quatsch kaufen. So wie sie es die letzten Tage über gemacht hat, seit dem das mit Will passiert ist.“. „Weil sie verzweifelt ist!“ antwortete Levi harsch. Es war nicht recht das Geld zu nehmen. Das fühlte er. „Aber wir brauchen das Geld. Mehr als sie. Und irgendwelcher Plastikmüll bringt ihn auch nicht wieder.“ erklärte Margaret trotzig und zog die Nase hoch. „Ja…“ stimmte Levi ruhig zu. „Wenn ihn einer zurückbringen kann, dann du. Indem wir nach Rom gehen und diesen Hokuspokus beenden. So. Will sähe das genauso.“ sagte sie noch mal trotzig. Levi nickte. Wenn sie noch am folgenden Abend in Savannah ankommen wollten, würden sie bald aufbrechen müssen. Wenn sie keine Lust auf tränennasse Umarmungen hatten, wäre das ebenfalls ein Grund bald zu fahren. Und die Haushaltskasse im Gepäck stellte den dritten guten Grund für einen plötzlichen Aufbruch dar. Umständlich und steif erhob sich Levi. Er saß bereits die halbe Nacht hier und jetzt tat ihm alles weh. Als er stand reichte er Margaret die Hand und zog sie aus dem fest getretenen Schnee hoch. Sie klopfte sich das weiße Pulver aus ihren Sachen, dann trotteten sie zu ihrem Puck - Up, der sie schon so verlässlich von den Black Hills und durch all das erschreckende Chaos nach Hause gebracht hatte. Jetzt trat er eine weitere Fahrt an, welche die letzte gemeinsame für ihn und die Kinder sein würde.