Covererstellung
Wie bereits angekündigt sind kurz vor meinem Urlaub meine bestellten Probedrucke meiner letzten zwei Bücher gekommen. Das gibt mir jetzt die Möglichkeit an einem Beispiel über Covergestaltung und über Textgestaltung zu reden.
Zuerst zur Covergestaltung:
Was muss auf ein Cover rauf?
Nun, alles was für das Buch kennzeichnend ist und für den Leser interessant sein könnte. Im Klartext heißt das, dass zum Beispiel die Hauptfiguren auf dem Cover zu sehen sollten. Hat man mehrere Hauptfiguren, kann das Titelbild aber schnell überladen werden. In solchen Fällen sollte man sich auf die Wichtigsten Charaktere beschränken. Hat man ein Buch geschrieben, in dem ein Artefakt im Mittelpunkt des Geschehens steht, dann sollte sich das natürlich im Titel wiederfinden.
In meinem konkreten Fall heißt das:
aktuelle Cover
Ich habe zwei wichtige Hauptfiguren in meinem Buch und beide sind auf dem Buchtitel zu finden. Neben diesen beiden Hauptfiguren gibt es noch weitere wichtige Charaktere in dem Buch, diese sind aber nicht die Hauptcharaktere, weswegen ich sie nicht auf das Cover gelassen habe.
Weiterhin wichtig für mein Titelbild war, dass ich zeigen möchte, dass die Geschichte in Berlin spielt, weswegen im Hintergrund unbedingt die Skyline von Berlin auftauchen sollte. Ausserdem wäre das Cover nur mit den beiden Hauptfiguren reichlich leer gewesen.
Neben den beiden Hauptfiguren habe ich den Titel arrangiert.
Etwas das von meinen Testlesern am Cover bemängelt wurde, ist, dass sich unterhalb des Titels eine “leere” Ecke befindet. Bis vor ein paar Tagen hatte ich keine Idee wie ich diese “leere” Ecke füllen konnte, aber in meinem Urlaub sind mir ein oder zwei Ideen gekommen, von denen ich sehen muss, ob ich sie so auf dem Cover umsetzen kann, wie mir das vorschwebt.
Details:
Es gibt Cover die sind bis in die letzte Ecke mit irgendwelchen hübschen Details ausgestaltet. Ein gutes Beispiel dafür könnte die “Metall” Reihe von Kerstin Gier sein. Die Titelbilder ihrer Bücher sind zwar nur zweifarbig gehalten, stattdessen sind sie aber über und über mit Schnörkeln, Tieren und Türen oder anderen Symbolen und Zeichnungen versehen.
Bei gedruckten Büchern ist das in Ordnung, denn der Leser hat das Buch in der Hand und kann sich das Titelbild in einer entsprechend großen Größe (Taschenbuch: 19 x 12cm, Hardcover: ca. 21,5 x 15,5 cm) ansehen. Jeder Autor, der für seine Publikation aber auf den Vertrieb als E-Book setzt, sollte sein Titelbild abspecken.
Grund dafür ist das Vorschaubild im Online-Shop, dass einem Autor nicht mehr als 1200 Pixel bis hin zu 2500 Pixel zur Verfügung stellt. Im Klartext heißt das, dass das Bild kaum größer als eine Briefmarke ist, was am Ende so aussehen kann:
Anhand dieses Screenshots wird schnell klar, dass viele Details auf einem so kleinen Bild untergehen. Ausgefeilte Schnörkel sorgen dafür, dass das Titelbild schnell unübersichtlich wird und überladen wirkt.
Abspecken und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren ist hier die einzige Lösung. Wichtig für das eigene Cover sind der Name des Autors, der Titel und ein wesentlicher Ausblick auf das was der Inhalt des Buches ist, angedeutet durch das was auf dem Titelbild zu sehen ist und welche Farben gewählt werden.
In gewissem Sinne kann man also sagen, dass das Erstellen eines E-Book Covers die Hohe Kunst des Titelbilderstellens ist, da sie durch die kleine Größe des Vorschaubildes engeren Beschränkungen unterworfen ist.
Ich für meinen Teil habe auf ein sehr karges Titelbild gesetzt. Wichtig war mir zum ersten Mal nicht nur meine weibliche Hauptfigur, sondern auch die männliche Hauptfigur auf dem Titelbild abzubilden, um der Leserin die Möglichkeit zu geben, sich ein noch besseres Bild von den Hauptfiguren machen zu können.
Ähnlich meinem ersten Titelbild habe ich auch für dieses Buch wieder auf die etwas verzerrten Comicfiguren gesetzt. Viele meiner Tester haben mich gefragt, ob das nötig wäre, ob ich lieber etwas realitätsnähere Figuren wählen wollen würde.
Dagegen habe ich zwei Argumente:
1. Ich habe bereits auf meinem ersten Titelbild eine derartige Figur verwendet, um meinen Hauptcharakter vorzustellen. Indem ich das auf dem zweiten Band weiterführe, kann ich an den ersten Band anknüpfen. Ich gebe dem Leser / der Leserin etwas, dass sie bereits kennen, was in Punkto Verkauf nicht zu vernachlässigen ist. Neben meinem Namenszug ist die Figur ein Erkennungszeichen, ähnlich einem Firmenlogo. Der Wiedererkennungseffekt kann durchaus ein Verkaufspunkt sein.
2. Ich mag diese Figuren. Und zwar nicht erst, seitdem ich meine eigenen Titelbilder bastle. Und weil das Titelbild eben nicht nur den Lesern, sondern auch mir gefallen muss, habe ich mich für diese Art von Figuren entschieden und werde auch dabei bleiben.
Screenshot vom Titel im Store
Farbgebung:
Wie also mache ich dem Leser auf einen schnellen Blick klar, um was genau es sich bei meinem Buch handelt, wenn ich lediglich den Platz einer Briefmarke zur Verfügung habe.
Indem ich Farben und Schrift für mein Buch und dessen Inhalt sprechen lasse.
Zu beachten ist hierbei, dass jedes Genre in der Literatur mit einer anderen Farbe assoziiert wird. Es gibt Farbgestaltungen, die sich hervorragend für Krimis eignen, die aber für einen Liebesroman falsch gewählt wären. Typisch für Krimis sind starke Kontraste und Farben wie Rot, was mit Blut verbunden wird, Blau, das für den Verstand steht und Schwarz, dass allgemein als die Farbe des Todes verstanden wird.
Helle Farben, wie etwa ein sonniges Gelb, wären für einen Krimi falsch gewählt, da der Leser sie mit Urlaub, heiterer Stimmung und Entspannung verbindet, nicht aber mit Grusel und Totschlag, sowie Leichen im Keller.
Gleiches gilt für Pasteltöne, die man voranging im Bereich der Liebesromane antrifft, da sie gern mit Frauen im allgemeinen und mit Liebe im Besonderen assoziiert werden.
Um das ganze kurz mit einem Beispiel zu illustrieren, hier ein paar Vorschläge zu meinem Cover zum weiten Band meiner “Lotte” Triologie:
Erstes Titelbild
Dieses war der erste Entwurf, den ich für den Titel des zweiten Bandes erstellt hatte. In der Umfrage kam er gut bei den Lesern an. Um ehrlich zu sein, war dieser Entwurf der Spitzenreiter unter allen gemachten Entwürfen, da meine Testpersonen der Meinung waren, dass die Farbgebung in ihren Augen typisch für das Genre des Liebesromans sei. Gleichzeitig fanden sie den starken Farbkontrast gut und waren der Auffassung, dass das Buch mit dieser Farbgestaltung sicherlich unter allen anderen Büchern hervorstechen würde, was zur Folge hätte, dass die Leser ihm mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen würden.
Nun ist das “Hervorstechen” sicherlich etwas, dass sich ein Autor für sein Buch wünscht. Bücher mit einem auffälligen Titel erregen mehr Aufmerksamkeit und werden auch eher gekauft. Was genau das ist, worauf es am Ende des Tages ankommt. Allerdings muss ich gestehen, dass ich mit der Kombination aus Rosa und Babyblau meine Schwierigkeiten hatte. Mir persönlich gefielt sie gar nicht, erinnerte mich stark an Babydecken, was wiederum etwas war, was ich nicht für mein Buch wollte.
Obwohl dieser Titel gut bei den Testern ankam, verwarf ich ihn für mich, weil es nicht das war, mit dem ich mich gut gefühlt hätte. Stattdessen probierte ich andere Wege aus.
Nachdem ich mit den Babyfarben an den Start gegangen war, überlegte ich das Titelbild etwas abzuspecken. Ich fand, dass das Cover durch die bunte Farbvielfalt leicht zu unruhig wirken würde und beschloss deshalb mich auf lediglich vier Farben zu beschränken und einen großen Teil des Buchtitels einfarbig zu machen. Auf diese Art fand ich, würden die Figuren im Vordergrund mehr hervorgehoben werden, was dem Leser den Eindruck vermittelt, dass es eben um diese beiden geht und nicht etwa um die Stadt Berlin. Leider schloss dieses Titelbild am schlechtesten ab. Egal ob ich das Bild Rosa oder aber in einer anderen Farbe zur Diskussion brachte. Meine Tester mochten es überhaupt nicht und waren sich schon sehr bald darüber einig, dass sie ein zweigeteiltes Cover einem Einfarbigem vorziehen würden.
Da ich mit meinem weniger bunten Titel nicht weiterkam, entschloss ich mich zu einem weiteren Anlauf. Da die Tester unbedingt auf einem zweigeteilten Cover bestanden (der Himmel sollte eine andere Farbe haben als der untere Teil des Covers auf dem die beiden Figuren abgebildet waren), beschloss ich dem Rechnung zu tragen, aber gleichzeitig meinen Wunsch nach mehr Ruhe im Cover aufrechtzuerhalten.
Zu diesem Zweck kreierte ich das, was bei meinen Testern als das “jeansfarbene” Titelbild bekannt wurde.
Leider wurde auch dieses Bild vehement abgelehnt.
Die Tester waren der Meinung, dass die Farbkombination aus hellem Grün und Jeansblau für den Himmel nicht mehr dem Genre des Liebesromans entspräche und was das abstimmen der Kleiderfarben der Figuren im Vordergrund anging, so erinnerte das Vorgehen an ein Schachbrettmuster, was die Tester eher mit Harlekinen, nicht aber mit Figuren aus einem Liebesroman verbanden. Zudem wurde der dunkle Himmel als zu drückend empfunden.
Bonbon und Eiscreme Cover
Nach all diesen Versuchen und unzähligen Diskussionen der Tester über jedes kleine Detail auf dem Cover, beschloss ich zu der Ausgangsvariante zurückzukehren. Nachdem ich geklärt hatte, dass der Himmel eher in einem hellen Blauton gehalten werden sollte, begann ich mithilfe eines Farbabgleichprogramms am Titelbild zu arbeiten. Mein Anliegen war es, dass die Farben besser zusammenpassen sollten und das nur Farben verwendet werden sollten, die bereits im Cover vorhanden waren, um die Anzahl zu limitieren und es nicht zu bunt wirken zu lassen.
Herauskam eine Serie von drei verschiedenen Titelbildern, die ich als Bonbon- und Eiscreme Cover bezeichne und die ich meinen Testern vorlegte. Zwar waren diese immer noch in fünf verschiedenen Farben gehalten, wirkten aber durch die bessere Abstimmung harmonischer und nicht mehr so unruhig. Diesmal achtete ich besonders darauf, dass der Himmel in der Kleidung oder Teilen der Kleidung der Figuren gespiegelt wurde. So färbte ich den Haargummi und das T-shirt der weiblichen Figur in der Farbe des Himmels ein und wählte für ihre Hose einen Farbton, der ganz ähnlich der Shirtfarbe der männlichen Figur ist, jedoch weit genug davon entfernt ist, um nicht den bereits zuvor bemängelten “Schachbretteffekt” entstehen zu lassen.
Den “Sieger” der drei letzten Titelbilder kann man oben sehen.
Fazit für mich bei der Covergestaltung ist: Wenn man mit Testern zusammenarbeitet, sollte man sie die groben Strukturen zuerst abklären lassen.
In meinem Fall war das die Frage nach einer Zweiteilung des Titelbildes und die Frage, ob der Himmel nun eher hell oder dunkel gestaltet werden sollte.
Die Details sollte der Autor danach selbst abwägen und sich dann auf eine Auswahl von nicht mehr als drei oder vier verschiedenen Titelbildern beschränken, die er von seinem Publikum testen lässt, da sonst die Diskussionen überhandnehmen.
Des Weiteren kann ein Farbabgleichprogramm bei der Auswahl für das Titelbild helfen, um es harmonisch zu gestalten.
Schriftgestaltung:
Auch die Gestaltung der Schrift ist wichtig für den Transport des Buchinhaltes auf einen schnellen Blick. Als Faustregel kann hierbei gelten: Desto verschnörkelter, desto romantischer. Krimis setzen auf klare, große Buchstaben, gut leserlich. Romane wollen romantisch wirken und setzen deshalb auf eine verspieltere, weichere, geschwungenere Schrift. Bücher aus dem Bereich der Historienromane verwenden gern Schriftarten, die an historische Schriftarten oder Druckschriften erinnern. Ähnlich dem, was man in alten Codexen oder aber frühen Bibelausgaben findet.
Je nachdem, welche Schriftart verwendet wird, wird also bereits eine Aussage darüber getroffen, um welche Art von Buch es sich handelt und je nach Lust des Lesers greift er zu oder nicht. Wählt man eine Schriftart, die nicht zum Genre passt, etwa deutlich lesbare Schrift bei einem Liebesroman, kann das den Leser in die Irre führen und dafür sorgen, dass weitere Bücher nicht mehr gekauft werden, da sie nicht das halten, was sie mit ihrem Cover versprochen haben.
Neben all den Assoziationen, welche die jeweils gewählte Schrift weckt, gilt es auch nicht zu vergessen, dass die Schrift helfen kann eine eigene Marke zu etablieren. Viele Autoren lassen das oft ausser Acht, aber der eigene Name ist eine Marke und die gilt es zu vermarkten. Deswegen ist es wichtig einen Schriftzug oder eine Schriftart zu wählen, mit der man als Autor oder Autorin leben kann. Nicht nur für ein Buch, sondern für hoffentlich ganz viele. Der eigene Name auf dem Buch ist für den Leser ein Wiedererkennungseffekt, wie bestimmte Firmenlogos. Gleiches gilt übrigens für die Farbwahl bei den Titelbildern. Aus genau diesem Grund habe ich mich bei Band Eins und Band Zwei sowohl für denselben Farbton als auch für dieselben Schriftarten im Titel wie auch in meinem Namen entschieden. Einfach um dem Leser gleich klar zumachen, mit wem er oder sie es hier zu tun hat, für den Fall, dass er oder sie nur einen kurzen Blick auf mein Buch erhaschen können sollte.
Fazit:
Bei der Titelgestaltung eines Buches kommt es auf drei wesentliche Komponenten an:
Details, Farbe und Schrift. Alle drei müssen aufeinander abgestimmt werden und mit dem Genre in welchem man schreibt, in Einklang stehen. Des Weiteren gilt es zu beachten, ob man sein Buch als E-Book oder Druckausgabe herausbringen möchte, da man gerade bei E-Books aufgrund der kleinen Vorschaubilder, Abstriche bei den Details eines Covers machen muss. So bleibt einem hier nichts anderes übrig, als die Botschaft des Buches mit Hilfe von Farbe und Schrift, sowie gezielt gewählten Details zu transportieren. Bei einer Druckausgabe, bei der es mehr Platz gibt, gelten diese Hinweise ebenso, können aber aufgrund der Größe weniger streng ausgelegt werden.
Bevor man also an die Gestaltung seines Titelbildes geht, sollte man sich fragen, was die eigentliche Botschaft ist, die von dem Buch, der Geschichte an den Leser gebracht werden soll, welches die wichtigsten Inhalte sind (z.B. die Hauptcharaktere, welche auf dem Buchcover abgebildet werden können) und was die Erwartungen des Lesers an das Genre sind, in Bezug auf die Farbgestaltung.
Hat man all diese Fragen beantwortet, kann die Suche nach geeignetem Material und Bildern beginnen oder aber man greift selbst zu Stift und Papier um ein entsprechendes Titelbild zu entwerfen.
Desweiteren sollte man nicht vernachlässigen, dass es sich bei dem eigenen Namen oder dem Pseudonym um eine Marke handelt, die es zu verkaufen gilt. Kontiuniät was die Farbgestaltung, die Wahl der verwendeten Schriftarten angeht, kann sich hierbei auszahlen.
Wem dieses kurze Beispiel noch nicht reicht, der kann sich gern auch hier umsehen: