Pola’s Struktur

Nach all der Theorie dachte ich, es wäre wieder Zeit für ein praktisches Beispiel. Denn ich finde nichts schlimmer, als wenn man Ratgeber hat, die voll von Theorie sind, aber keine praktischen Beispiele bieten.

Deswegen muss Pola nun, nachdem sie bereits für Figurenbau und die Ideenfindung hat herhalten müssen, nun auch hier wieder zum Einsatz kommen und ihr Fundament zeigen.

Oder sollte ich sagen Fundamente?

Wer die vorangegangenen Artikel über das Ausarbeiten einer Plotstruktur gelesen hat, weiß, dass ich mir gern etwas erstelle, dass ich den roten Faden nenne.

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Wie zu sehen ist, handelt es sich dabei um nichts anderes als eine Sammlung von Stichpunkten unter jeder Menge Kapitelüberschriften. Es ist eine Art Zusammenfassung der einzelnen Kapitel, wobei jedes Kapitel unterschiedlich detailliert ausfällt. In manchen habe ich schon Dialogteile, zu anderen Kapiteln gibt es nicht mehr als drei Stichpunkte, die in etwa so etwas sein können wie: „Haus von Christa, modernes Haus, große Fenster, sehr kubisch, Pola soll den Neffen hüten, hat aber keine Lust, Christa auf dem Sprung“

Nicht sehr ausführlich, aber immerhin etwas, dass man schnell überblicken und an das man anknüpfen kann und ein Weg Ideen unter Zeitdruck festzuhalten.

Allerdings würde mir der rote Faden nichts ohne „übergeordnetem Fahrplan“ helfen. Mit übergeordneten Fahrplan meine ich ein Ziel, oder auch gern mehrere kleinere Ziele, auf die der rote Faden zusteuern muss, sonst könnte ich im Endeffekt einfach immer Kapitel an Kapitel bis in alle Unendlichkeit aneinanderreihen und das wäre ziemlich sinnlos, weil dann leere Kapitel entstehen, die Geschichte langweilig wird, es nichts bringt.

Da ich in den letzten Jahren herausgefunden habe, dass ich pro Buch immer mehr Aufwand hineinstecken muss, dass es immer mehr Zeit kostet und das es „leicht“ außer Kontrolle geraten kann, wenn es keine Struktur, kein Korsett, gibt, die einem hilft, habe ich bereits bei „Lotte in London“ beschlossen, mich vermehrt diesem Problem zu widmen. Projekt „M“ ist nun eines der ersten Bücher, die ich gleich von Beginn an mit einer Struktur geplant habe, um eine Verirrung im Dschungel auszuschließen und die Handlung gleich von Beginn an auf die jeweiligen Punkte zusteuern zu lassen. Ja, Punkte. Ich habe mich nämlich mit Hilfe einer lieben Freundin (Hallo Christina!) für eine Dreiaktstruktur entschieden, die aber von besagter Freundin um ein paar „Meilensteine“ erweitert wurde. Gemeint sind hier wichtige Punkte, die die Hauptfigur und der Leser vom Beginn der Geschichte bis zum Ende passieren müssen und die mir als Autor als Stütze dienen, wenn ich schreibe. Doch weil ein Bild mehr sagt als tausend Worte, hier die Struktur von Projekt „M“.

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Wie ihr sehen könnt, gibt es nicht nur eine dieser Strukturen, sondern zwei, die sich, zumindest ist es so geplant, überkreuzen. Das liegt daran, dass ich nicht nur für Pola, sondern auch für Sarbrinas Geschichte eine Struktur mit Meilensteinen ausgearbeitet habe. Da auch sie eine wichtige Rolle in der Geschichte spielt und ihre und Polas Wege sich kreuzen, fand ich das nur vernünftig, um sicherzustellen, dass nichts schiefläuft und in Polas Geschichte Andeutungen gemacht werden, die mit Sabrina zu tun haben. Im Krimi nennt man das Hinweise verteilen, die der Leser aber erst am Ende des Romans komplett in ihrer Gänze begreift, wenn der Fall aufgeklärt wird. Genauso möchte ich es auch mit Sabrina und ihrer Geschichte handhaben. Es soll in den ersten Teilen Andeutungen geben, Dinge, die schieflaufen, was aber genau dahinter steckt, erfährt der Leser erst zum Ende.

Mir also hilft dieses Korsett gut, allerdings weiß ich aus Erfahrung, dass es nicht für jeden etwas ist, sich von Anfang an festzulegen. Deswegen hier, wie immer der Hinweis, findet raus, was ihr braucht, um eure Geschichte zu schreiben. Meine Konzepte sind auch alle selbst gebacken und ausprobiert. Ich kenne sowohl das Schreiben mit einem Korsett, als auch ohne und finde, beides hat seine Vor -und Nachteile. Bei einer Struktur frage ich mich zum Beispiel immer, ob es nicht zu seicht, zu leicht durchschaubar ist und dann nicht langweilt. Andererseits weiß ich durch die Arbeit an „Hüter“, wie aufwendig und fordernd ein Projekt sein kann, das keine Struktur hat und das in dem Chaos, das dann entsteht, auch viel an Spannung verschenkt wird, was schade ist, wenn die Idee an sich gut ist. Da frage ich mich, ob ich den Figuren und ihrer Geschichte nicht gerechter würde, würde ich einen Fahrplan befolgen. Doch „Hüter“ ist nun mal, wie es ist. Und Projekt „M“ ebenfalls. Deswegen: Fahrplan für Projekt „M“ und später vielleicht einmal auch für Fantasyprojekte wie „Hüter“ oder andere Ideen.

So, dass war es zur Praxis heute, die kommenden Artikel werden wieder Theorie werden, bis ich den nächsten Anknüpfungspunkt für etwas Praxis finde. Bis dann, Victoria.

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