Eine Erklärung zu “Lotte in London”

Wie alle sehen können, ist es soweit.

„Lotte in London“, der dritte Band der Reihe um Charlotte Grottinger ist am 31.10. bei Epubli veröffentlicht worden und nun auf Amazon und Epubli zu haben und jeder der die Cover meiner bisherigen Bände kennt, wird schon beim ersten Hingucken einen Unterschied zu den Vorgängerbänden bemerken.

Die Art der Figur, die man auf dem Titelbild sieht, ist nach wie vor die gleiche, doch, anstatt dass das Cover wieder in Bonbonfarben gehalten ist, habe ich mich diesmal für ein kräftiges Rot entschieden, dass durch einen Regenschauer noch dunkler gemacht wird.

Die Wahl das Cover für den dritten Band so anders zu gestalten hat nicht nur etwas damit zu tun, dass dieser Band in London spielt, wie sich aus dem Bus und der Silhouette im Hintergrund unschwer erkennen lässt, sondern es hat auch etwas mit dem Inhalt des Buches, mit der Entwicklung der Beziehung von Charlotte und Thomas zu tun.

Der dritte Band ist, im Gegensatz zu den anderen Bänden, nicht so sorglos und lustig. Natürlich wollte ich Kritik in meinen Büchern üben, Probleme, die ich sehe, ansprechen, auch wenn ich keine von denen bin, die die sozialkritische Keule schwingt. Meine Kritik findet man eher  zwischen den Zeilen, wie zum Beispiel, wenn sich Charlotte in Band zwei „Wiedersehen in Berlin“, zwischen einer neuer Hose oder festen Schuhen für ihre Tochter entscheiden muss, was auf nichts anders als auf ihre schlechte finanzielle Lage zurückzuführen ist, die durch ihren Mindestlohnjob im Catering entstanden ist. Oder die Berge an Ablehnungsschreiben auf Bewerbungen, die sich bei Charlotte im Flur türmen und die sie schon nicht mal mehr wegräumt, so frustriert ist sie, die darauf hinweisen sollen, wie schwierig es als Alleinerziehende sein kann eine Stelle zu finden. Ich könnte noch mehr solcher Beispiele aus dem Hut zaubern, um zu zeigen, dass bereits der zweite Band „Wiedersehen in Berlin“, kritische Züge hatte, aber der dritte Band „Lotte in London“, widmet sich diesmal einem anderen, noch dunklerem Thema, dass ich ansprechen wollte und das mir bei der Entwicklung des dritten Bandes nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte.

Wie alle wissen, ist Charlottes und Thomas Beziehung eine Liebesbeziehung im Scheinwerferlicht oder unter dem Brennglas der Presse, wie Charlotte es formulieren würde.

Am Beginn des dritten Bandes soll diese Beziehung auf ein festes Fundament gestellt werden und um das zu erreichen, zieht Charlotte mit ihrer Tochter Regan zu Thomas nach London, wo er seinen Lebensmittelpunkt und Arbeitsplatz hat.

Charlotte, die zwar Thomas liebt, aber nicht die Presse, die sich immer wieder laut und ungefragt in ihr Leben drängt, hatte sich in London ein Familienleben zu dritt vorgestellt und hat, mit diesem Wunsch vor Augen, alles in Berlin zurückgelassen, was sie sich im letzten Jahr hart erkämpft hat. Freunde, die Wohnung, einen Job, ihre Unabhängigkeit.

Doch als sie in London ankommt, realisiert sie, dass das Einzige, was noch so ist, wie zuvor, ihre komplizierte Beziehung zur Presse ist. Der Rest hat sich verändert, denn Thomas entpuppt sich als engagierter Workaholic und Weltenbummler und Regan, ihre Tochter, entwickelt den Drang eigene Wege gehen zu wollen.

Nun sitzt Charlotte in London und sieht zu, wie ihr Leben in der neuen Umgebung und unter den neuen Bedingungen immer mehr zerbricht und sie immer tiefer in eine Depression verfällt.

Mir ist klar, dass Depression nicht das übliche Thema einer leichten, seichten Liebesgeschichte ist, wie sie das Cover andeuten will. Doch es war mir aus verschiedenen Gründen wichtig, es aufzugreifen.

Zum einen hatte ich die ganzen Geschichten mit den unreifen Beziehungen satt, in denen am Ende immer alles wieder gut werden wird. In erwachsenen Beziehungen gibt es schwierige Phasen, mit denen man umgehen muss, was aber in der Art von Genre in dem ich mich bewege nicht gezeigt wird oder nur unzureichend, ja unrealistisch behandelt wird. Deswegen wollte ich etwas schreiben, bei dem nicht alle Probleme am Ende gelöst sind, sondern weiterhin Themen bestehen bleiben, wo der Leser merkt, es löst sich nicht so schnell und einfach, sondern man muss daran arbeiten.

Zudem war es mir eine Herzensangelegenheit zu zeigen, dass jeder einer Depression auf den Leim gehen kann und dass es nicht immer die großen Unglücke sind, die eine solche auslösen. Auch vermeintlich kleine, manchmal sogar im Kern glückliche Ereignisse, können einen Menschen in eine Krise stürzen. So wie bei Charlotte. Obwohl sie alles hat, was man sich wünschen kann, steckt sie in einer Sackgasse fest und weiß nicht, was sie tun soll. Sie muss sich neu orientieren, etwas das jedem von uns begegnen kann, sei es, weil man einfach umzieht und weniger Kontakt zu alten Freunden hat oder weil man sein Studium beendet und in eine neue Lebensphase geht, von der man noch keine Ahnung hat, wie sie aussehen wird.

Ebenso wichtig war es mir die Depression nicht zu romantisieren und zu zeigen, dass Liebe kein Allheilmittel ist. Es mag lächerlich klingen, wenn ich das so schreibe, aber ich habe, gerade in Jugendbüchern, oft die Erfahrung gemacht, dass wenn schon das Thema Depression angesprochen wurde, sie oft durch Liebe geheilt wurde. Ich finde das furchtbar. Sicher ist Liebe oder aber eine feste Beziehung, Freunde, Familie, die einem zur Seite steht, ein sehr wichtiger Faktor für jemanden, der unter dem Schatten leidet, aber es ist nicht so, dass man sich verliebt und schwupps sind alle Probleme gelöst!

Das ist genauso wenig der Fall, wie dass man ständig tieftraurig ist und sich zu nichts mehr aufraffen kann, wenn man unter einer Depression leidet.

Depression ist etwas mit verteufelt vielen Gesichtern, was es um so schwerer macht sie zu erkennen und noch schlimmer: Ihr Gesicht wird nicht nur bei verschiedenen Menschen variieren, sie kann auch tage-oder stundenweise anders aussehen. Es gibt gute und schlechte Zeiten, weil der Schatten, der diese Menschen begleitet, mal mehr, mal weniger die Oberhand hat. Eine Information, die wichtig wäre im Hinterkopf zu behalten, denn was mir auch bei der Beschäftigung mit dem Thema auffiel ist, dass oft die Einstellung grassiert, dass jemand, der in Therapie ist oder Medikamente bekommt, doch geheilt sein müsste, also wieder wie früher sein müsste. Das ist aber bei einer Depression nicht der Fall. Schon allein deswegen war und ist mir das letzte Kapitel von „Lotte in London“ eines der wichtigsten des Buches, da es zeigt, dass es eben kein reines Happy End gibt, aber dass es wohl auch schöne Momente gibt, trotz des schwarzen Hundes, der einen überall begleitet.

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Der Storyplaner oder: Hilfe ich hab mich in die Ecke geschrieben!

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Danksagung zu “Lotte in London”