Ein Guter Plan - Neues vom Kampf gegen den Inneren Kritiker
Laut Datum haben wir heute den 08.10.2021. Startdatum für das neue Semester und ich vermute mal, einige von euch haben bereits ihr nächstes halbes Jahr durchgeplant oder sind just dabei den Spagat zwischen den Anforderungen der Uni und dem Nebenjob zu planen, den heutige Studenten machen müssen, wollen sie die teuren WG - Zimmer finanzieren. (Solltest du tatsächlich gerade dabei sein dein Studium zu planen, hier bist du falsch. Der Artikel läuft dir nicht weg, daher zurück an die Arbeit und komm vorbei, wenn der Plan steht.)
Was für so manchen Studenten ein Startschuss ist, ist auch für mich einer, zumindest wenn es um das Schreiben geht. Man muss ja nicht immer auf Silvester warten, um neue Vorsätze umzusetzen. Eigentlich ist jeder Tag ein guter Tag, um damit zu beginnen.
Bereits im Frühjahr bin ich auf Instagram über die „Ein guter Plan“ Notizbücher gestolpert, die es einem möglich machen Achtsamkeit und Alltag unter einen Hut zu bekommen um so Burn out, Depressionen oder einfach nur einer Erschöpfung zuvorzukommen.
An sich klang das gut für mich, aber da ich nicht der Typ für vorgefertigte Tagebücher, sondern eher der Typ Marke selbstgefülltes Blankobuch ohne Vorgaben bin, habe ich diese Planer / Notizbücher immer für mich verworfen.
Bis jetzt.
Denn vor Kurzem fand ich „Ein gutes Projekt“ als Geschenk auf meinem Schreibtisch vor.
„Ein gutes Projekt“ ist nicht wie „Ein guter Plan“ ein ganzheitlicher Terminkalender, sondern ein ganzheitliches Erfolgsjournal, das dabei helfen soll große Projekte zu planen, durchzuziehen und auf dem Weg zum Erfolg nicht nur eben jenen sichtbar macht, sondern auch dabei hilft sich unterwegs in all dem Stress und Druck nicht selbst zu verlieren, bzw. auszubeuten.
„Ein gutes Projekt“ ist kein Kalender, wie etwa „Ein guter Plan“, sondern ein Buch spezifisch auf ein Projekt zugeschnitten, dass einem für 100 Tage Zeit lässt, das Projekt in die Tat umzusetzen. Wobei der Gedankengang dahinter ist, dass, wenn man ein Projekt konsequent 100 Tage lang verfolgt hat, es am Ende abgeschlossen oder so gut wie abgeschlossen ist. (Wenn nicht, kann man einfach noch einmal einen Planer kaufen.) Der Gedanke ist da ähnlich wie der NaNo, in dem man auch nicht ein ganzes Romanprojekt zu Ende schreiben können soll, sondern einfach nur über eine gewisse Schallgrenze getragen wird und danach genügend Disziplin und Gewohnheit erarbeitet hat, um den Rest weiter durchzuziehen.
Generell bin ich jemand, der sich gern eine Menge auf die ToDo Liste schreibt.
Ein 40zig Stunden Job (gut, manchmal sind es auch mehr als 40 Stunden) und ein Haushalt und natürlich nehme ich mir vor, an den Wochenenden noch den Blog und das Schreiben großer Romanprojekte voranzutreiben, wobei ich natürlich an mich selbst immer den Anspruch habe, volle 100 % zu geben. Dabei ist besonders Schreiben ein Hobby, dass nicht nur viel Zeit verschlingt, sondern dass auch ziemlich gemein sein kann, weil man es über lange Strecken allein macht, wenig bis gar keinen Zuspruch hat und am Ende riskiert, mächtig einen auf die Mütze zu kriegen, wenn man anderen sein Werk zeigt. In anderen Worten, der perfekte Grund und Boden für Frust, Stress und Burnout.
Oder man könnte auch sagen, ich bin die perfekte Zielgruppe, egal für welches Produkt dieses Labels. Ob das nun „Ein guter Plan“ oder in dem Fall „Ein gutes Projekt“ ist. Achtsamkeit ist etwas, dass bei mir einfach keinen hohen Stellenwert einnimmt, weil ich dafür gar nicht genug Zeit habe, was dazu führt, dass ich eigentlich selbst nicht einmal weiß, was ich alles tue, ob ich wirklich alles selbst tun muss oder nicht etwas zu meiner Entlastung abgeben könnte und ob die Lustlosigkeit und Müdigkeit, die ich echt oft spüre, schon die Anzeichen von einer handfesten Erschöpfungsdepression oder einfach nur eine Phase sind.
Genau hier setzt „Ein gutes Projekt“ an.
Bevor es überhaupt mit dem eigenen Projekt losgehen kann, wird einem die Theorie hinter dem Buch erläutert.
Es wird einem erklärt, dass sich eine handfeste Erschöpfung, die später in einen Burnout und in eine Depression münden kann, sich langsam ins Leben schleicht, so dass man sie erst bemerkt, wenn es schon fast zu spät ist. „Ein gutes Projekt“, klärt auf, was die ersten Anzeichen sind, dass etwas schief läuft und fordert einen dazu auf, nicht nur eine Bestandsaufnahme zu machen, was genau man auf seiner ToDo Liste hat und was man abgeben könnte, sondern auch, dass man sich überlegt, was man an Hilfen aufstellen könnte, wenn es mal nicht so läuft, wie man will und es stressiger wird als erwartet. Denn in Zeiten in denen wir vermehrt Stress und Druck ausgesetzt sind, bringt es nichts, noch mehr Druck auf sich selbst auszuüben. In solchen Phasen sollte man nett zu sich sein, sich bewusst Ruhe gönnen, die dann keine Prokrastination ist, sondern ein wichtiges Atem schöpfen, um später weiter machen zu können. Und damit diese Phasen der benötigten Erholung um so besser werden oder um bei kleineren Rückschlägen nicht ganz aus der Bahn geworfen zu werden, ist es hilfreich, sich vorher zu überlegen, was man tun könnte, um sich selbst zu helfen. Sich vorher zu überlegen, wen man um Rat oder ein nettes Wort fragen könnte. Was man tun könnte, um die miese Stimmung aufzuhellen, um nicht komplett zu versumpfen.
Diese Aufstellung der Hürden und Hilfen macht man einmal am Anfang des Projekts, gebraucht und abgefragt aber werden sie immer wieder durch den Zeitraum hinweg, wenn es darum geht das Projekt zu planen. So wird man am Beginn jeder Woche danach gefragt, was man jeden Tag machen möchte, was eine Herausforderung wird, auf was man sich freut. Bei jedem Tag findet man die Achtsamkeitsampel, in der man bewerten soll, wie es einem geht. Abgefragt wird wie man geschlafen hat, wie hoch das Energielevel ist. Es wird gefragt, ob die Aufgaben klar sind, wie es mit dem Selbstbewusstsein (verschlüsselt durch das Löwenbild) aussieht und wie dringend die Aufgaben erledigt werden müssen. Am Ende jeden Tages gibt es eine zweite Achtsamkeitsampel, bei der es darum geht zu erfragen, ob man den Tag über gut auf sich geachtet hat. Abgesehen davon, dass ich das Löwenicon für Selbstbewusstsein absolut abgefahren finde, sind die Ampeln selbst für Achtsamkeitsmuffel wie mich einfach auszufüllen, was es mir einfach macht zu prüfen,ob das was ich fühle wirklich einfach nur ein mieser Tag oder eine lang anhaltende Phase ist. Außerdem erlaubt es einem zu prüfen ob man wirklich so mies arbeitet, wie man meint oder ob man nicht doch konzentrierter bei der Sache war, als man meint. Mit der Selbsteinschätzung ist das immer so ein Ding. Sonst würden wir uns ja auch nicht immer konsequenter mehr vornehmen als gut für uns ist und bräuchten so etwas wie „Ein gutes Projekt“ nicht.
Am Ende jeder Woche gibt es noch eine Wochenreflexion, in der man seine Gewohnheiten festhalten kann und bei der man eine Burnout Prävention macht, in der danach gefragt wird, wie es mit dem Schlaf, der Zufriedenheit mit der Arbeit und den Pausen und all so etwas aussieht.
Doch was hat das jetzt alles mit dem Schreiben zu tun?
Wie schon am Anfang gesagt, Schreiben ist ein zeitintensives, recht einsames Hobby, für das man keinen Dank bekommt. Und das allein legt schon den ersten Grundstein für einen tollen Burnout. Dazu kommen noch die übrigen Pflichten und Verpflichtungen, die das Leben so mit sich bringt und alles passt, wenn man nicht auf sich achtet, perfekt zusammen und führt einen in einen wunderbaren Teufelskreis aus Erschöpfung, Schuldgefühlen, dann den Wunsch alles über ein Kniebrechen zu wollen und sich übernehmen, was wiederum in eine erneute Phase der Erschöpfung führt, die dann wieder in einem schlechten Gewissen endet, weil man nichts tut, obwohl man doch dringend Schreiben müsste, ein Roman beendet sich ja nicht von selbst! Was dann wiederum dazu führt, dass man versucht sich am eigenen Schopf aus dem Morast der totalen Müdigkeit zu ziehen und sich dabei konsequent überfordert, wo man sich vielleicht einfach mal liegen lassen sollte.
Daher ist etwas wie „Ein gutes Projekt“ oder „Ein guter Plan“ ein guter Gedanke für alle, die viel und gern große, langfristige Projekte auf ihrer ToDo Liste setzen und nicht über den kreischenden Fanclub verfügen, den sie bräuchten um sie auf ihrem Weg anzufeuern.
Einziger Wermutstropfen:
Wenn ihr jemand seid, der das Schreiben neben einem normalen Brotjob betreibt, könntet ihr "Ein guter Plan" etwas falsch für euch sein, denn obwohl es sonst sehr gut durchdacht ist, hat es einen kleinen Fehler: klare Zielgruppe dieses Buches sind Leute wie z.B. Masterstudenten, Leute die ihre Dissertation auf die Reihe kriegen wollen und den ganzen Tag Zeit haben sich ihrem Projekt zu widmen. Daher ist das Buch in einen Wochenrhythmus unterteilt und man ist aufgefordert jeden Tag zu planen, wie man die Balance zwischen dem Projekt und dem restlichen Leben, bzw. der Selbstachtsamkeit schaffen will. Für jeden, der einem normalen Brotjob nachgeht und daher vielleicht nur am Wochenende zum Schreiben kommt, kann das ziemlich entmutigen und frustrierend sein, wenn er große Teile des Buchs leer lassen muss.
Allerdings, was für kreative Köpfe wären wir, wenn wir nicht einen Weg darum fänden?
In meinem Fall habe ich mich dafür entschieden schlicht jeden Tag in der Wochenplanung in einen Sonntag zu verwandeln. Sonntag I bis Sonntag VII, statt Woche 1 von 15. Ja, das wirft die 100 Tage Planung in der man sein Projekt sonst beenden soll etwas durcheinander, aber im Endeffekt kommt es nicht auf den Zeitraum an, sondern darauf, sen Projekt, was auch immer das sein mag und den Rest des Lebens unter einen Hut zu bekommen, ohne selbst dabei auszubrennen. Zumindest nicht auf lange Sicht. Daher ist es eigentlich egal, ob da nun Montag oder Sonntag I und Sonntag II stehen. Und wer weiß, vielleicht gibt es irgendwann einen guten Plan, der nicht nur auf eine Zielgruppe zugeschnitten ist, die den ganzen Tag ihrem Projekt widmen kann, sondern nur die Wochenenden und Abendstunden dafür hat.