Klishees Rund um das Autorenleben

 
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Heute soll es um ein Thema gehen, mit dem nicht nur ich konfrontiert werde, wenn ich zugebe, dass ich Autorin bin. Nein, das Thema begegnet jedem, der nun ja, sagen wir mal nicht dem üblichen 9 bis 17 Uhr Bürojob nachgeht. Also Leuten wie Blogger*innen /Bloggerin, Autor*innen, Schauspieler*innen, allgemein Künstler*innen. Wenn man sich als das outet, gibt es immer die gleichen Reaktionen. Zuerst sind da die ungläubigen Blicke. Und dann kommen relativ fix die Klischees und die allseits beliebte Frage: „Ach? Und davon kann man leben?“ Wobei das schon eigenartig ist oder? Warum werden immer nur Kreative gefragt, ob man davon leben kann? Nie Kindergärtner*in, Angestellte in der Verwaltung, Polizist*innen oder meinetwegen auch Anwalt*innen. Wobei der Anwalt oder die Anwältin ebenso ein Freiberufler*in ist wie ein Selfpublisher. Trotzdem wird das immer gern ausgeblendet, dass auch diese Berufe in finanzielle Schwierigkeiten geraten können. Komisch oder? Warum das so ist, mag durchaus mal Gegenstand eines eigenen Artikels sein, heute geht es mir darum zu zeigen, was für Klischees es gibt, die bei den Leuten auftauchen, wenn man sagt, dass man Autor*in /Blogger*in ist.
Autor*innen / Blogger*innen sind den lieben langen Tag ungebunden

Während für Ottilie Normalverbraucherin die Tage von Montag bis Freitag von circa 7 Uhr bis Abends 22 Uhr fest durchgetaktet sind, hält sich über Autor*innen oder allgemein Freiberuflern mit kreativen Jobs das Klischee, dass sie absolut ungebunden sind. Während Ottilie sich zwischen sechs und sieben Uhr aus dem Bett quält, rekelt sich ein Freiberufler in den Laken, wie und bis wann er will. Warum auch nicht? Als ungebundener Freigeist kann man aufstehen, wann man will. Gibt ja niemanden, der sie zwingt, frühs aus dem Bett zu fallen. Während Ottilie sich also hochquält, schnell einen Kaffee hinter die Binde kippt, haben Blogger*innen und Autor*innen die Freiheit ihren Tag in Ruhe anzugehen und tun das angeblich auch. Nach dem späten aufstehen frühstücken sie, ganz gemütlich, um dann irgendwann gegen Mittag, ihre Siebensachen zusammenzupacken und gleich dem nächsten Klischee nachzugehen:
Arbeit im Kaffee:

Was das Büro dem Angestellten ist den Autor*innen ihr Kaffeehaus. Wo sie, ehe sie loslegen, erst mal irgendein hippes Getränk ordern und Zeit in Social Media vertrödeln, um sich hübsche Bilder anzusehen, vielleicht auch das eine oder andere hübsche Bild hinzuzufügen (meist von ihrem Kaffee und dem Laptop und / oder zahlreichen Notizbüchern) und um mit anderen Freiberuflern zu quatschen. Denn das ist es ja, was Freiberufler hauptsächlich tun: tratschen. Aber nicht hart arbeiten. Denn Texte schreiben, ist keine harte Arbeit. Weil die entstehen ja einfach so aus dem Nichts heraus und in Null Komma Nichts und müssen auch nie überarbeitet werden. Weiß doch jeder, der mal Sex and the City gesehen hat. Abgesehen davon macht die Arbeit auch Spaß, denn ein so ein kreativer Kopf schreibt ja nur an dem was ihm oder ihr Spaß macht. Logo. Als Angestellte oder Angestellte, kann man das nicht zwingend über senen Job sagen. Was noch zusätzlich zum Neid auf die Freiberufler beiträgt. Laut der Vorstellung der Normalverbraucher tun Kreative den ganzen Tag über nur, was ihnen Spaß macht. Haben nur positive Erlebnisse. Alles in allem nicht sehr schwere Arbeit oder?

Doch kommen wir zurück zum Autorenleben: Nachdem man also eine Weile in die Leere gestarrt und an seinem hippen Kultgetränk genippt hat, überkommt es einen. Man haut in die Tasten und nach ein oder zwei Stunden fieberhaften Einsatzes ist es vorbei. Die Arbeit ist getan. Und ein Erfolg. Klar. Sie ist immer ein Erfolg. Zum gleichen Zeitpunkt hat Ottilie Normalverbraucherin bereits 4 Stunden harte, vom Chef angeordnete Arbeit hinter sich und noch weitere 4 bis 5 Stunden vor sich. Alles nicht freibestimmt und sicher nicht so angenehm wie die Arbeit der Freiberufler. Die ihren harten Tag mit einem weiteren Klischee ausklingen lassen:

Party und Kontakte

Nach getaner Arbeit genießt man seinen restlichen Tag, um ihn dann mit einer Party oder aber einem Konzert, vielleicht auch einer Ausstellung ausklingen zu lassen.

Rumor has it, dass in der Kunstszene jeder jeden kennt und natürlich haben Autor*innen und Blogger*innen die freie Wahl, wohin sie gehen wollen. Ja, unter Umständen gehen müssen, denn ab und an wird das Klischee der dauerfeiernden Freiberufler dadurch abgemildert, dass anerkannt wird, dass es sich bei dem Feiern um Kontaktpflege und damit um leichte Arbeit handelt. Schließlich verkaufen sich Bücher nicht einfach so. Ohne Werbetrommelei geht da nichts und wo könnte man das besser tun als auf Feiern und Feten von Gleichgesinnten. Auch kommt man so an eventuell notwendige Informationen und Kontakte.

Kein Wunder also, dass, wenn man sich als Autor*inn outet, früher oder später neben der Frage nach dem Einkommen der Einwurf kommt, dass man doch auch bedeutende Größen der Branche kennt.

Einkommen:

Nach all diesen Klischees kommen wir zum nächsten: Einkommen.

Es gibt zwei Vorstellungen darüber, wie viel oder wie wenig Autor*innen und Blogger*innen verdienen.

Mal denken die Leute wir schwimmen im Geld. Angefangen damit, dass die 20 Euro, die man im Schnitt für ein Buch zahlen muss, komplett an den kreativen Kopf dahinter gehen, gibt es noch die Vorstellung, dass Autor*innen oder Blogger*innen nicht nur mit Geld, sondern auch gern mit Leistungen bezahlt werden. Vom Urlaub in der coolen Mittelmeervilla bis zum Auto oder dem neuen Laptop, mit dem man sich zeigt und Werbung macht… Blogger*innen und Autor*innen bekommen alles, was sie wollen.

Also, zumindest die Stars unter ihnen.

Außerdem, selbst wenn man nicht zur Riege der umworbenen Superstars gehört, 20 Euro pro Buch und für die paar Stunden Arbeit, die man nicht als Arbeit bezeichnen kann, weil eigentlich ist es doch purer Spaß, ist doch ein guter Deal. Ottilie Normalverbraucherin muss viel härter für ihr Einkommen arbeiten, als so ein kreativer Kopf.

Die andere Vorstellung ist das komplette Gegenteil. Statt im Geld zu schwimmen, haben die Leute das Bild eines darbenden Poeten vor Augen, der mehr schlecht als recht durchs Leben kommt. Immer auf der Suche nach Einkommensquellen, immer bettelnd, immer in die Tasten hauend, in der Hoffnung den großen Coup zu schreiben, der dann das Einkommen für eine Weile sichert.

Das beide Bilder nicht so ganz der Wahrheit entsprechen, ich denke nicht, dass ich darauf hinweisen muss.

Eigentlich entspricht keines der Klischees dem echten Leben, denn wie es tatsächlich ist, das könnt ihr beim nächsten Mal erfahren.

Ach und wenn ihr ein Lieblingsklischee habt, dass hier noch nicht vorkommt, dann lasst es mich doch wissen. Ich lache gern mit.

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Was wirklich vom Klischee bleibt

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