Entwicklungshilfe
In meinem letzten Wochenbericht hatte ich einen Artikel von Liber Laetitia über das Schreiben von Kurzgeschichten verlinkt, welchen ich als Anleitung, bzw. Hilfestellung nehmen wollte. Denn das schreiben von Kurzgeschichten fällt mir mehr als schwer. Um ehrlich zu sein, das Kürzeste was ich bisher hin bekommen habe waren an die achtzig Seiten. Darunter scheint bei mir bisher nichts zu gehen. Weswegen ich diese “Schwäche” in Angriff nehmen möchte.
Das Problem an der Sache ist für mich aber die Entwicklung der Charaktere. Nicht erst in dem Artikel auch schon zuvor habe ich es immer wieder gelesen / gehört: gute Figuren sind mehrdimensional. Sie haben ihre Stärken,Schwächen, ihre Marotten und nur das lässt sie menschlich und interessant wirken. Von einfachen Pappkameraden lässt sich der Leser nicht begeistern.
In der Kürze liegt die Würze?
Soweit so gut. In meinen bisherigen Werken hatte ich diesbezüglich auch nie ein Problem. Es gab genug Platz, Zeit und Situationen in denen meine Figuren zeigen konnten, was sie in sich haben. Bei einer Kurzgeschichte ist das nicht der Fall. Da wird es schnell eng. Nun scheint die Lösung dieses Problems in der Entwicklung des Charakters zu liegen. Kurzgeschichten sind wohl eine Plattform für Situationsbeschreibungen, in denen die Entwicklung einer Figur gezeigt werden kann. Der Charakter bekommt ein Problem präsentiert und wie der Lehrer dem Schüler beim lösen der Matheaufgabe zusieht, beobachten wir den Kampf der Figur. Ein Kampf aus dem diese Figur verändert hervorgehen soll. Womit ich bei meinem zweiten Problem wäre:
Entwicklung ja bitte?
Warum muss der Charakter eine Wandlung durchlaufen? Nun, ich höre bereits die Antwort: Weil es sonst keine Lösung gibt! Weil es sonst keine Geschichte gibt! Weil die Figur wachsen soll, lernen soll!
Aber muss sie?
Mal ernsthaft Kunst orientiert sich an der Realität. Und in dieser treffe ich immer wieder auf Exemplare der menschlichen Gattung, die fehlerbehaftet sind. Und egal ob man ihnen das ein oder tausendmal sagt, sie ändern sich nicht. Sie machen Sisyphos gleich immer dieselben Fehler, geraten wieder und wieder in die gleichen Situationen.
Warum sollte es in der Literatur anders sein? Warum kann ich nicht das Reale abbilden, zeigen, wie der Charakter mit dem Konflikt kämpft um dann per dummen Zufall zu entkommen, sich aber nicht zu verändern. Warum muss der Konflikt überhaupt gelöst werden? Kann es nicht auch so sein, dass am Ende alles beim Alten ist und wir lediglich den Kampf zu sehen bekamen? Warum sind wir so versessen darauf das Figuren auf dem Papier eine Lösung finden müssen? Vielleicht weil wir das nicht können?