Social Media für Autoren
Copyright: 31.07.2011, mkhmarketing (CC-BY 2.0)
Social Media ist ein für Autoren sehr wichtiges Thema. Ohne netzwerken läuft heute gar nichts mehr. Ob auf Twitter, Facebook, Wattpad und Fanfiktion, Lovelybooks, goodreads, Instagramm und Youtube… wie sie nicht alle heißen, jeder muss zumindest in einem Kanal aktiv sein, besser noch in zwei oder dreien, um sichtbar zu sein, um Follower zu bekommen und um seine Inhalte, am Ende auch sein Buch, zu bewerben und zu verkaufen.
Die Zeiten in denen man als Autor oder Autorin einfach geschrieben und das Manuskript dann an einen Verlag abgeliefert hat, sind längst vorbei. Beziehungsweise für Selfpublisher sind sie nie wirklich angebrochen, denn als Autor ohne Verlag bist du für alles selbst verantwortlich, inklusive dein Marketing. Und das findet, oh Wunder, in den sozialen Medien statt. Daher, weil das Thema aus meinem Alltag und aus dem Alltag anderer Schreibender nicht mehr wegzudenken ist, hatte ich schon vor drei Jahren eine Blogreihe mit mehreren Artikeln dazu geschrieben, in denen ich im Einzelnen auf Themenbereiche wie die eigene Homepage / Blog und die positiven und negativen Seiten von Social Media für Autoren / Autorinnen eingegangen bin.
Ganz so ausführlich und genau soll es heute nicht werden, aber da seit den letzten Artikeln, die ihr übrigens unter Handwerk finden könnt, reichlich Wasser den Rhein hinunter geflossen ist, denke ich, es wird es Zeit für eine Neuauflage.
Zuerst einmal noch einmal kurz zur Frage, warum Autoren eigentlich überhaupt in Social Media einsteigen sollten.
- Netzwerken
Die Zeiten in denen Autoren nur für sich gearbeitet haben sind vorbei. Heute schafft man es (leider) nur dann, wenn man sich mit anderen verbündet. Warum? Ganz einfach, wenn du allein etwas in die Welt hinausrufst, wie viele werden dass hören? Wie laut wird eine Stimme sein? Nicht sonderlich oder?
Wenn du deine Inhalte in irgendeinem Kanal präsentierst, dann tust du nichts anderes als etwas in die Welt hinauszurufen. Allein. Nicht wirklich laut. Und genau wie tausend andere auch. Denn du bist nicht der Einzige, der irgendwo etwas geschaffen hat. Neben dir gibt es noch gefühlt tausend andere, die, wie du, auf ihrer Bergkuppe stehen und das in die Welt hinausrufen. Verständlich, dass deine Nachricht da unterzugehen droht oder?
Doch stell dir vor, wie es wäre, wenn nicht nur du deine Nachricht verbreiten würdest, sondern wenn Follower, Freunde, Bekannte sie aufgreifen und an ihre Follower und Freunde weitergeben. Die sie dann auch wiederum weiterverbreiten, weitergeben an ihre Follower und Freunde.
Plötzlich würdest nicht nur du deine Nachricht in die Welt hinausrufen, sondern noch viele andere mehr und damit steigt die Chance gehört / gesehen zu werden.
- Wissen
Das Phänomen gilt nicht nur für das Weitergeben von guten Nachrichten.
Erinnert sich noch irgendwer an die Serie „Die Drei ??“? In den 80ziger Jahren, als es noch kein Handy und Internet gab, hatten die Jungs etwas, dass sich Telefonkette nannte und das sie zum aufspüren von Informationen benutzten. Wenn sie auf der Suche nach irgendetwas waren, rief jeder der drei Jungs fünf Freunde an, beschrieb was sie suchten, bat sie die Augen offen zu halten und zurückzurufen, sollte ihnen der Wagen begegnen. Das, plus die Bitte, diese Suchmeldung ihrerseits auch an jeweils drei oder fünf Freunde weiterzugeben, die sie dann auch weitergaben….
Das System seine Verbündeten für sich arbeiten zu lassen klappt nicht nur bei guten Nachrichten, sondern auch bei Fragen und dem Verlangen nach Wissen. Dort wo du keine Lösung weißt oder eine Information nicht hast, kann vielleicht ein anderer helfen oder er kennt jemanden, der jemand kennt … ich denke, das System ist klar oder?
- der Marathon
Der Haken: Netzwerken ist ein Marathon, kein Sprint.
Zudem muss man aus seiner Komfortzone heraustreten. Netzwerken kann nur dann funktionieren, wenn man sich bei anderen beteiligt, der ihre Nachrichten weitergibt, ihre Beiträge kommentiert. Sonst steht man immer noch allein auf seiner Bergkuppe und das war es.
- Wahnsinn mit System
Aber mitmischen ist nicht schlimm. In den meisten Fällen ist es sogar recht amüsant, denn man kommentiert ja nicht irgendwas, sondern Beiträge von Kolleginnen und Kollegen, also von anderen, die genauso wahnsinnig sind, wie man selbst. Netzwerken kann Spaß machen und das sollte es auch, denn wenn man sich als Marke etablieren möchte und das sollte man als Autor oder Autorin, verbringt man ganz schön viel Zeit damit.
- ein Kanal, viele Kanäle, Venedig
Denn oft ist man nicht nur in einem Kanal aktiv, sondern in mehreren und jeder dieser Kanäle braucht etwas anderes. Bei Twitter reicht der eine oder andere flotte Spruch. Bei Instagram funktionieren Texte weniger. Was es braucht sind schöne Bilder. Facebook ist gut für längere Nachrichten, aber interessant wird es erst, wenn man einer Gruppe angehört. Lovelybooks ist wiederum nur zu gebrauchen, wenn man selbst viel liest und bereit ist, Rezensionen dazu zu schreiben und ab und an ein paar seiner Bücher zu verlosen und Kritik einzustecken. Und der eigene Blog / die eigene Webseite ist noch einmal etwas ganz anderes, das aber regelmäßig mit neuen Inhalten aufwarten können muss.
- Wahl der Qual
Ja, Social Media Marketing ist vielseitig und manchmal ziemlich aufwendig, daher sollte man sich vorher gut überlegen auf welche Kanäle man sich einlässt, in welche Gruppen man geht, denn der Tag hat nur 24 Stunden und ein paar dieser Stunden wollt / müsst ihr auch noch zum Schreiben nutzen. Auch müsst ihr euch überlegen, wofür ihr eher ein Händchen habt? Was könnt ihr gut. Schöne Fotos machen? Dann ist vielleicht Instagram etwas für euch um eure Bücher gut in Szene zu setzten und so Interessenten anzulocken. Oder habt ihr nur zwischendurch mal Zeit? Dann würde ich eher zu Twitter gehen, denn viel Platz für lange Sprüche hat man da nicht und es lässt sich auch von unterwegs einfach und schnell bedienen.
- Santa Claus
Aber, wichtig ist nicht nur wo genau ihr euch herumtreibt, wichtig ist auch, dass ihr euch regelmäßig zeigt. Wie oft, hängt von euch ab, da hat jeder und jede seinen / ihren eigenen Rhythmus. Ich selbst veröffentliche einmal pro Monat einen Artikel auf meinem Blog. Das ist sehr wenig. Es gibt viele Autoren, die deutlich aktiver sind, gerade am Anfang, aber, meiner Erfahrung nach, lässt das nach, bis es entweder für immer oder für lange Zeit, versiegt. Ein typischer Anfängerfehler. Daher mein Rat: schaut euch um, probiert aus und entscheidet euch dann für ein oder zwei Kanäle / Plattformen, auf denen ihr aktiv sein wollt und zeigt euch dort regelmäßig. Nur so steht ihr den Marathon durch.
- Balanceakt
Sich als Autor / Autorin auf Social Media zu etablieren, ist ein Balanceakt zwischen Sichtbarkeit und den eigenen Ressourcen und das ist es, was man immer im Hinterkopf haben sollte. Die Zeit, die für Social Media draufgeht, habt ihr weder zum Schreiben, noch zum Erholen, also überlegt euch gut, wo ihr diese Zeit verbringt und vor allem auch mit wem.
- Trap
Es bringt euch nämlich nichts, wenn ihr zwar auf Twitter aktiv seid und viele Follower habt, es müssen auch die richtigen Follower sein. Viele andere Kolleginnen und Kollegen sind sehr nett, aber sie sind nicht das eigentliche Publikum, das ihr ansprechen wollt, denn ihr wollt? Klar, Leser. Käufer. Das sind andere Schriftsteller und Schriftstellerinnen nur bedingt. Nichts gegen Fachsimpeleien, aber man sollte trotzdem auf eine gute Mischung bei seinen Anhängern achten. Wenn man seine Kanäle für Werbung nutzen möchte, muss man diese Bubble aufbrechen. Was nicht so einfach ist, aber mit Hashtags kann man es teilweise erreichen, dass die eigenen Inhalte genau solchen Leuten vor die Füße gespült werden, vor deren Füße man sie haben möchte.
- Mein Haus, mein Auto, mein Schreibprogramm
Ein weiterer Nachteil wenn man sich in der der Autorenbubble bewegt, ist, dass unter all den Kollegen und Kolleginnen darum gestritten wird, wer das Alphatier ist. Und was normalen Menschen dabei das Haus oder das Auto ist, ist bei Autoren das Schreibprogramm. Hier trennt sich die angebliche Spreu vom Weizen. Wer kein teures Schreibprogramm nutzt, ist kein echter Autor und wird auch als solcher nicht wahrgenommen. Dass das Quatsch ist und man mit jedem Schreibprogramm, ja sogar per Hand, gute Bücher schreiben kann, muss ich hoffentlich niemanden näher erklären oder? Es dürfte von selbst klar sein, dass das totaler Mist ist. Dennoch ist es blöd, weil man automatisch in eine Schublade gesteckt wird, weil man als unprofessionell angesehen wird, wenn man nicht in das Loblied auf bestimmte Programme einstimmt.
- Tu… irgendwas und rede darüber
Ein weiterer Fakt, der mir unangenehm auf Social Media aufgestoßen ist, ist das Dauerquatschen. Dauerquatschen über Nichtigkeiten und in eigenartiger Konsequenz die Erhebung der größten Labertasche zu den ungekrönten Königen und Königinnen, obwohl gerade solche Leute wenig bis gar nichts leisten, dabei sollte man doch meinen, dass Kollegen und Kolleginnen die fleißig arbeiten, Erfahrungen und Wissen sammeln und die bereit sind das auch zu teilen, die Stars sein sollten, schließlich könnten diese einen Mehrwert bieten, wenn man sie denn mal fragen würde, nur es fragt sie niemand.
Twitter, Facebook und Co, sind eine Scheinwelt in der Befindlichkeiten mehr gelten, als echte Arbeit und ehrlich, auf Dauer nervt das. Daher, weil mich das genervt hat, habe ich die Zeit, die ich mit Social Media in irgendeiner Form verbringe reduziert und nutze die übrig gebliebenen Stunden lieber zum Schreiben oder Lesen. Allerdings mit der Konsequenz, dass ich nun eigentlich draußen bin, weil ich ja nicht am Zirkus der Eitelkeiten und Belanglosigkeiten mitmache.
Tja… Ihr seht, ohne Social Media geht es nicht, aber man sollte sich genau überlegen, wie man es nutzen und wo man mitmachen möchte und über den Zirkus die eigentliche Aufgabe und das eigentliche Ziel nicht aus den Augen verlieren.