Autorenwahnsinn Tag 21
Die Frage lautete: Womit prokrastinierst du.
Die Frage kann ich nicht beantworten, da ich nicht bewusst Sachen verschleppe, wie es in der Definition von prokrastinieren enthalten ist.
Es mag furchtbar arrogant klingen, wenn ich das so sage, aber es ist tatsächlich so, dass ich meine Arbeit nicht verschleppe, sondern ich versuche meinen Zeitplan und das was gemacht werden muss meinen Bedürfnissen und meiner Umgebung anzupassen. Was genau das heißt, könnt ihr weiter unten lesen. Woher das kommt, dass ich mich diszipliniert ransetze, das kann ich gleich erklären: Das liegt bei mir in der Familie.
Meine Mutter war Anwältin und so lange ich mich an sie erinnern kann, habe ich sie immer arbeiten sehen. Selbst wenn sie nicht in ihrer Kanzlei war, saß sie zu Hause und neben ihr türmten sich die Aktenstapel und man konnte sie Klageschriften und Briefe in ihr Diktiergerät sprechen hören. Als Kinder wussten wir, dass ihre Arbeit wichtig war und das wir sie nicht stören sollten, weswegen wir immer an der Wohnzimmertür klopfen mussten, wenn wir eine Frage hatten, damit sie die Möglichkeit hatte, das Band zu stoppen, denn, wie sie mir mal erklärt hatte, Familiengespräche und unser Genörgel hätten nichts in einem Diktat an ihre Sekretärin zu suchen.
Ich glaube, durch das doch rigorose Vorbild, stellt sich für mich gar nicht die Frage, ob man seine Arbeit machen möchte oder nicht. Man macht einfach, denn Arbeit ist keine Frage der Lust oder Unlust. Noch dazu, wo ich eine Arbeit mache, die ich mir selbst ausgesucht habe und zu der mich niemand zwingt. Andere würden bestimmt von meiner Freiheit träumen.
Das die Freiheit trotzdem mit Problemen, Streß und Ärger verbunden ist, brauche ich keinem Autoren zu sagen, doch in solchen Momenten, hänge ich mich an die Erinnerung an meine Mutter, die auch nicht aufgehört hat zu arbeiten und mache einfach weiter, bis es wieder von selbst geht.
Für mich ist prokrastinieren also eine Entscheidung, die man von sich heraus trifft. Und wenn man sich dessen bewusst ist, kann man sich dafür oder dagegen entscheiden.
Ein anderer Punkt, der zu meiner Disziplin beiträgt ist, dass meine Schreibzeit aufgrund der Familie auf ein paar Stunden Vormittags beschränkt ist und ich weiß, dass wenn ich meine Ziele erreichen will, ich das in der Zeit schaffen muss. Vielleicht hilft der Druck dabei?
Abgesehen davon, stelle ich das Telefon während ich arbeite auf stumm, sodass ich davon nicht abgelenkt werde und es vergesse. So habe ich auch nicht die Fluchtmöglichkeit in andere Medien, wie das Internet und alle damit verbundenen Ablenkungen.
Einziger Pferdefuß, den ich habe ist, dass ich nicht frei schreiben kann, wenn Leute um mich herum sind. Ich erwähnte das bereits an Tag 16 (Schreibbuddy), dass ich das Gefühl nicht mag, beim Schreiben beobachtet zu werden. Egal ob das Gefühl nur eingebildet ist oder real. Deswegen gilt für mich: Wenn die Familie um mich rum ist oder Besuch oder auch nur Handwerker, werde ich nicht an einem Erstentwurf schreiben. Überarbeiten, ja, ohne Probleme. Entwerfen und wirklich schreiben, nein.
In Folge heißt das natürlich, dass ich solche Zeiten einplanen muss und ich die Ferien meist mit Überabeitungen, dem Schreiben von Blogartigkeln, dem Aufräumen meines Blogs und der Teilnahme an solchen Aktionen verbringe. Ist doch auch ganz schön, sonst habe ich nämlich in meinem engen Zeitplan keine Lücken dafür.