Das bisschen Haushalt…
„Das bisschen Haushalt macht sich von alleine“, trällerte 1977 Johanna von Koczian und seitdem kennt jede und jede das Lied. Na ja, oder zumindest die erste Zeile. Ebenso wie jeder und jede, die einen eigenen Haushalt führt, weiß, dass „das bisschen Haushalt“ alles andere ist als ein Bisschen und daher der Text sehr ironisch gemeint ist. Doch, die Frage ist, warum rede ich hier von Haushalt? Habe ich das Autorenleben an den Nagel gehangen und bin unter die Reinigungsfachkräfte gegangen?
Nein, keine Sorge, bin ich nicht. Ich haue weiterhin in die Tasten und lasse Ritter von ihren weißen Pferden kippen und Dramaqueens über ihre Stöckelschuhe stolpern. Der einzige Grund, warum ich die erste Zeile zitiert habe, ist, weil Haushalt und Bloggen einen Fakt gemein haben. Jeder, der nichts oder nur kaum damit zu tun hat, ist der Meinung, dass es einfach ist mal eben so schnell „en passant“, im Vorbeigehen, wie der Franzose sagen würde, erledigt werden kann. Wobei bei solchen Urteilen auch gleich mitschwingt, dass das was der Blogger, die Bloggerin da auf die Beine stellt, nichts wert ist. Denn wert ist etwas in Deutschland nur dann, wenn man viel Schweiß, viel Kraft und viel Zeit investiert hat. Noch besser wird es nur noch, wenn man dafür bezahlt wird. Und das werde ich für meinen Blog nicht. Die Artikel, die ihr monatlich hier lesen könnt entstehen einfach so. Ohne Gegenleistung. Dennoch investiere ich jedes Mal viel Zeit, Konzentration und Kraft in meinen Blog. Auch wenn man das als Leser vielleicht nicht sieht, weil vieles von der Arbeit hinter den Kulissen passiert. Schließlich ist der Artikel nur die Spitze des Eisberges. Das letzte Ende. Die ganze Arbeit kommt vorher. Und genau das möchte ich heute kurz zeigen. Wie viel Arbeit, bzw. Zeit wird investiert, bevor ein Artikel online geht und ihr ihn lesen könnt.
Ausgehen werde ich dabei von einem Artikel pro Monat, den ich vorbeireiten, das heißt: recherchieren und schreiben, dann aufbereiten, das heißt: editieren, eventuell mit einem Bild versehen muss, ehe ich ihn einfügen kann. Doch fangen wir ganz am Beginn an.
Bevor ich einen Artikel schreiben kann, brauche ich etwas dafür. Ein Thema.
1. Thema
Manchmal ist es sehr einfach ein Thema für den nächsten Artikel zu finden. Manchmal auch nicht. In jedem Fall bleibt mir eine Sache nicht erspart: Recherche. Egal ob ich schon einmal zu einem Thema geschrieben habe und meine es noch mal aktualisieren zu müssen oder ein komplett neues Thema aufbringen zu müssen, in beiden Fällen brauche ich eine Grundlage, ein paar Fakten und Daten und die muss ich mir zusammensuchen. Zusammen mit der Themenfindung bringt mich das im Schnitt auf 2 bis 3 Stunden, die ich für das Finden des Themas und die Recherche ansetzen muss. Und am Ende dieser Stunden habe ich zwar alle Fakten, aber mehr auch nicht.
2. Struktur
Das nächste Element was ich brauche, ist die Struktur. Manchmal habe ich sie schon vor der Recherche, manchmal entwickle ich sie im Kopf, während ich recherchiere. So oder so, allein dafür benötige ich bestimmt eine halbe Stunde und am Ende dieser 2 ½ bis 3 Stunden habe ich alle Fakten und einen rudimentären Artikel, der aber aus noch nicht viel mehr als Fakten und Stichpunkten besteht.
3. Schreiben
Wenn ich meine Struktur und die Stichpunkte habe, geht es an das Ausformulieren. Je nach Länge des Textes kostet mich das allein mindestens 1 Stunde. Danach lasse ich meine Texte in der Regel liegen, um Abstand zu ihnen zu gewinnen, denn nach der Formulierung folgt die Überarbeitung. Und die kann man nur dann gut machen, wenn man genug Abstand zum Text hat. Für die Überarbeitung inklusive der Rechtschreibprüfung benötige ich auch noch mal mindestens 1 Stunde, so dass für das Schreiben und Überarbeiten insgesamt 2 Stunden zu veranschlagen sind. Macht mit der Recherche und den Stichpunkten locker 4 ½ Stunden.
4. Pics
Ein halber Tag ist schon weg, aber der Artikel ist noch immer nicht ganz fertig. Bei manchen Themen bieten sich Bilder geradezu an und ein Text, der ein Bild enthält wird immer lieber gelesen als einer ohne. Warum? Keine Ahnung. Vielleicht weil wir Augenmenschen sind? So oder so, wenn es sich anbietet, ist es von Vorteil ein Bild einzufügen. Im Idealfall hat man ein eigenes Bild. Das geht am schnellsten und löst zudem noch das Problem mit dem Urheberrecht. Hat man selbst kein Bild zur Verfügung, muss man sich eben auf die Suche machen, was heißt, es braucht noch einmal ein bisschen länger. Alles in allem, schätze ich, gehen für die Bildersuche um die 30 Minuten drauf. Was die Zeit die in den Artikel investiert wurde auf locker um die 5 Stunden erhöht.
5. Einpflegen
Ist der Beitrag soweit fertig, muss er „nur“ noch hochgestellt werden. Bei Tumblr funktioniert das recht einfach, einer der Gründe, warum ich seit Jahren der Plattform treu bin, auch wenn alle anderen sie immer verteufeln. Für das Einpflegen von Text und Bild dem Finden eines Veröffentlichungszeitpunktes vergehen in etwa 20 Minuten. Wenn ich kein Bild dabei habe, dass ich hochladen muss, geht es natürlich schneller. Dann folgt eine letzte Prüfung. Wie sehen die Teilüberschriften aus? Stimmt das Bild? Habe ich keinen Link vergessen, wenn ich auf andere Artikel in meinem Beitrag hinweise?
Fazit:
Wenn das alles abgeschlossen ist und alles stimmt, ist meine Arbeit getan und siehe da, wenn ich alles zusammenrechne, kann ich festhalten, dass ich, bevor ein Beitrag online geht, 5 Stunden in ihn investiert habe. Ein halber Tag ist weg, nur für das bisschen Haushal … ich meine bloggen. Für das Lesen hingegen müssen im Schnitt was? zwanzig Minuten, aufgewendet werden?
Ganz ehrlich, manchmal erinnert mich bloggen stark an Kochen. Man steht stundenlang in der Küche für ein Essen, das in 10 Minuten vernichtet ist. Die reine Freude.
Also, wenn ihr darüber nachdenken solltet, ob ihr bloggen wollt oder nicht, hier sind die Zahlen. Überlegt euch vorher gut, ob ihr so viel Zeit investieren könnt und wollt. Einen Blog am Leben zu halten ist nicht so einfach, wie es aussieht. Gleicher Ratschlag geht an alle da draußen, die sich gern über Fehler in Blogtexten aufregen. Bitte bedenkt vorher, dass dieser Fehler und der Beitrag, der sich darum gruppiert euch in der Regel kostenlos angeboten wird, während er jemand anderen viel Zeit und Kraft gekostet hat. Scheint das fair das dann in den Dreck zu ziehen, während man es selbst nicht einmal besser macht?
Also …