Der Storyplaner oder: Hilfe ich hab mich in die Ecke geschrieben!

Wer mich und meine Arbeitsweise ein wenig kennt, der weiß, ich bin niemand, der in Sachen Geschichten groß plant. Ich bin kein Plotter, wie es im deutschsprachigem Raum so schön heißt, sondern ein Pantser, also jemand der sich in jede Geschichte reinwirft, als sei es ein Schwimmbecken an einem heißen Sommertag. Augen zu, Luft holen, abstoßen, kurz fliegen und fieser Bauchklatscher. Ja, das genau ist der Nachteil, wenn man sich keinen Handlungsverlauf vorher überlegt. Früher oder später steht man an einer Wand und kommt (erst mal) nicht mehr weiter. Deswegen dachte ich mir schon vor einem Jahr, dass der Link zum Storyplaner, den ich damals fand, sehr interessant aussah. Da mein Termin- und Schreibplan leider sehr eng war, blieb mir aber bisher nie Zeit den Planer und die Möglichkeiten, die er bereithält auszuprobieren, denn für Methoden wie die Snowflake, Save the Cat und andere braucht man schon etwas Zeit.

Deswegen ließ ich den Link erst links liegen, bis ich bei einem Projekt nicht mehr weiterkam. Da dachte ich mir, schaden kann es nicht, also los, registrieren und probieren, vielleicht zeigt dir eine der Methoden, wo das Problem liegt und wie es weitergehen kann.

Ausgewählt habe ich für den Storyplaner eine Geschichte, die ich mehr aus Spaß mal angefangen hatte. Es hatte alles mit einem Bild bzw. einem Outtake aus einem Marvel Film begonnen und plötzlich hatte ich die ersten zehn Kapitel. Viel gedacht hatte ich mir dabei nicht. Es war kein ernsthaftes Projekt, kam aber bei den Lesern sehr gut an und genau da begann mein Problem. Die ersten zehn Kapitel waren im Nu weg und die Leser wollten mehr. Da ich aber nicht wusste, wie ich die Geschichte weiterführen konnte, beschloss ich diese Story als Bauernopfer zu nehmen, und an den Storyplaner zu verfüttern. Mit Glück, würde ein ordentliches Ende bei rauskommen. Doch nun zum Storyplaner:

Wie vieles gibt es ihn in zwei Versionen: Die Basic - Version und die Premium - Ausführung.

Die Basic - Ausführung ist kostenlos. Die Premium - Ausführung kostet ca. 40 Dollar pro Jahr, dafür hat man unbegrenzten Zugang zu allen Methoden. Hat man nur die Basic - Ausführung, kann man sich pro Projekt nur eine Methode aussuchen und dabei muss man dann bleiben. Das heißt, hat man mit der Snowflake - Methode begonnen, muss man bei dieser bleiben und kann nicht zur Save the Cat - Methode umschwenken. Theoretisch. Aber um das zu umgehen, gibt es einen Weg:

So weit ich das verstanden habe erlaubt es der Storyplaner die Methode und den Plan die man mit einem Projekt gemacht hat, herunterzuladen. Auf die Art kann man seine Projekte bzw. die Struktur der Projekte auch sichern. Hat man das getan, geht man einfach zurück zum Storyplaner, löscht die vorhandene Struktur und das vorhandene Projekt und geht zurück auf Start. So kann man eine neue Methode mit dem Projekt ausprobieren. Hat man die Premium - Version, kann man jederzeit die Methoden wechseln. Und wenn ich von Methoden rede, so meine ich, dass es eine Vielzahl von Möglichkeiten gibt, seine Geschichte auszuarbeiten.

Da wäre die sehr bekannte Snowflake - Methode, dann die Simple Structure - Methode oder auch die Take off your pants - Methode. Daneben gibt es noch diverse andere Methode, die besonders für Screenplays entwickelt wurden, die aber ebenso auf normale Geschichten angewendet werden können, da die Struktur eines Romans und eines Screenplays nicht so unterschiedlich sind.

Außerdem gibt es noch den Novel Launcher. Das ist eine Methode, die einem helfen soll ein großes Projekt von Anfang bis Ende zu planen. Darin enthalten sind: Charakter - und Konzeptbögen, ein Plan, um die Struktur der Geschichte festzuhalten und vieles mehr. Das Schöne hierbei ist, man muss die Schritte nicht zwingend in der Reihenfolge abarbeiten, sondern kann sich aussuchen, welchen Teil man jetzt gerade bearbeiten möchte.

Gleiches gilt auch für die Methoden eine Story zu planen. Da wird viel abgefragt. Beispielsweise bei der Snowflake - Methode, wird man nach dem Aussehen der Figur gefragt, nach den Charakterstärken und - schwächen, nach dem, was die Figur antreibt, was sie nach außen als Motiv zeigt, was aber der wirkliche, innere Grund für ihr Handeln ist, der ihr eventuell nicht mal selbst richtig bewusst ist. Was für Stolpersteine die Figur in den Weg gelegt bekommt oder was passieren könnte, um den Konflikt, in dem sie steckt zu zeigen. Ich finde, gerade wenn man eine Figur neu anlegt, verfügt man noch nicht über alle diese Informationen, aber das ist nicht schlimm. Wenn man etwas nicht hat, kann man es überspringen und später hinzufügen.

Neben diesen Methoden zum Anlegen von Figuren gibt es noch die Story Summaries, die eben genau das machen, was der Name sagt. Diese Kategorie hilft eine Zusammenfassung für die Story zu schreiben. Wobei es auch hier wieder verschiedene Methoden gibt, das zu tun. Aber Storyplaner geht weit über das pure Planen von Geschichten und das Ausarbeiten von Figuren hinaus.

Unter der Kategorie Story World ist alles zu finden, was man für den Bau einer Welt braucht. Da ich diesen Punkt aber in meiner Geschichte nicht berücksichtigt habe, habe ich diesen nicht getestet. Stattdessen habe ich mich weiter umgesehen und die Writers World ausprobiert.

Während sich alle anderen Kategorien auf die Geschichte konzentrieren, geht es in der Writers World um den Menschen hinter der Geschichte. Writers World gibt Autoren die Möglichkeit herauszufinden, warum man überhaupt schreibt, was das Ziel dieses Projektes ist, was das „innere Motiv“ ist, um mal bei den Charakterbögen abzukupfern. Des Weiteren kann man in Writers World den Rahmen des Projekts festlegen, um sich einen Überblick darüber zu verschaffen, wie groß es überhaupt wird, etwas was helfen kann einzuschätzen, ob man sich so ein Projekt zutraut oder nicht oder aber um zu überprüfen, wo man im Projekt steht. All das sind wichtige Punkte, die einem Autor helfen, ein Motivationstief oder eine Schreibblockade zu überwinden, in dem sichtbar gemacht wird, um was es geht und was man bereits erreicht hat.

Viel mehr gibt es zum Storyplaner nicht zu sagen. Es ist eine Seite mit vielen, sehr zeitintensiven Möglichkeiten, seine Figuren auszuarbeiten und seine Geschichte zu planen. Obwohl die Seite kompakt gestaltet ist, beinhaltet sie eine große Auswahl an Methoden und man muss damit rechnen, schon gut und gerne eine halbe Stunde oder mehr für eine Methode zu investieren. Wobei man da noch kein Wort an der Geschichte selbst geschrieben hat. Und das ist doch der Knackpunkt.

Das Wichtigste, das Schreiben und Ausdenken der Geschichte an sich, kann es einem nicht abnehmen. Wenn man also an einem Projekt arbeitet, dessen Ende man noch nicht kennt, nutzen einem auch die besten Methoden nichts, wenn man sich in eine Ecke geschrieben hat. Womit ich wieder bei meinem Startpunkt wäre, nämlich dass ich mich in einem Projekt in eine Ecke geschrieben habe und nicht weiß, wie es weitergehen soll.

Fazit:

Für Plotter ist der Storyplaner ein Gewinn. Auch für Autoren, die ihre Figuren bereits mehr oder weniger vollständig im Kopf haben und alles festhalten wollen. Aber für Autoren, die einfach ins Blaue hineinschreiben, kann der Storyplaner das Grundproblem nicht beseitigen.

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