#mybookchallenge - Tag 28
Was sind denn das für Fragen? Wo sind wir hier? Bei Netflix und chill?
Das ist wohl eher eindeutig Thomas Domäne, nicht Charlottes. Die steht nicht wirklich auf Filme, weil das für sie kein richtiges Date ist. Wenn man Charlotte beeindrucken möchte, muss man sich schon etwas mehr bieten, als einen Eimer mit Eiscreme und Netflix, egal, wie gern Thomas Historienschinken und diese fürchterlichen Westernfilme sieht in denen man die Guten immer daran erkennt, dass sie die hellen Hüte tragen. Auch von Star Wars hält Charlotte nicht viel, auch wenn sie Thomas zu liebe mit hineingegangen ist und sich die ganzen anderthalb (?) Stunden lang ihre Kommentare dazu verbissen hat.
Als Regan, Charlottes Tochter, noch klein war, hat sie manchmal Disneynachmittage eingelegt, an denen die entsprechenden Filme rauf und runter liefen. Vom König der Löwen, über Pocahontas bis hin zum singenden Kindermädchen, von denen jede Familie unbedingt eins braucht, aber wirklich ihre Kragenweite waren auch die nicht, daher kann ich nicht sagen, dass Charlotte sich für solche Filme begeistert.
Romantikfilme a la Jane Austen wären ganz nett, wenn Charlotte nicht immer beisteuern würde, das der ach so bewundernswerte Jüngling die Dame seines Herzens im nächsten Moment garantiert wie eine heiße Kartoffel fallen lassen wird oder aber, dass die Heroine, wenn alles gut geht und sie den Auserwählten heiraten kann, den Rest ihres Lebens über einen Waschzuber gebeugt damit verbringen wird seine Socken sauber zu bekommen, während er sich weiterhin auf Jagden und Ballgesellschaften vergnügt. Zudem sind Romanzenfilmen sowieso ein etwas heißes Pflaster. Schließlich wird Charlottes Liebster regelmäßig für derartige Filme gecastet und ihn auf der Leinwand oder der Mattscheibe eine andere, wenn auch nur für den Beruf, küssen zu sehen ist… so eine Sache. Auch wenn Charlotte weiß, dass es nicht echt ist.
Also nein, ein netter Abend vor der Glotze mit Charlotte ist etwas, das wohl nicht passieren wird, da es schwer ist, einen Film zu finden.
Pola hingegen hat kein Problem mit Filmen und lässt sich, fast völlig, vorurteilsfrei von allem möglichen berieseln. Von der gut gemachten Doku über den neusten Blockbuster. Es ist ja nur ein Film. Ob das, was da berichtet wird echt ist oder nicht, ist für sie nicht wichtig. Denn, wie gesagt, es ist nur ein Film und der ist von Anfang an Lug und Betrug, gedacht, um Menschen einen Ausweg aus ihrem öden Leben zu bieten. Eine Art des Eskapismus, der nicht andere Menschen involviert und weniger schlimme Folgen hinterlässt als Alkohol und andere Drogen. Also, warum nicht?
Thomas, wie bereits geschrieben, ist ebenfalls weniger wählerisch. Er sieht sich, zum Glück für Regan, seine Adoptivtochter, alles an, was nicht bei drei auf den Bäumen an. Bevorzugt, wie bereits geschrieben, Western undHistorienschinken, weil er immer und immer wieder die Arbeit der Bühnen- , Kostüm-, und Maskenbildern bewundert, ohne die, so seine Annahme, die Welt des Films und Theaters nicht funktionieren würden. Eine Illusion muss schließlich auch mit irgendwas hergestellt werden und er sieht seinen Beitrag dabei als ziemlich gering an. Alles, was er machen muss ist, seine Figur kennenzulernen und dann leiht er ihr seine Stimme und seinen Körper und versucht seinen Text so gut es im häuslichen Auf und Ab geht, auswendig zu lernen. Dabei ist nichts magisches. Oder es wäre nichts magisches dabei, wenn nicht noch all die andere, harte, bewundernswerte Arbeit all dieser talentierten und motivierten Leute dazukäme