Wann genau Werbung schalten? Oder: Heute gibt es keine Brötchen.

Als ich neulich Mittag Hunger bekam und mal wieder nichts im Kühlschrank zu finden war, beschloss ich mir ein frisches belegtes Brötchen von der Bäckerei meines Vertrauens zu besorgen. Besagte Bäckerei macht richtig leckere Brötchen und ist keine fünf Minuten von mir entfernt, also zog ich die Schuhe an und los ging es.

Als ich in der Bäckerei ankam, erwartete mich eine böse Überraschung, denn die nette Bäckereifachverkäuferin sagte mir, dass es ihr sehr leidtäte, aber derzeit hätte sie keine Brötchen mehr. Die Mittagszeit war gerade vorüber, ein Strom an hungrigen Bankerleuten war über die Bäckerei hergefallen und hatte alles mitgehen lassen, was nicht niet- und nagelfest war.

Für mich, die ich mit knurrendem Magen in der Bäckerei stand ein Albtraum.

Die Verkäuferin, die meine missliche Lage erkannte, versuchte mich damit zu beruhigen, dass sie in einer Stunde eine neue Lieferung an Brötchen vom Hauptsitz bekämen. Alles, was ich tun müsste, wäre mich bis dahin zu gedulden.

Da mein Magen sich allerdings inzwischen anhörte wie ein wütender Grizzly, war das für mich keine Lösung, weswegen ich auf dem Absatz kehrtmachte und noch mal zehn Minuten durch mein Viertel lief, um dem Konkurrenzbäcker meine Aufwartung zu machen, um dort meinen Hunger zu befriedigen.

Was die Anekdote mit Werbung zu tun hat?

Nun, so wie sich die Situation in der Bäckerei gestaltet, gestaltet sich die Situation für viele Leser bei heutigen Autoren.

Anstatt Werbung für ein Buch zu bekommen, dass sie kaufen können, bekommen sie Statusupdates, Berichte über Ideen und Entwürfe von Covern. Für den Leser, der nur das Buch kaufen möchte, ist das nichts verwertbares.

Schlimmer: es weckt Hoffnung. Hoffnung ein spannendes Buch kaufen und lesen zu können, die dann jedes Mal enttäuscht wird.

Die Folge: Leser ist frustriert und wandert ab in die Konkurrenzbäckerei, sorry, zum Konkurrenzautor, der erst dann Werbung macht, wenn er wirklich ein Produkt hat, dass er verkaufen kann und bei dem der „Hunger“ des Lesers sofort gestillt werden kann.

Warum berichten Autoren trotzdem über etwas, das noch nicht existiert? Haben die einfach keine Ahnung?

Nein, sie sehen ihr Geschäft nur aus der falschen Perspektive.

Autoren gibt es heute wie Sand am Meer und sie haben gelernt, dass sie auf sich aufmerksam machen müssen, wenn sie später ihre Produkte verkaufen wollen. Außerdem wissen sie, dass sie eine Verbindung zu ihrem Kunden aufbauen müssen, da Leser sehr ungern Bücher von Autoren kaufen, die sie nicht kennen.

Deswegen nehmen Autoren an, dass es o.k.ist, wenn sie schon mal über ihr Buch berichten, auch wenn es noch nicht existiert. Auf die Art wärmen sie den Kunden für das an, was später kommt. Sie machen ihm Lust auf das Produkt. Mehr noch, sie gehen davon aus, dass Kunden heute nicht nur das Produkt an sich kaufen wollen, sondern es auch auf dem Entstehungsprozess begleiten möchten. Deswegen lassen Autoren ihre Leser an eben jenem Prozess mit Statusupdates, wie: „Habe heute 17 k überarbeitet“ teilhaben. Dass Otto Normalverbraucher damit gar nichts anfangen kann und bei ihm falsche Erwartungen geweckt werden, ist ihnen nicht klar, beziehungsweise sie ignorieren es.

Es gibt nur eine Gruppe von möglichen Lesern, für die solche Statusberichte von Interesse sind: andere Autoren und Autorinnen. Andere Autoren und Autorinnen interessiert es immer, wie die Konkurrenz vorankommt, ob andere auch mit denselben Problemen kämpfen wie sie. Allerdings sind sie weniger daran interessiert, die Bücher der Konkurrenz zu kaufen.

Der wirkliche Leser hingegen kann mit solchen Informationen nichts anfangen und es verwirrt ihn und schreckt ihn ab. Deswegen sollten Autoren sich darüber bewusst sein, wen sie mit welcher Maßnahme ansprechen und wirkliche Werbeaktionen dann starten, wenn das Produkt auf dem Markt ist, um den Absatz anzukurbeln. Oder wie meine Schwester zu sagen pflegt: „Ruf mich einfach an, wenn es das zu kaufen gibt.“

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