Spannend, spannender, plötzliche Erkenntnis
Heute, an Tag vier der storyausschnittschallenge soll es um einen spannenden Dialog gehen, der in einem der Bücher stattfindet und so ganz spontan fällt mir da eigentlich nur ein Dialog ein. Ich weiß nicht ob mir alle Leser zustimmen würden, dass das DER Dialog ist, aber ich finde ihn aus verschiedenen Gründen nicht nur verdammt wichtig, sondern auch verdammt gut. Warum das so ist, werde ich gleich sagen, doch vorher… Bühne frei.
Wie unschwer zu erkennen sein dürfte, handelt es sich um ein Gespräch zwischen Charlotte und Tom, dass im dritten Band der Reihe, also in “Lotte in London” stattfindet. Das Gespräch ist nicht nur irgendein Gespräch, sondern es ist hochemotional. Charlotte hat sowohl sich als auch Thomas das Leben in den letzten Tagen zur Hölle gemacht und sowohl sie, als auch Tom können nicht weiter. Beide stehen mit dem Rücken zur Wand. In Charlottes Fall im wahrsten Sinne des Wortes, wie wir lesen können.
Doch das ist es nicht, was ich an der Szene so spannend finde. Was mich daran so bewegt ist Thomas Reaktion.
Sein Leben ist auch ohne Charlotte anstrengend. Dass es mit ihr nicht weniger anstrengend werden würde, war ihm bewusst, als er die Beziehung einging, aber trotzdem war er nicht auf das vorbereitet, was dann passierte und hier in der Szene gesteht er das ein. Dass sie ihm das Leben zur Hölle macht, dass sie ihn in eine Situation getrieben hat, die er nicht möchte und dass er nicht mehr weiter weiß. Charlottes Probleme übersteigen seinen Horizont. Er würde ihr gern helfen, aber er kann nicht. Er kann es einfach nicht, nicht weil er nicht will, sondern weil er sich damit nicht auskennt. Sie braucht jemand der sich auskennt, also professionelle Hilfe, einen Arzt.
Charlotte, die das als absoluten Rückzug wertet, bricht in Panik aus, denn wenn sie Thomas verliert, verliert sie das Letzte, was sie hat. Regan, ihre Tochter, hat sie bereits verloren, sie ist im Internat, ihren Verstand hat sie auch nicht mehr, wie man nach der Szene annehmen kann…. Bleibt nur noch Thomas. doch der macht Anstalten gehen zu wollen. Also schleudert sie ihm entgegen, was sie noch hat, nämlich die Anschuldigung, dass er sie nicht mehr liebe. Denn, wenn er sie liebte, würde er doch nicht gehen. Oder? Das tut man doch nicht, wenn man jemanden liebt. Das sagen einschlägig alle Liebesfilme, alle Romanzen! Wenn man wen liebt, leidet man mit ihm, geht man mit ihm unter, am besten so dramatisch wie möglich. Reich mir das Buttermesser, Juilia!
Irrtum. Nicht mit Thomas.
Thomas hat erkannt das er nicht mit untergehen muss, dass das keine Liebe ist. Sondern das es manchmal mehr Liebe ist, wenn man jemanden sagt, dass man raus ist und das er sich Hilfe von Leuten holen soll, die sich damit auskennen. Er hat erkannt, dass weiter rumzupfuschen alles andere als ein Liebesbeweis wäre und er hat darüberhinaus auch erkannt, dass es noch mehr Personen als nur Charlotte gibt, denen er verpflichtet ist und die er schützen muss. So zum Beispiel Regan, Lottes Tochter, die jemanden mit klarem Verstand und Verwantwortugnsbewusstsein braucht und natürlich auch seine eigene Person.
Daher ist das, was viele als kalt und im Stich lassen ansehen eigentlich der größte Liebesbeweis, den Thomas Charlotte machen kann.
Er stellt ihr ein Ultimatum sich professionelle Hilfe zu holen, eben weil er im Grunde seines Herzens noch liebt, auch wenn sie gerade richtig scheußlich ist. Was er sogar zugibt. Schließlich sagt er ehrlich, dass er sie im Augenblick nicht liebt. Betonung auf “im Augenblick”. Und ich denke in einer Beziehung, die mehr ist als ein romantisches Märchen für Kinder, kann man das sagen. Das muss sie aushalten können.
Daher finde ich, dass dieser Dialog der spannendste und bewegenste ist, der in den Lotte Büchern vorkommt. Weil er ein Bild von Liebe und Beziehung zeigt, welches echt ist und welches nicht Liebe als allmächtiges Pflaster für alles prpagiert, wie es so oft der Fall ist. Ich weiß, nicht vielen gefällt das, aber mir ist es so lieber. Ich halte das für deutlich gesünder.