Guten Tag, ich bin die Neue. Auf Pinterest.
Okay, ich weiß ich bin, vermutlich, die letzte Autorin, die kein Pinterest hatte. Also, zumindest muss ich davon ausgehen, dass ich einer aussterbenden Gattung angehörte, denn bis Anfang dieses Jahres hatte ich tatsächlich kein Konto bei dieser Plattform. Im Gegensatz zu allen anderen Autorinnen und Autoren, wie es scheint, wenn ich mir die Reaktionen der Leute so ansehe, denn offenbar ist es besonders unter Autorinnen der letzte Schrei die Schreibprojekte mithilfe von Pinterestboards, was auch immer die sind, so ganz steige ich da noch nicht durch, zu organisieren.
Da kann man Bilder für die Geschichte anlegen! Du kannst Bilder von deinen Hauptfiguren machen und sie deinen Lesern zeigen! Mit den Boards kannst du die Stimmung der Geschichte reproduzieren! Du hast Bilder von den Orten an dem die Geschichte spielt! Du kannst dir alle möglichen Bilder als Inspirationsquelle ansehen oder aber zum Schreiben benutzen, wenn du zum Beispiel Bilder von Häusern brauchst. Oder Bilder von Abendkleidern. Oder Bilder von Bildern! Bilder, Bilder, Bilder.
Um ehrlich zu sein, das war es, was ich gehört habe und das war einer der Gründe dafür, warum ich bisher nicht auf Pinterest zu finden war, denn ich bin der Meinung, dass ich, als Autorin, die wichtigsten Orte und Figuren im Kopf habe und nicht Stunden damit verbringe Fotos von irgendwelchen Leuten auf einer Plattform zu suchen, um diese dann als Vorlage für meine Romanfigur zu nutzen. Ausnahme: ich muss ein Cover erstellen, aber das ist eine andere Geschichte. Egal, offenbar sind stundenlanges Suchen nach der besten Fotovorlage und das Erstellen von Pinwänden / Boards die neuesten Trends für den Erfolg, denn wer Pinterest hat, schwört darauf. Sogar so sehr, dass in einer Diskussion um Weihnachten herum ein Bekannter über die Pinterest Seite seiner Frau sagte, das sei wie eine normale Webseite aber „on steroids“. Gemeint war, dass, seitdem seine Frau ihren Nähblog mit Pinterest verknüpft hat, sie extrem viel Zulauf auf ihrem Blog und damit auch auf ihrem Webshop hat, über den sie Schnittmuster verkauft. So viel, dass sich ein nettes Taschengeld am Ende des Monats ergibt.
Gut, Taschengeld… ist nicht wirklich worauf ich aus bin. Und mit Nähen habe ich gleich noch weniger am Hut, als mit Kochen, aber, ein wenig mehr Reichweite für meinen Blog? Wäre nicht so falsch. Bisher führt der Blog eher ein Nischendasein, allerdings…
Meine Heimat habe ich auf Tumblr. Daneben bin ich auf Twitter unterwegs, ab und an ist meine Seite mit Facebook verknüpft, je nachdem, ob Facebook einen guten oder schlechten Tag hat und meine Inhalte durchkommen lässt, wenn ich etwas poste. Ich habe bereits drei Kanäle, die unterhalten werden wollen, denn, wie wir ja wissen, der beste Kanal nutzt einem nichts, wenn man schweigt. So etwas lebt immer von der Interaktion und von den Inhalten, die man dort teilt und je nach Kanal sind die unterschiedlich. Twitter funktioniert mit kurzen Sprüchen oder um Artikel weiter zu geben. Tumblr. und (manchmal auch) Facebook funktionieren gut für meine Blogartikel.
Und Pinterest?
Pinterest hingegen lebt von schönen Bildern. Also von einem komplett anderem Medium, als ich bisher bedient habe. Abgesehen davon, schöne Bilder und in der Entwicklung befindlicher Buchcontent? Passt das zusammen? Wie soll das aussehen?
Der Alltag eines Schreiberlings ist selten ansprechend. Der reicht gerade mal für Schwarz-weiß Fotografie. In der Regel zeigt er auch immer das gleiche Motiv: einen mehr oder weniger vollgeschriebenen Computerbildschirm. Wahlweise mit oder ohne Teetasse daneben. Wird schnell langweilig.
Dass Autoren sich Pinnwände mit schönen Bildern zu ihren Projekten anlegen, das kann ich nachvollziehen. Allerdings verstehe ich nicht den Reiz für Aussenstehende sich diese Bilder anzusehen. Auch noch, wenn das Projekt gerade geschrieben wird. Die Bilder zum Text entstehen in meinem Kopf. Da braucht es keine vorgegebenen Fotos. Das hat den gleichen Effekt, wie wenn der Lieblingsroman verfilmt wird und die Schauspielerin, die die Hauptfigur übernimmt, stimmt nicht mit dem Bild überein, welches ich mir von ihr gemacht habe, als ich das Buch las. Sehr ernüchternd. Sehr irritierend. Möchte ich so etwas meinen Lesern antun?
Und wenn nicht, was soll ich dann auf meiner Pinterest Seite zeigen, wenn die Projekte und Bilder aus dem Autorenalltag wegfallen? Da bleibt nichts übrig.
Zudem die Frage, ob es wirklich so viel bringt, dass es einen möglichen Zusatzaufwand rechtfertigt. Meine Zeit ist auch nicht unendlich und schon zwischen Schreiben, bloggen und Familienalltag aufgeteilt. Pinterest wäre eine zusätzliche Arbeit. Wenn ich mir die machen und noch irgendwo unterbringen soll, muss sich das schon lohnen. Dann muss auch mein Blog plötzlich „on steroids“ sein, wie es der Bekannte so schön formuliert hat. Alles andere wäre für mich vergebene Liebesmüh.
Andererseits, dachte ich mir, es ist das neue Jahr und wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Es ist ja schon eine ganze Weile her, dass ich mir die Zeit genommen und etwas Neues probiert habe. Etwas, dass ich früher regelmäßig gemacht habe. Ob es nun um Schreibpraktiken ging oder um Software für Autoren. Warum nicht also mal wieder den hingeworfenen Fehdehandschuh aufnehmen und es probieren? Wenn es gut läuft, wird es ein Gewinn, wenn nicht, kann ich immer noch einen gemeinen Artikel darüber schreiben und mein Konto wieder löschen. Bis dahin könnte es ganz spannend sein, sich das mal anzusehen, sich durch die, wie ich finde, doch recht komplizierte Struktur von Pinterest wühlen und versuchen herauszufinden, was jetzt eigentlich was ist und was es bedeutet.
Langer Rede kurzer Sinn: Ich habe mir ein Konto erstellt und bin seit dem 05.01. auch auf Pinterest zu finden. Derzeit gibt es auf meiner Seite allerdings noch nicht wirklich viele Inhalte zu sehen. In einem spontanen Anfall von Kreativität habe ich ein Board für „Lotte in London“ erstellt. Mit Bildern von ausgewählten Orten, die auch im Buch vorkommen und, natürlich, auch mit Bildern von Lotte und Tom. Na ja, mit Bildern von irgendwelchen Leuten, die dem wie Lotte und Tom aussehen schon ziemlich nahekommen. Die perfekten Abbilder habe ich natürlich nicht gefunden. Die sind nach wie vor noch in meinem Kopf und ich denke im Kopf eines jeden Lesers werden sie auch ein klein wenig anders aussehen. Daher, bitte die Bilder nur als grobe Richtung verstehen.
Geplant sind noch weitere Boards für „Schattensprung“ und „Wiedersehen in Berlin“.
Außerdem sollen sich die zwei anderen Boards „Webseite“ und „Autorenleben“ noch weiter mit allem möglichen Zeug füllen, die ich entweder selbst dort einstelle oder aber auf Pinterest finde. Und dann sehen wir mal, wo ich in zwei Monaten stehe. Ob ich dann Top oder Flop sage.