Never judge a book

… by it’s cover – so sagt man. Und doch wissen alle in der Buchbranche, dass das Blödsinn ist. Der Leser urteilt ganz klar nach dem Buchdeckel, ist es doch das Erste, was er sieht. Daher ist ein gutes Cover ein nicht zu vernachlässigender Faktor beim Verkauf. Daher lautet die erste Frage eines Autors, was genau ein gutes Cover ausmacht? Gibt es Dinge, die man beim Coverbau beachten sollte? Was für Tricks und Tipps gibt es?

Keine Sorge, heute wird all dem nachgegangen.

Geschichte in Kurzform

Das Erste, was mir in Sachen Coverbau einfällt, ist, dass ein Cover die Geschichte widerspiegeln sollte. Es soll dem Leser zeigen, um was es in dem Buch geht, was ihn erwartet.

Entsprechend gut ist es verschiedene folgende Punkte zu beachten die auf dem Buchdeckel erscheinen können:

Hauptfigur oder Hauptfiguren

Da sie eine wichtige Rolle spielen, können sie auf dem Buchdeckel abgebildet werden, so weiß der Leser schon, mit wem Bekanntschaft machen wird.

Handlungsort

Ich weiß nicht, ob das wirklich ein Muss ist, für mich ist es ein „Kann“ um den Buchdeckel zu füllen, denn auf dem ist einiges an Platz und nur mit dem Titel, dem Autorennamen allein sieht er etwas leer aus. Außerdem ist es gut, wenn man den Ort abbildet, um klare Verhältnisse zu schaffen. Nichts ist schlimmer als zu denken, der Roman spielt in London, dabei spielt er in Bitterfeld.

Beispiele dafür, wie man es machen kann Hauptfiguren und die Orte auf ein Cover zu bringen seht ihr hier:

Wiedersehen in Berlin mit Klappentext

Wiedersehen in Berlin mit Klappentext

Lotte in London mit Klappentext

Lotte in London mit Klappentext

Neben den Handlungsorten und den Hauptfiguren erfährt der Leser bei diesen Covern aber noch mehr. Die Art und Weise, wie die Figuren angeordnet sind, zeigen, wie sie im Buch zueinanderstehen. Bei „Wiedersehen“ hat die männliche Figur den Arm um die weibliche Figur gelegt. Klarer Hinweis auf eine Liebesgeschichte.

Was bei „Lotte in London“ neben dem Fakt, dass lediglich eine Figur zu sehen ist, ins Auge fällt, ist der Regen, in dem die Figur auf ihrem Koffer sitzt.

„Lotte in London“ ist ein gutes Beispiel dafür, dass es nicht nur um den Handlungsort und die Figuren geht, sondern dass man mit der Gestaltung des Buchdeckels auch gleich eine Stimmung transportieren kann. Den Regen habe ich hier bewusst gewählt, weil Regen mit Traurigkeit, Katerstimmung und Problemen verbunden wird. Sieht man also die Hauptfigur im Regen, wird man nicht erwarten, dass im Buch alles Friede Freude Eierkuchen ist. Was genau den Kern des Buches trifft.

Bei der Gestaltung sollte man also beachten, wo die Geschichte spielt, wer die Hauptfiguren sind und welche Stimmung in der Geschichte herrscht. Wichtig hierbei ist, dass man trotzdem man all das abbildet, nicht zu viel verraten darf. Der Buchdeckel soll neugierig machen, nicht gleich alles preisgeben. Und als ob das noch nicht schwierig genug wäre, kommt noch hinzu, dass jedes Genre eigenen Gestaltungs- und Farbregeln hat, an denen man sich orientieren kann. Oder vielleicht sollte?

Genre

Ein Krimi muss wie ein Krimi aussehen, ein Liebesroman, wie ein Liebesroman. Wer nimmt schon einen Krimi in Quietschpink für voll?

Eben.

Du siehst, jedes Genre hat seine eigenen Farben und der Leser weiß nicht nur darum, er orientiert sich daran. Und nicht nur die Farben können bestimmten Genres zugeordnet werden, es gilt auch für Schriftarten.

Der Witz mit der Mordgeschichte in Pink war also ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass es neben Ort und Hauptfiguren noch andere Parameter zu beachten gilt.

Hier mal ein kurzer Abriss, welches Genre welche Farben bevorzugt:

Bei Horror oder Krimis sind es oft dunkle Farben, wie blau, schwarz, oder auch gern Rot, in Anlehnung an das Blut, was im Buch vergossen wird, dass als Farbe für das Cover, die Schrift gewählt wird. Die Schriften für Titel und Autorenname sind klar, nicht verschnörkelt. Im Krimi geht es um Fakten.

Eine Ausnahme hier ist das, was bei uns im Bekanntenkreis als Schwedenkrimi bezeichnet wird. Allen gemein ist, dass sie im Norden spielen, Schweden, Finnland, Friesland, Hauptsache einsam und verlassen. Diese Cover zeigen gern einsame Hütten vor beeindruckenden Bergen und Fjorden, um den Leser einzustimmen. Obwohl diese Bücher den Krimis angehören und daher eher dunkel gehalten sein sollten, sind sie es nicht, während die anderen Parameter wie Schrift und Farbe der Schrift oft der Kategorie entsprechen. Man sieht also, man muss nicht immer alle Punkte konsequent erfüllen, sondern kann variieren, ja, man sollte vielleicht etwas anders gestalten, solange erkennbar ist, was der Leser in der Hand hält. Warum erkläre ich später, doch vorher schenken wir noch den anderen Genres einen schnellen Blick.

Während es bei Krimis in Sachen Gestaltung eher nüchtern zugeht, kann es bei Liebesromanen es hingegen nicht verschnörkelt genug zugehen. Die hier gewählten Schriften sind oft verschnörkelt, gern mit Ornamenten versehen. Und wem das alles noch nicht genug ist, der wählt Pastellfarben, wie zartes Rosa oder Lila oder das oben bereits erwähnte Pink, um auf Nummer sicher zu gehen. Starke Farben, wie Rot, Grün oder Blau sucht man in dem Bereich vergebens. Diese findet man eher bei Fantasyromanen. Auch die „edlen“ Farben, wie Gold, Silber oder aber dunkles Grün und Blau wird man eher im Bereich der Fantasy finden, die es gern nutzt,weil so der Eindruck von Seltenheit, Gold und Silber sind Farben von Edelmetallen, und der Seriosität und Loyalität, aber auch des Geheimnisvollen erzeugt wird. Denkbar wäre allerdings auch, dass man sich am Beispiel der Schwedenkrimis orientiert und die im Buch zu erlesenden Welten oder aber die zu findenden Artefakte abbildet und so den Buchdeckel gestaltet. Wie man es macht, ist jedem selbst und seinen Möglichkeiten überlassen.

Besonders sein

Wenn man sein Cover bastelt, ist es immer gut, wenn man sich die Arbeiten der Konkurrenz ansieht. Zum einen, um zu wissen, was sonst in den Genre vorhanden ist und um sich davon absetzen zu können.

Richtig gelesen. Ihr sollt euch davon absetzen.

Verändert eure Farben, die Schrift. Nicht alles auf einen Schlag, aber ein wenig, um euch von der Masse abzuheben und gesehen zu werden.

Ein Beispiel:

Mock up einer eventuellen Präsentation im Shop

Mock up einer eventuellen Präsentation im Shop

Obwohl „Lotte in London“ ein Liebesroman, wie alle anderen auch ist, sticht es neben seinen Mitbewerbern heraus. Warum? Ganz einfach: Das Rot passt nicht zu dem Genre. Es ist zu stark, müsste pastelliger sein oder vielleicht hätte ich noch Rosa wählen können, doch weil ich eben genau das nicht getan, sondern mich für das kräftige Rot entschieden habe, ist es unter all den anderen nicht zu übersehen. Und genau das ist es, was ihr versuchen solltet zu erreichen. Das Buch muss auffallen.

Größe und Detail:

Die Aufstellung der verschiedenen Bücher im Ebookshop bringt mich gleich auf noch etwas, dass es zu beachten gilt: Zu viel Detail geht in der Thumbansicht verloren.

Ist schön, wenn ihr eurer Hauptfigur detailreiche Kleidung anzieht und noch auf das letzte Schleifchen geachtet habt, doch in der kleinen Ansicht des Ebookshops wird euch das nichts bringen. Es ist auch schön, wenn der Buchtitel verschnörkelt ist, aber den wird man in der kleinen Ansicht kaum lesen können.

Ihr solltet euch vorher überlegen, wie viel Detail notwendig ist und ob es im Ebookshop zur Geltung kommt. Nein, ihr solltet es nicht nur überlegen, ihr solltet das fertige Cover sogar ausprobieren, so wie oben im Bild gezeigt. Nur so könnt ihr sicher sein, dass der Leser auch alles erkennen kann, dass nichts fehlt und es trotzdem gut genug ist um nicht überfrachtet, schlecht lesbar zu sein.

Klappentext:

Nach der Vorderansicht, kommt die Rückansicht: der Klappentext.

Es gibt Artikel, die sich nur mit der Kunst Klappentexte zu schreiben befassen. Kein Wunder. Der Klappentext ist genauso wichtig, wie das Buchcover. Er soll, ebenso wie das Cover, den Leser neugierig machen, Informationen geben und nicht zu viel verraten. Einen Klappentext zu schreiben ist also nicht einfach.

Wenn ich einen schreiben muss, mache ich oft mehrere Versuche, lese sie mir laut vor, um zu sehen, wie sie klingen, formatiere hin und her, um zu sehen, wie sie auf dem Buch wirken, denn auch das ist nicht zu vernachlässigen und oft fragte ich Freunde, die das Buch nicht kennen danach, was sie hinter Cover rund Klappentext vermuten würden, würden sie das Buch in der Hand halten, um sicherzugehen, dass es funktioniert.

Serie:

Bevor ich zum Ende komme, muss ich noch kurz etwas in Sachen Serie loswerden.

Handelt es sich bei dem, was ihr veröffentlichen wollt um eine Serie, egal ob alle Teile bereits vorhanden sind oder nicht, solltet ihr noch zusätzlich auf ein paar Sachen achten.

Es ist hilfreich, wenn die Cover sehr ähnlich aussehen. Denkbar wäre, dass man nur verschiedene Farben nimmt. So gesehen bei Funkes Tintenserie.

Auch sollte die Schrift auf dem Cover immer die gleiche sein.

Der Grund ist der Wiedererkennungseffekt, der bei der Vermarktung einer Serie hilfreich sein kann.

Ebenso ist es gut, wenn man im Titel, dem Klappentext oder spätestens im Buch klar machen kann, um welchen Band es sich handelt. Nichts ist schlimmer, als mit einem zweiten oder dritten Band anzufangen und nichts zu verstehen, weil Wissen vorausgesetzt wird, das im ersten Band zu finden ist. Einen Hinweis auf dem Buchdeckel oder aber unterhalb des Klappentextes unterbringen, etwa in Gestalt von „Der zweite Band von………..“ wirkt nicht originell, aber es hilft Enttäuschungen und Kritik zu vermeiden. Gleichzeitig kann man bei so einem Hinweis auch noch deutlich machen, wie groß das Werk eigentlich ist. Sind es nur zwei Bände? Oder drei? Mehr?

Für Autoren mag es eigenartig klingen, aber der Leser möchte es wissen. Wenn man sich überlegt, wie Menschen heutzutage Serien durchsuchten, macht es durchaus Sinn, dass ein Leser wissen möchte, wie viel Zeit er noch in der Fantasiewelt verbringen kann.

Also, schreibt es drauf und macht es euren Lesern einfacher.

Ich hoffe ihr habt ein paar Anregungen und Informationen zur Gestaltung eures Buchcovers erhalten, solltet ihr zu denen gehören, die nicht das Portemonnaie oder einen Verlag im Hintergrund haben, der sich darum kümmert. Im nächsten Artikel wird es eine Zusammenfassung geben, was die Überarbeitung, die Betaleser und Lektoren und die Organisation des Autorenlebens angeht. Wer das nicht mehr braucht oder sich die anderen Artikel einzeln aus dem Archiv heraussuchen möchte, der kann ja im Mai vorbeischauen, wenn es um den nächsten Schritt, Möglichkeiten der Veröffentlichung der eigenen Werke geht.

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