Statusupdate
Es ist gut einen Monat her, da hatte ich die letzten Neuigkeiten zu vermelden, jetzt hat sich wieder etwas Neues ergeben.
Hüter
Ich hatte es in meinem letzten Update bereits angekündigt. „Hüter“ sollte endlich von professionelleren Augen als meinen begutachtet werden und seit gut einer Woche ist das Manuskript wieder bei mir. Begutachtet, versteht sich.
Ich weiß, viele Autoren machen einen enormen Wirbel darum, wenn sie ihre Manuskripte zu einem Lektor oder auch zu Betalesern geben. Wenn ich mir ansehe, was dann auf Twitter passiert, was für Kommentare anlässlich einer solchen Gelegenheit gepostet werden, muss man denken, man muss in Angst und Schrecken ausbrechen und zu zittern beginnen, wenn man das Manuskript abgibt. Es gibt eigentlich keinen Autor, keine Autorin, die die Ruhe bewahrt und sich sagt: Mal sehen, was passiert.
Daher möchte ich nun einen ehrlichen Bericht darüber abgeben, wie meine Erfahrungen in Sachen Lektorat sind.
Zuallererst: meine Lektorin ist cool
Zweitens: Was sie anmerkt, sorgt für viel Arbeit, aber ihre Anmerkungen sind richtig. Allesamt.
Drittens: Die Anmerkungen von Lektoren sind Ratschläge. Was ein Autor damit macht oder nicht, bleibt ihm überlassen.
Fazit: kein Grund zur Panik oder für Drama.
Das war die Kurzversion.
Die lange lautet, dass ich, nach allem, was ich auf Twitter mitbekommen hatte, eine Menge Drama, Ärger und Wut erwartet hatte. Fakt ist aber, dass nichts, gar nichts davon eingetreten ist.
Ja, mein Manuskript strotzt nur so vor Anmerkungen. Es gibt nicht eine Seite ohne Kommentar. Und es gibt noch zwei extra Blätter mit allgemeinen Anmerkungen zur Struktur, zu den Figuren allgemein. Also alles in allem jede Menge Arbeit. Aber, all die Anmerkungen haben mich nicht sauer gemacht. Im Gegenteil. Ich kann der Kritik nur voll zustimmen. Tatsächlich war heftiges Nicken meine erste Reaktion. Die Zweite war es mir die Frage zu stellen: Ändern? Aber wie? Womit schon geklärt ist, dass ich mit den Änderungen an sich keine Probleme habe, ich muss nur noch herausfinden, wie ich sie umsetzen kann und ob ich von dem Entwurf überhaupt noch etwas übernehmen kann, denn es wäre schön, nicht die ganze Geschichte, immerhin 400 Normseiten, noch mal schreiben zu müssen.
Alles in allem bin ich überrascht davon, wie einfach das über die Bühne gegangen ist. Die Berichte von Drama und Katastrophe erscheinen mir überzogener denn je und riechen immer mehr danach, dass in solchen Fällen jemand auf der Jagd nach Komplimenten und Mitleid ist, dass er, im Falle von Twitter, oft auch übermäßig geschenkt bekommt. Aber eine Grundlage für klare Urteile ist das nicht. Geschweige denn ein Ratsschlag für was man erwarten kann, erwarten sollte.
Daher mein Ratschlag: wenn ihr eurer Manuskript einem Lektor anvertraut, der wirklich etwas kann und euch nicht nur Honig ums Maul schmiert, erwartet Arbeit. Erwartet, dass euch eure Fehler aufgezeigt werden. Und zwar nicht nur Stil und Rechtschreibfehler, sondern auch richtig tiefgehende Fehler, die an der Struktur eurer Geschichte kratzen. Aber so soll es sein. So muss es sein. Dafür bezahlt ihr. Und wenn ihr das habt, dann denkt darüber nach, krempelt die Ärmel hoch und überarbeitet das Ganze, damit es so gut wird, wie es nur werden kann. Auch wenn es viel Arbeit ist. Stück für Stück, Wort für Wort, wird es. Ich denke ihr kennt diesen, meinen Grundsatz.
Und, um euch aufzuheitern, habe ich hier noch ein paar Kommentare meiner Lektorin. Denn das ist auch so etwas. Nicht nur blieb das befürchtete Drama aus, nein, ich lache teilweise Tränen, wenn ich ihre Kritik lese. So kann Lektorat also auch gehen.
Berechtigte Frage. Wer schläft schon gern in seinem eigenen Erbrochenen?
Darf ich vorstellen: Pater Raoul. Beschützer der Witwen, Waisen und Unesco Weltkulturdenkmäler.
Och, Kaffee ist alles was zählt.
Tja…
Pola:
Die Überarbeitung des Erstentwurfs von „Pola“ geht auch, Seite für Seite voran. In den letzten Wochen habe ich sehr zu kämpfen gehabt, weil der Text teilweise so schlecht war, dass ich erst neue Kapitel einfügen musste, um zu heftige Brüche zu überbrücken, dann Kapitel so schlecht waren, dass ich sie ganz gestrichen und anschließend ersetzen musste, wo es nötig wurde. In beiden Fällen heißt das, dass ich nicht wirklich Text einfach nur überarbeite, sondern mir ganz etwas Neues aus den Fingern saugen muss, was ebenso Zeit und Hirnschmalz braucht, wie wenn ich eine ganz neue Geschichte schreiben würde. Dennoch bin ich weiter vorangekommen und inzwischen bei Seite 110 von jetzt 197 Seiten, ehemals 171 Seiten angekommen. Wie man sehen kann, ist das Ganze noch mal gewachsen, weil ich eben zu große Zeitsprünge ausgleichen musste.
Privates:
Neben Fortschritten und Veränderungen an meinen Schreibprojekten habe ich diesmal auch eine Veränderung im Privatleben zu vermelden. Ab demnächst werde ich wieder Vollzeit arbeiten. Das heißt natürlich in Folge, dass ich weniger Zeit für meine Schreibprojekte aufbringen kann, aber ihr wisst, ich sage immer Regelmäßigkeit ist der Schlüssel, nicht die Zeit die man mit dem Manuskript verbringt. Für die Geschichte an sich ist es egal, ob man nur eine halbe Stunde pro Tag an ihr arbeiten kann oder drei oder vier. Dem einzigen dem es etwas ausmacht ist dem Autor und eventuell seinem Publikum, weil er nicht so schnell vorankommt, wie er es gern hätte oder weil er andere Autoren mit mehr Zeit, mehr Kraft an sich vorbeiziehen sieht. Doch für die Geschichte bedeutet es am Ende nichts. Ich denke, wenn es wieder turbulent im Leben zugeht, sollte man sich das vor Augen halten, bevor man sich mit anderen und ihren zahlreichen Schreibstunden vergleicht. Auch wenn man nur 30 Minuten hatte, man hatte sie.
So, das war es von mir in diesem Monat. Ich hoffe, wir lesen uns auch im nächsten wieder. Verpasst nicht die letzten zwei Artikel der Blogreihe um den Werdegang des Buches. Ihr wisst, wenn ihr frühe Artikel aus der Serie sucht, dann schaut ihr unter Handwerk nach, da solltet ihr alles finden, was euer Herz begehrt. Die letzten Stationen in Sachen Werdegang des Buches sind „Veröffentlichen im Verlag“, was Mitte Juli herauskommen soll und „Veröffentlicht und nun?“, was Ende August erscheint und sich mit der Frage beschäftigt, was wohl passiert, wenn man veröffentlicht hat, ein Punkt den viele nicht oder wenig bedenken. Also, schaut vorbei, wenn ihr einen Artikel verpassen wollt. Bis dann.